Kaffee selbst rösten: Von der Plantage ins Wohnzimmer

Wiener Start-up bietet Rohkaffees aus den besten Anbaugebieten der Welt zum Selbströsten für zu Hause an – so sollen noch feinere Geschmacksnuancen freigesetzt werden.

Pandemie und Lockdowns haben den Trend, Produkte selbst herzustellen, in den vergangenen Jahren weiter befeuert. Brot wird selbst gebacken, Bier gebraut oder Gin angesetzt.

Die beiden Freunde Thomas Pickhard und Stefan Metzenleitner, die ihr Berufsleben lang in der Kaffeebranche tätig waren, setzen auf einen neuen Trend: Kaffee selbst zu rösten.

„Die meisten Geräte dafür sind aber für Haushalte zu groß und wegen fehlender Komponenten ungeeignet“, hat Metzenleitner festgestellt. So entstand die Idee zu ihren Start-up „MyHomeRoast“. Man bietet kompakte Röstautomaten, der Kaffee dazu kommt in rohem Zustand direkt aus seinem jeweiligen Anbaugebiet. Ausgewählt werden kann online.

Jute statt Plastik

„Wir haben uns gedacht: In Zeiten, in denen viele nur zu Hause sitzen, reisen immer schwieriger wird und auch ein Kaffeehausbesuch nicht immer möglich ist, wäre es schön, in den eigenen vier Wänden auf eine Weltreise des Kaffeegenusses gehen zu können“, sagt Pickhard.

„Unsere Auswahl an Rohkaffees stammt von Plantagen rund um die Welt und wird in großen Jutesäcken oder Holzfässern bei uns angeliefert“, schildert Stefan Metzenleitner aus Bad Fischau-Brunn (NÖ). In Österreich werden die Bohnen dann in Papiersäckchen gefüllt und an die Kunden verschickt.

©Rene Binder

„Wir möchten den Müllbergen, die beim Kaffeetrinken üblicherweise entstehen, ein Ende setzen“, erklärt der Wiener Thomas Pickhard. „Keine Kunststoff- und Alufolien, keine Aromaschutzventile, keine Kapseln. Wer schon einmal einen frisch gerösteten Kaffee getrunken hat, erlebt eine neue Dimension des Genusses.“ Und er erzählt: „Es war spannend, sich durch die verschiedenen Kaffees durchzukosten. Die unterschiedlichen Geschmacksnoten, die in den verschiedenen Anbaugebieten und durch das dortige Klima entstehen, sind unglaublich.“

Soziales Engagement

Wie etwa beim indischen „Monsooned Malabar“ – die feuchte Monsun-Atmosphäre bewirke einzigartige Veränderungen der Kaffeebohnen. „Der Monsun-Prozess besteht darin, die getrockneten Kaffeebohnen feuchtigkeitsbeladenen Monsunwinden in gut belüfteten Lagerhäusern auszusetzen“, beschreibt Metzenleitner. Dadurch verliere der Kaffee einen großen Teil seiner Säure, weshalb diese Sorte besonders von säureempfindlichen Kaffeetrinkern geschätzt werde.

©EPA/FAZRY ISMAIL

Übrigens: Auch der „König der Kaffees“, der Jamaika Blue Mountain Wallendford Estate, ist bei MyHomeRoast erhältlich.

Fakten

Herkunft
Die MyHomeRoast- Kaffees stammen aus Äthiopien (Yirgacheffe washed), aus Brasilien (Obata Fazenda Da Lagoa), Guatemala (Geniune Antingua Los Volcanes und Huehuetenango), Indien (Monsooned Malabar), Jamaica (Blue Mountain Wallenford Estate), Mexico (Maragogype), Peru (Yanesha Fairtrade) und Uganda (Robusta turaco)

900 Tassen
Kaffee trinkt jeder Österreicher im Durchschnitt pro Jahr

Die Handhabung der Röstvollautomaten sei simpel. Auf Knopfdruck kann ein zur Rohkaffee-Sorte passendes Programm gewählt werden. Aufgrund ihrer Kontakte direkt vor Ort haben die beiden auch von Anfang an beschlossen, soziale Projekte in den Kaffeeproduktionsländern zu unterstützen. Als erstes Charity-Projekt wurde eines in Uganda ausgewählt. Und aktuell hilft man mit dem Verein „Global Family“ Menschen, die aus der Ukraine flüchten, zu unterstützen, verrät Stefan Metzenleitner, der selbst schon zweimal an die polnische Grenze zur Ukraine gefahren ist, um Hilfsgüter zu liefern und Mütter mit Kindern abzuholen.

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