Wer hätte das gewusst? 13 faszinierende Fakten über Weintrauben
Als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, hat die Weintraube eine weitreichende Geschichte. Hier sind 13 Fakten über die ovoiden Früchtchen.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Staaten (FAO) wurden 2021 weltweit insgesamt 73.524.196 Tonnen Weintrauben geerntet. Davon sind es 328.040 Tonnen allein in Österreich. Insgesamt sind rund 16.000 Rebsorten bekannt. Hierzulande sind 26 weiße und 14 rote ebendieser für die Produktion von Qualitäts,- Prädikats- und Landwein zugelassen. Auch wenn Trauben meist zur Herstellung von Wein oder Saft verwendet werden, kann man aus den kleinen Beeren auch schmackhafte Zubereitungen zaubern. Dabei ist es ihre vielseitige Beliebtheit, gepaart mit den vielen Ländern mit guten Wachstumsbedingungen, die die Traube zu einer der wirtschaftlich wichtigsten Nutzpflanzen der Welt gemacht hat. 13 Fakten, die man über Weintrauben wissen sollte.
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1. Fakt: Trauben werden zur Herstellung von Kunstleder verwendet
In Zeiten des Klimawandels halten auch Modemacher Ausschau nach umweltfreundlicheren und tierversuchsfreien Ressourcen. Das 2018 gegründete italienische Unternehmen Vegea hat eine Möglichkeit gefunden, aus Traubenabfällen völlig recyclebares und biologisch abbaubares Kunstleder herzustellen. Die dafür verwendeten Traubenabfälle stammen aus der Weinherstellung. Die Umweltfreundlichkeit des Traubenleders übertrifft die vieler typischer synthetischer Alternativen aus der petrochemischen Industrie. Verwendet wird es für Schuhe, Taschen und Boxhandschuhe. 2019 stellte Bentley sogar ein elektronisches Konzeptauto vor, das mit dem weinroten Stoff von Vegea ausgestattet ist. 2022 präsentierte wiederum die Designerin Stella McCartney auf der Pariser Fashion Week ihre Kollektion aus traubenfarbenen Ledersneakern und -taschen.
Das Produkt hilft auch, die Probleme der Abfallentsorgung in der Weinindustrie zu lösen. Jährlich fallen weltweit schätzungsweise zehn Millionen Tonnen Abfall an. Der Abfall wird zum Großteil verbrannt. Nicht gerade positiv für das Klima, denn das Verbrennen trägt zum Kohlendioxidausstoß bei.
2. Fakt: Weintrauben können für Haustiere tödlich sein
Trauben und ihre Derivate – also Rosinen, Johannisbeeren, Sultaninen, Wein und Traubensaft – sind für Hunde giftig. Der Verzehr kann bei den Tieren Nierenversagen verursachen, das letztendlich tödlich enden kann. Auch bei Katzen wurden Vergiftungserscheinungen beobachtet – wenn auch seltener auftretend. Zu den Symptomen einer Traubenvergiftung zählen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- übermäßiger Durst
Diese Tierärzte der American Society for the Prevention of Cruelty to Animals (ASPGA) haben im Jahr 2021 herausgefunden, warum Weintrauben für unsere pelzigen Freunde so giftig sind: Die enthaltene Weinsäure ist der Übeltäter. Empfohlen wird daher, selbst beim Verdacht, das Tier könne eine Weintraube gefressen haben, einen Tierarzt aufzusuchen.
3. Fakt: Weintrauben zum Essen unterscheiden sich von denen, die zur Weinherstellung verwendet werden
Die Qualität der frisch verzehrten Trauben, die Tafeltrauben genannt werden, unterscheidet sich erheblich von denen, die zur Weinherstellung (Keltertrauben) erforderlich sind. Die meisten Tafeltrauben-Variationen gehörten der Art Vitis vinifera an. Sie sind tendenziell größer, haben eine dünnere Schale und weniger Kerne. Ihr Fruchtfleisch ist saftig und fest, allerdings weniger konzentriert im Geschmack. Keltertrauben haben bestimmte Eigenschaften, wie mehr Kerne und eine dickere Schale, was dem Wein mehr Geschmack und Farbe verleiht. Sie werden auch später geerntet, wenn ihr Zuckergehalt angestiegen ist. Die beliebteste Sorte ist Cabernet Sauvignon, gefolgt von Merlot.
