"The Responder": Martin Freeman als Cop auf Abwegen

Düsterer Serien-Einsatz als Streifenpolizist in Liverpool.

Spucke im Gesicht, Blut auf den Stiefeln: So sehen die Nächte für Chris Carson (Martin Freeman, „The Hobbit“, „Sherlock“) aus, der in Liverpool als Streifenpolizist arbeitet. Ob ein Streit zwischen Nachbarn zu eskalieren droht, oder jemand eine Leiche gefunden hat – Chris ist meistens als erstes vor Ort.

Die sechsteilige Serie „The Responder“ (seit dieser Woche bei Canal+ zu sehen) begleitet den wortkargen Protagonisten mehrere Nächte lang bei seiner Arbeit. Doch die frisst ihn immer mehr auf, Chris leidet unter Panikattacken. Denn das Elend, aus dem er andere retten möchte, umgibt ihn auch selbst.

Seine Therapeutin ist ihm keine große Hilfe – vergisst schon mal, wer da überhaupt vor ihr sitzt. Chris’ Frau Kate (MyAnna Buring) hat eine Affäre mit seinem verhassten Kollegen. Und das viel zu teure Pflegeheim für seine sterbenskranke Mutter (Rita Tushingham) geht an die finanziellen Reserven.

Als ein befreundeter Drogendealer (Ian Hart) ihn um einen Gefallen bittet, gerät Chris in eine scheinbar nicht enden wollende Unglücksspirale.

Es ist eine einnehmende, aber auch bedrückende Serie über die Bewohner einer Stadt, die versuchen, mit den Abhängigkeiten und Zwängen in ihrem Leben zurechtzukommen. Das Drehbuch stammt vom Briten Tony Schumacher, der selbst elf Jahre lang Polizist war, bis es ihm zu viel wurde und er einen Zusammenbruch erlitt.

Martin Freeman brilliert als ebenso erfahrener wie überforderter Cop, der Gutes tun will, doch an seinen eigenen Erwartungen scheitert. Wenn sich die Gelegenheit bietet, steckt er schon mal ein paar Geldscheine ein, greift zu unkonventionellen und gewaltsamen Methoden. In anderen Fällen drückt Chris wieder beide Augen zu.

Sich immer ans Lehrbuch zu halten, scheint jedoch auch nicht zwingend der richtige Weg zu sein, wie Chris’ junge Kollegin Rachel (Adelayo Adedayo) erkennt.

Die Graubereiche auszuhalten ist etwas, das beide lernen müssen. Genauso wie Hilfe anzunehmen.

Nina Oberbucher

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