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Studie: Warum schlechte Grammatik für Menschen zum Stressfaktor wird

Tippfehler, falsche Pronomen oder die falsche Zeitform: Korrekte Grammatik gehört für die meisten dazu. Neue Forschungsergebnisse geben Aufschluss, warum Fehler so frustrieren.

Die Nachricht abgeschickt, entdeckt man einen Fehler im Text. Unangenehm, oder? Mit diesem Gefühl seid ihr nicht allein. Forschende aus dem Vereinigten Königreich haben herausgefunden, dass es tatsächlich eine körperliche Reaktion hervorruft, wenn wir Fehler bei der Grammatik machen.

Die im Journal of Neuolinguistics veröffentlichte Studie von Forschenden der Universität Birmingham beinhaltet die Erkenntnis, dass das Hören und Lesen von falscher Grammatik zu körperlichen Anzeichen von Stress führt und sich auf die Herzfrequenzvariabilität (HRV) auswirkt.

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Der Studienablauf

Für ihre Untersuchung rekrutierten die Wissenschaftler der Universität Birmingham 41 britische Erwachsene, die Englisch sprechen. Die Probanden mussten sich 40 englische Sprachproben anhören, von denen die Hälfte grammatikalische Fehler aufwiesen. Dabei wurde die Herzfrequenzvariabilität (HRV) der Teilnehmenden aufgezeichnet.

Die HRV erfasst die Zeit zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen. Dabei variiert die Länge der Intervalle zwischen den aufeinanderfolgenden Herzschlägen, wenn die Person entspannt oder gestresst ist. Bei der Untersuchung zeigte sich schließlich eine statisch signifikante Verringerung der HRV als Reaktion auf Grammatikverstöße.

Die Verringerung spiegelt laut den Wissenschaftlern das Ausmaß der grammatikalischen Verstöße wider. Wenn eine Person entspannt ist, ist ihre HRV variabel, sprich die Intervalle sind im entspannten Zustand tendenziell unterschiedlich. Sie werden jedoch regelmäßiger, wenn eine Person gestresst ist.

Was hinter dieser Reaktion des Körpers steckt

Die Forschenden der Universität Birmingham gehen davon aus, dass Grammatikfehler eine "Kampf-oder-Flucht“-Reaktion im menschlichen Körper auslösen. Dagmar Divjak, Hauptautorin der Studie, über die Ergebnisse der Untersuchung: "Einfach ausgedrückt, aktiviert das sympathische Nervensystem die 'Kampf-oder-Flucht'-Reaktion bei einer Bedrohung oder wahrgenommenen Gefahr, während das parasympathische Nervensystem die 'Ruhe- und Verdauungs-' oder 'Fütter- und Fortpflanzungs-'Funktionen des Körpers steuert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch dieses System auf kognitive Anforderungen reagiert, und dies legt nahe, dass kognitive Anstrengungen auf vielfältigere Weise im physiologischen System nachwirken als bisher angenommen.“

Die Forschenden erklären weiter, dass Kenntnisse über eine Muttersprache größtenteils implizit seien. Das heißt, nicht von Menschen extra erlernt werden müssen. Das wiederum könnte bedeuten, dass unser Körper auf schlechte Grammatik reagiert, auch wenn wir den Grund gar nicht genau bestimmen können. Das unangenehme Stressgefühl entsteht also unter anderem dadurch, dass sich etwas nicht richtig anfühlt, aber wir nicht genau definieren können, was es ist. Damit liefern die Wissenschaftler den ersten Beweis, dass die HRV als Indikator des impliziten Sprachwissens verwendet werden kann.

"Diese Studie bietet uns eine neue Methode, um Aspekte der Kognition zu erschließen, die nicht direkt beobachtbar sind“, so Divjak. Die Erkenntnisse seien laut ihr daher besonders wertvoll bei der Arbeit mit Sprachanwendern, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht in der Lage sind, ihre Meinung verbal zu äußern.

Das Bemerkenswerteste an der Studie ist allerdings, dass sie zeigt, dass das Nervensystem auf kognitive Anforderungen reagiert – sprich, auf die Nutzung des Gehirns, um Dinge herauszufinden. Im Klartext bedeutet das, dass die Anstrengungen des Denkens "mehr Auswirkungen auf das physiologische System hat als bisher angenommen.“

6 häufige Grammatikfehler im Deutschen

  1. Die Verwendung von Dass/Das: Die Verwechselung des Kausal-dass mit dem Relativ-das
  2. Modalverben werden als Vollverben genutzt: "Ich muss zum Arzt…“ – Fahren? Gehen? Rennen?
  3. "Wo“ als Relativpronomen nutzen: "Ein Freund, wo gerne Daheim bleibt.“
  4. Verwendung von tun statt machen: "Susanne tut wieder Ärger anziehen.“
  5. Vermeidung des Genitivs: "Die Tür vom Haus.“
  6. Verwechslung von als/ wie

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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