4. Fakt: China ist führend beim Anbau und Verbrauch von Tafeltrauben
Ganze 11.200.000 Tonnen Weintraubenernte produziert China jährlich. Dank des günstigen Klimas und der günstigen Wachstumsbedingungen wird dortzulande seit mehr als 2.000 Jahren Wein angebaut. Dabei ist China aber nicht nur der weltgrößte Traubenproduzent, sondern auch der größte Verbraucher. So wird angenommen, dass der Verbrauch im Jahr 2022/2023 weiter steigen wird – auf 12,4 Millionen Tonnen.
5. Fakt: Menschen essen seit 22.000 Jahren Weintrauben und beeinflussen ihre Entwicklung
Es wird vermutet, dass die frühen Formen der heutigen Trauben schon vor bis zu 130 Millionen Jahren wuchsen. Wissenschaftler haben im Jahr 2017 die Genome wilder und domestizierter Weintrauben miteinander verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass die Proben während der letzten Eiszeit vor etwa 22.000 Jahren auseinandergingen – also Tausende vor Jahren bevor der Mensch begann, sie zu kultivieren. Auch zeigte sich, dass die Traubenpopulationen vor der Domestizierung einen langen, stetigen Rückgang erlebten. Die Forschenden vertreten diesbezüglich die Hypothese, dass Menschen, die in freier Wildbahn Weintrauben sammelten, die Evolution der Trauben beeinflussten – lange noch bevor sie mit der Domestizierung begannen.
6. Fakt: Weintrauben waren vermutlich die ersten von Menschen domestizierten Früchte
Laut den archäologischen Funden bauten die Menschen im Nahen Osten bereits um 6.000 v. Chr. Weintrauben für die Ernte an. So konnten Spuren von Säuren die bei der Weinherstellung entstehen, auf Tonkeramikfragmenten nachgewiesen werden. 2023 veröffentlichten Forscher genetische Beweise dafür, dass Weinreben vor etwa 11.000 Jahren domestiziert wurden – und das gleichzeitig und unabhängig in zwei verschiedenen Regionen: Der Region in Westasien – in der der Libanon, Jordanien, Palästina und Israel beheimatet sind - und der vom heutigen Aserbaidschan, Armenien und Georgien.
7. Fakt: Die meisten Weine stammen aus einer einzigen domestizierten Rebsorte
Für die beliebten Weine verantwortlich ist die domestizierte eurasische Rebsorte Vitis vinifera. Sie gilt aufgrund ihres hohen Zuckergehalts und moderaten Säuregehalts als die beste für die Herstellung von Weltklasseweinen wie Chardonnay, Merlot, Pinot Noir oder Cabernet Sauvignon.
8. Fakt: Trauben wachsen auch an ungewöhnlichen Orten
Weltweit gibt es einige einzigartige und ungewöhnliche Umgebungen, die mit dem Weinanbau verbunden sind. So wachsen Reben in den abgelegenen vulkanischen Weinbergen von La Geria auf der spanischen Kanarischen Insel Lanzarote. Ein Ausbruch in den 1730er-Jahren vernichtete dort traditionelle Formen der Landwirtschaft und verwandelte die Gegend dank der reichhaltigen Nährstoffe im Boden in eine ideale Region für den Weinanbau. Auch in Thailand sind einige ungewöhnliche Weinberge zu finden. Wie etwa die berühmten "schwimmenden“ Weinberge des Bezirks Samut Sakorn. Sie liegen im Chao Phraya Delta zwischen den Flüssen Mae Klong und Tha Chin. Die magische Illusion schwebender Weinreben wird durch ein Netzwerk von Entwässerungskanälen erzeugt, die kleine, rechteckige Weinberginseln umgeben.
