Finanzielle Unterstützung des Michelin sorgt für Debatten
Gourmetguides wie "Gault&Millau" und "Falstaff" kritisieren Vorgangsweise der Tourismusverbände
Schon seit der Ankündigung, wieder österreichweit Sterne zu vergeben, sorgte der "Guide Michelin", der am Dienstag in Salzburg die Auszeichnungen verlieh, für Diskussionen. In die positive Stimmung, damit wieder in der globalen Gourmetwelt sichtbar zu sein, mischten sich auch kritische Töne.
Immerhin wird die Vermarktung von der Österreichwerbung und den Landestourismusverbänden mit einer nicht unwesentlichen Summe unterstützt – und damit mit Steuergeld. Kolportiert werden zwischen 700.000 und einer Million Euro, manchmal bis zu 2,1 Millionen Euro, die über drei Jahre zur Verfügung gestellt werden. Das ist nicht nur eine große Summe, sondern verleiht dem "Guide Rouge" auch eine Sonderstellung unter den heimischen Gourmetguides.
Verzerrendes Bild
"Das ist zweierlei Maß und geht so nicht", stellt Wolfgang Rosam, Herausgeber des Falstaff, gegenüber dem KURIER fest. "Die seit Jahrzehnten etablierten Restaurantguides Gault&Millau und Falstaff werden null gefördert und arbeiten ausschließlich auf eigenes Unternehmerrisiko." Gault&Millau-Herausgeberin Martina Hohenlohe argumentiert ähnlich.
"Diese Finanzierung ist wettbewerbsverzerrend und nicht fair.“ Als zwischen 2004 und 2009 schon einmal eine Österreich-Ausgabe des Guide Michelin erschien, habe er sich noch selbst vermarktet. Sie ist zudem sicher, dass evaluiert werden müsse, "ob das tatsächlich das Wundermittel für den österreichischen Tourismus ist". Im Windschatten des Guide Michelin erhoffen sich die österreichischen Touristiker nämlich ein spürbares Plus an Einnahmen und Nächtigungen.
Rosam betont zudem, dass mit Michelin ein "Milliardenkonzern" subventioniert werde. Der Guide wurde erstmals im Jahr 1900 von den Gründern des Reifenherstellers Michelin herausgegeben – als Handbuch für Autowerkstätten in Frankreich. Einige Jahre später kamen Restaurantempfehlungen dazu, die mit Sternen bewertet wurden. Heute gilt er weltweit als der bekannteste Restaurantführer der Welt.
Internationaler Markt
Den Wiedereintritt in den österreichischen Markt nach 15 Jahren begrüßt Rosam dennoch. "Wir hoffen, dass sehr viele Restaurants in Österreich zumindest einen Michelin-Stern bekommen, die Qualität unserer Köche und Restaurants verdient es." Der Guide verstärke die internationale Aufmerksamkeit "auf die großartige österreichische Kulinarik".
Um diese gehe es ihr vor allem, beteuert Astrid Steharnig-Staudinger, CEO der Österreich Werbung. "Neben der weltbekannten Wiener Küche haben wir auch Produzenten, junge Köche – junge Wilde, Landwirte. Die haben sich das verdient", sagt sie zum KURIER. Man wolle auch mit etablierten Playern kooperieren. "Was für den österreichischen Markt sinnvoll ist, machen wir auch. Als Österreich Werbung sind wir aber für den internationalen Markt zuständig. Daher war der Guide Michelin als fehlendes Puzzleteil notwendig, um uns auf eine internationale Bühne zu bringen."
Kommentare