Flaschenpost: Ausgeliefert

Die meisten Winzer ertragen es demütig – sie sind es gewohnt, der Natur ausgeliefert zu sein.

Es scheint wie das Amen im Gebet: Nach einem viel zu heißen Frühlingsbeginn kommt der Frost. So auch heuer: Anfang April herrschte Badewetter, Ende des Monats zog wieder der Winter ein. Wüsste man es nicht besser, könnte man annehmen, der April sei nicht bloß launisch, sondern hinterfotzig: Die Rebstöcke trieben natürlich munter aus, legten vertrauensvoll ihre schützende Wachsschicht ab – mitunter sah man schon das Geschein, also den Blütenansatz. 

Dass ein Vegetationsvorsprung von vier Wochen nicht gut gehen konnte, war den meisten Winzern klar. Allein sie konnten nichts dagegen tun. Wieder einmal mussten sie zusehen, wie ein mehr oder weniger großer Teil eines Weinjahrgangs dem nächtlichen Frost zum Opfer fiel. Zwar versuchten sie mit Feuerkübeln zwischen den Rebzeilen zu retten, was noch zu retten war – mancherorts jedoch umsonst. Kühle Lagen, die aufgrund der Klimaerwärmung begehrt sind wie nie, erweisen sich als besonders frostgefährdet. Die meisten Winzer ertragen es demütig – sie sind es gewohnt, der Natur ausgeliefert zu sein. 

Da hilft all die Technik und Chemie nichts, im Gegenteil: Nur wenn in der Landwirtschaft mit und nicht gegen die Natur gearbeitet wird, könnte das dazu beitragen, dass sich die Klimaerwärmung zumindest nicht weiter in diesem Tempo zuspitzt. Biologische und tatsächlich nachhaltige Bewirtschaftung verringert nachweislich die CO2-Belastung. Also nicht abwarten und Tee trinken, sondern aufwachen und verantwortungsbewusst produzierten Wein trinken.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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