
Kiwi-Hype auf TikTok: Von Vitamin C bis zu besserem Schlaf?
Die exotischen Früchte ewrden derzeit auf den sozialen Medien für bessere Nachtruhe empfohlen. Was Experten dazu sagen.
Sie sind mittlerweile in jedem Diskonter erhältlich und gelten seit ihrem Auftauchen in Mitteleuropa in den 1960er-Jahren als gesunde Vitaminbomben. Doch auch optisch machen Kiwis dank ihres intensiv-grünen Fruchtfleisches einiges her.
Durch soziale Medien erlebt das exotische Obst derzeit einen neuen Hype: Neuerdings äußern sich auch Wellness-Influencer auf der Video-Plattform Tiktok überschwänglich zu Kiwis. Nicht nur aufgrund der ernährungsphysiologisch wertvollen Inhaltsstoffe, die die Verdauung ankurbeln. Momentan geht es vor allem um vermeintlich schlaffördernde Eigenschaften.
Nährstoffpaket
Das neue Interesse an Kiwis bemerken mittlerweile in den USA ausgebildete Ernährungsexperten. „Kiwis erleben gerade einen Boom“, wird etwa Judy Simon, klinische Ernährungsberaterin am University of Washington Medical Center in Seattle, in der New York Times zitiert.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Kiwis eine Fülle an Nährstoffen enthalten. Bekannt ist etwa der hohe Vitamin-C-Gehalt: 100 Gramm enthalten 45 Mikrogramm des Vitamins, das der Mensch über die Nahrung zuführen muss. Mit zwei Kiwis pro Tag könne der tägliche Bedarf bereits gedeckt werden, berechnen Ernährungswissenschaftler. Dazu kommen Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Kalium sowie Vitamin B. Sowie Ballaststoffe, die die Verdauung fördern.
Kiwis enthalten das Eiweiß spaltende Enzym Actinidin, das Proteine in Milchprodukten in kleinere Bestandteile zerlegt. Die entstehenden Spaltprodukte sind übrigens dafür verantwortlich, dass Milchprodukte, in die Kiwis gerührt wurden, bitter schmecken, betont man beim Verein für Konsumenteninformation.
Der aktuelle Hype geht noch über den Ernährungsbenefit hinaus: In Kiwis sind auch geringe Mengen des Neurotransmitters Serotonin enthalten – und der ist wiederum in den Schlaf-Wach-Rhythmus involviert. Die Conclusio daraus: Vor dem Schlafengehen verspeiste Kiwis fördern das Ein- und Durchschlafen.
In den sozialen Medien berufen sich derzeit manche auf eine Studie irischer Sportwissenschaftler aus dem Jahr 2023, die im Fachjournal Nutrition erschienen ist. Allerdings ist sie mit 14 Teilnehmenden, Elite-Sportler der nationalen Segelmannschaft, extrem klein. Und damit wenig aussagekräftig.
Vier Wochen lang Kiwis
Das Team wollte herausfinden, wie sich der tägliche Verzehr von Kiwis über vier Wochen hinweg auf die Versorgung mit Nährstoffen und die Schlafqualität auswirkt.
Das Ergebnis zeigte zwar durchaus Verbesserungen in der Schlafqualität der Probandinnen und Probanden. Die Forschenden betonten in ihrem Resümee allerdings auch, dass diese „vielversprechenden Ergebnisse weiter und genauer untersucht“ werden müssten.
Auch abseits der nach wissenschaftlichen Kriterien wenig aussagekräftigen Studienergebnisse: Es gebe keinen Grund, aufgrund von Lobeshymnen selbst ernannter Ernährungsexperten in den sozialen Medien nun täglich zu Kiwis zu greifen, findet Ernährungswissenschafterin Sabine Bisovsky. Gerade in Mitteleuropa: „Alle Früchte enthalten Vitamin C, Österreich ist diesbezüglich ohnehin kein Mangelland.“
Info
Herkunft
Die ursprüngliche Heimat der Beerenfrucht aus der Familie der Strahlengriffelgewächse ist China. Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte sie nach Neuseeland und wurde weiter kultiviert. 1952 exportierte man sie nach Großbritannien. Weil die Frucht so gut ankam, exportierte man sie auch nach Nordamerika und Europa. 1959 erhielt sie den Namen Kiwi nach dem gleichnamigen, in Neuseeland beheimateten Vogel.
Sorten
Mittlerweile werden Kiwis auch in Italien oder Spanien angebaut, meist die Sorte Actinidia deliciosa zurück. Weltweit gibt es ca. 40 Sorten, Actinidia chinesis etwa hat gelbes Fruchtfleisch.
Saisonal ist besser
Sie plädiert, zu saisonalen Früchten zu greifen, „die punkten mit weit mehr als nur Vitamin C“. Und müssen zudem nicht über Tausende Kilometer transportiert werden. Was das Glückshormon Serotonin betrifft: Tryptophan – also die Vorstufe in Lebensmitteln, aus denen der Körper Serotonin bildet – liefern Lebensmittel wie Nüsse und Käse ausreichend. Ihr Fazit: „Nicht ein einzelnes Lebensmittel macht ein gesundes Essverhalten aus, sondern die Vielfalt.“
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