Gemüse in Pulverform: Experten haben Vorbehalte

In den sozialen Medien erleben "Green Powders" einen Hype. Ernährungsexperten sind skeptisch. Was sie können – und was nicht.

Fünf Portionen Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst am Tag – eine davon so groß wie eine geballte Faust. So empfiehlt es die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES).

Genügend Nährwerte, die auf einen Löffel täglich passen, bewerben die Anbieter von „Green Powders“ – dabei handelt es sich um Pulver aus Gemüse und Obst, dem häufig Pflanzenextrakte, Verdauungsenzyme und probiotische Bakterien zugesetzt werden. 

Eines der teuersten und aktuell meistbeworbenen Produkte stammt vom US-Anbieter Athletic Greens. Medienberichten zufolge soll das Unternehmen Anfang des Jahres 115 Millionen US-Dollar an Finanzmitteln erhalten haben. Formel-1-Star Lewis Hamilton, Model Cindy Crawford und Schauspieler Hugh Jackman zählen laut Bloomberg  zu den Investoren.

Wie man das "Grüne Pulver" sinnvoll verwendet, erklärt Ernährungsexpertin Ursula Pabst.

Grünes am Teller

Green Powders enthalten Obst und Gemüse in konzentrierter Pulverform und sollen als Ergänzung für die tägliche Nährstoffaufnahme dienen.

Kein Ersatz für frisches Gemüse

Grünes Gemüse ist kalorienarm, aber vollgepackt mit Nährstoffen. Es gehört zu den besten pflanzlichen Quellen für Magnesium, Kalzium und Eisen und ist reich an Vitamin K.

Die Ernährungsexpertin empfiehlt, Green Powders in ein Müsli oder einen Shake zu mischen. Auch eine Frühstücksbowl mit Haferflocken, die wertvolle Ballaststoffe liefern, oder mit Nüssen für gesunde Fette kann gut mit den Pulvern angereichert werden.

Verdünnt in einem Glas Wasser soll das Pulver Darmgesundheit, Muskelregeneration, Immunsystem und Energiehaushalt stärken. In den sozialen Netzwerken bewerben Influencer die hippen „Greens“ außerdem für flache Bäuche und einen Energieschub am Morgen.

Kein Heilmittel

„Für Leute, die wenig Obst und Gemüse essen, sind Green Powders eine Alternative“, erklärt Ernährungsberaterin Ursula Pabst dazu. Auch an stressigen Tagen, an denen fünf Portionen Obst und Gemüse schwer auf den Teller zu bekommen sind, können Green Powders eine gute Ergänzung sein.

Und Ergänzung bleibt das entscheidende Schlagwort, denn Heilmittel sind die Pulverchen keine. Pabst: „Sie können keine ansonsten ungesunde Ernährung komplett ausgleichen, auch wenn sie das Gewissen beruhigen.“

Denn für die Nährstoffaufnahme ist auch relevant, wie schnell diese die Magendarmpassage durchlaufen. „In Wasser aufgelöstes Pulver rinnt relativ schnell durch. Der Körper hat gar nicht die Chance, alles aus diesen Pulvern aufzunehmen.“ Außerdem fehlen Fett und Ballaststoffe, die eine Aufnahme unterstützen würden. Die Expertin empfiehlt daher immer, solche Nahrungsergänzungen in eine Mahlzeit einzubinden.    

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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