9. Fakt: Frühere Trauben hatten viel weniger Farbunterschiede
Die vielen Farbvariationen der Trauben – von gelbgrünlich über Rosa- und Rottöne bis zu Lila oder Schwarz – sind auf die Konzentration an Anthocyanen in den Trauben zurückzuführen. Es wird angenommen, dass der wilde Vorfahr der heutigen Weinsorten wahrscheinlich schwarz war – ähnlich wie die heutigen Wildtrauben. Generationen von Winzern wählten Trauben aufgrund ihrer Farbe aus, was zu der Diversifizierung führte, die wir noch heute beobachten können.
10. Fakt: Die weltweiten Weinberge wären fast durch einen eingeschleppten Schädling zerstört worden
In den 1850er-Jahren gelangte eine in Nordamerika beheimatet Blattlaus, bekannt als Reblaus, über den Atlantik und machte sich daran, den europäischen Weinbau zu zerstören. Der Schädling trieb die Menschen zur Verzweiflung, sodass Familien, sie seit Generationen Weinberge bewirtschafteten, diese bis auf die Grundmauern niederbrannten, um die Ausbreitung zu stoppen. Überall, wo europäische Reben wuchsen, drohte die Zerstörung. Besonders betroffen war Frankreich. Die Zeit ging in die Geschichte ein als Französische Weinfäule. Tausende Hektar Weinberge gingen verloren und viele Familien standen vor dem finanziellen Ruin. Die Regierung des Landes bot jedem, der ein Heilmittel finden konnte, eine finanzielle Belohnung an. Bis heute gibt es kein Mittel, um Rebläuse aktiv zu bekämpfen. Doch die Menschen haben einen Weg gefunden, das Fortschreiten der Schädlinge einzudämmen: Sie pfropften europäische Reben auf den Reblaus-resistenten amerikanischen Wurzelstock wie Vitis labrusca oder Vitis riparia. Das stoppte die wurzelfressende Laus.
11. Fakt: Im Mittelalter trank man Traubensaft mit Milch, Zucker und Wasser
Sowohl im Mittelalter als auch zu späterer Zeit wurde ein aus kurz vor der Reife gepflückten Weintrauben bereiteter Saft als Agresta bezeichnet. Auch die unreifen Beeren trugen den Namen. Der Saft wurde mit etwas roher Milch vermischt und an einem kühlen Ort etwa zwölf bis 15 Stunden stehengelassen. Wenn die geronnene Milch Unreinheiten in Flocken an sich gebunden hat, wurde der Saft durch ein Tuch gefiltert und im Keller aufbewahrt. Bei Bedarf wurde er mit Wasser und Zucker vermischt und als kühler Trank verwendet.
12. Fakt: Aufgrund des Klimawandels wird hybrider Weinanbau immer beliebter
Forschende waren auf der Suche nach Trauben, die gegen Probleme wie Fäulnis, Pilze oder Krankheiten resistent sind. Doch bis vor Kurzem verbot die europäische Norm die Herstellung von Weinen aus Hybridsorten. Grund dafür war die vermeintlich minderwertige Qualität. Doch der Klimawandel öffnete erneut die Tür für das Hybridisierungsexperiment. 2021 änderte die EU schließlich ihre Vorschriften und erlaubte es, resistente Hybridrebsorten in "Appellations“-Weinen zu verwenden. Als Appellation gilt dabei ein gesetzlich geschütztes Gebiet, wobei jedes Land bestimmt, was eine Appellation definiert. Gartenbauwissenschaftler kombinieren inzwischen den Geschmack und die Eigenschaften europäischer Trauben mit der Widerstandfähigkeit amerikanischer Sorten, die den Launen des Klimas standhalten sollen.
13. Fakt: Die größte Rebsorte ist die Kyoho
Die größte Traube ist die Kyoho, eine europäisch-amerikanische Hybridsorte, die 1937 in Japan entstand. Zu Ehren des Berges Fuji wurde sie Kyoho genannt, was übersetzt so viel bedeutet wie "großer Berggipfel“. Die länglichen Trauben sind zwei bis vier Zentimeter groß. Ihre Haut hat eine dunkelviolette bis fast schwarze Farbe. Ihr grünes Fleisch ist sehr süß. Allerdings sind die Samen und ihre dicken Schalen bitter, weswegen sie oft weggeworfen werden.
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