
Insektizide im konventionellen Weinbau: Ein Teufelskreis
So nötig Insektizide im Notfall sein mögen, so problematisch sind sie als Dauerlösung – für Bio-Winzer kommen sie ohnehin nicht infrage.
Während für unsereins der August Sommerloch bedeutet, brennt für viele Winzer der Hut: War schon der Dauerregen im Juli ein Schlaraffenland für Pilze der Reben, so droht jetzt in der Steiermark auch noch eine Invasion der Amerikanische Rebzikade – laut Weinverband die größte Bedrohung seit der Reblaus im 19. Jahrhundert. Sie brachte damals den europäischen Weinbau fast zum Erliegen.
Die Rebzikade hingegen zerstört zwar selbst keine Reben, überträgt aber die gefürchtete "Goldgelbe Vergilbung", eine Erkrankung, die den Rebstock absterben lässt. Stefan Potzinger, Präsident des steirischen Weinbauverbands, sieht gar die gesamte steirische Anbaufläche in Gefahr. Eine düstere Vision. Befallene Rebstöcke werden daher sofort gerodet. Aber auch die Ausbreitung der Zikade müsse verhindert werden, so Potzinger.
Im konventionellen Weinbau setzt man dafür Insektizide ein. Genau da liegt der Hund begraben: So nötig Insektizide im Notfall sein mögen, so problematisch sind sie als Dauerlösung – für Bio-Winzer kommen sie ohnehin nicht infrage. Der prophylaktische Einsatz der Nervengifte eliminiert auch die natürlichen Fressfeinde der Zikade, wodurch es erst zur Invasion kommt. Davor warnen etwa die bekannten burgenländischen Winzer Gerhard und Herbert Triebaumer, die sich schon vor etlichen Jahren gegen Zwangsspritzungen von Insektiziden stark machten.
Alle Winzer in ihrem Heimatort Rust verzichten nunmehr darauf. Und siehe da: Die Zikade konnte sich dort seither nicht mehr ausbreiten.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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