Prinzessinnen Catharina-Amalia (Niederlande) und Elisabeth (Belgien)

Prinzessinnen im Warteraum: Wer sind die Monarchinnen von morgen?

Ab nächster Woche gibt es in Europa keine amtierende Monarchin mehr. Indessen bringt sich eine neue Generation künftiger Königinnen in Stellung.

Am 14. Jänner geht nicht nur in Dänemark eine Ära zu Ende. Seit dem Tod von Queen Elizabeth II. war Margrethe von Dänemark die längstdienende – und einzige – amtierende Königin der Welt. Jetzt, im Alter von 83, zieht auch sie sich zurück und übergibt im Rahmen einer schnörkellosen Proklamation an ihren Sohn, Prinz Frederik. Ab dann steht es schlecht um die royale Frauenquote: Erstmals in diesem Jahrhundert sitzt keine Frau auf einem Thron, "zugeheiratete" Queen Consorts (Camilla, Mary oder Máxima) ausgenommen.

Die Symbolwirkung ist groß, zumal sowohl die kettenrauchende Margrethe als auch die souveräne Elizabeth als äußerst populäre Königinnen galten. In der Realität macht es jedoch kaum noch einen Unterschied, ob Regentinnen oder Regenten am Zug sind, erklärt die deutsche Adelsexpertin und Dokumentarfilmerin Julia Melchior. "Da es sich um parlamentarische Monarchien handelt, in denen die Macht beim Parlament liegt und das Staatsoberhaupt eine übergeordnete, repräsentative Funktion hat, spielt das Königspaar als Ensemble eine Rolle. Mit anderen Worten: Monarchie ist heute Teamarbeit."

Alter vor Geschlecht

In der darauffolgenden Generation sieht ohnehin alles anders aus. In fünf Familien – Niederlande, Spanien, Norwegen, Belgien, Schweden – stehen Frauen an der Spitze oder auf Platz 2 der Thronfolge. Das ergibt sich aus der Thronfolgeregelung, die in den vergangenen fünfzig Jahren in fast allen Monarchien hin zur Primogenitur geändert wurde: Vorrang hat, wer zuerst geboren wird – egal ob männlich oder weiblich. Einzig Prinzessin Leonor von Spanien könnte theoretisch noch von einem jüngeren Bruder überholt werden. Nach ihrer Geburt im Jahr 2005 sprachen sich zwar sowohl die politischen Parteien als auch die Königsfamilie für eine Modernisierung der Erbfolge aus, diese wurde aber bis heute nicht in Angriff genommen: zu kompliziert.

Wer ist wer?

Victoria von Schweden
Eines Tages folgt die 46-Jährige ihrem Vater, König Carl Gustaf, auf den Thron. Und sorgte auch selbst für eine weibliche Thronerbin: Tochter Estelle wird im Februar zwölf und steht auf Platz 2 

Catharina-Amalia der Niederlande
Mit der Abdankung ihrer Großmutter Beatrix vor zehn Jahren wurde die heute 20-Jährige zur Kronprinzessin. Derzeit studiert sie in Amsterdam Psychologie, Politik, Recht und Wirtschaft

Ingrid Alexandra von Norwegen
Noch herrscht ihr Großvater, König Harald, und ist ihr Vater, Prinz Haakon, Thronfolger. Nach ihm wird die 19-Jährige Norwegens erste Königin als Staatsoberhaupt werden

Elisabeth von Belgien
Ihren Bachelor absolvierte sie in Wales, aktuell studiert die 22-Jährige  Geschichte und Politik in Oxford. 2013 wurde ihr Vater Philippe König und sie seine Thronerbin

Leonor von Spanien
Im Sommer begann die Fürstin von Asturien eine dreijährige Militärausbildung, im Herbst feierte sie ihren 18. Geburtstag. Ihr Vater Felipe ist seit 2014 König von Spanien

Nicht mehr überholt werden konnte die norwegische Prinzessin Ingrid Alexandra von ihrem jüngeren Bruder Sverre Magnus. In der norwegischen Thronfolge steht sie vor ihm auf Platz 2, in der britischen, wo die norwegische Königsfamilie ebenfalls vertreten ist, ist sie hinter ihm gereiht. Erst seit 2011 gilt auch in Großbritannien die Gleichstellung der Geschlechter. Vorerst ohne Auswirkung, denn eine nächste Queen ist auf der Insel nicht in Sicht.

Leonor von Spanien absolviert gerade eine Militärausbildung

©EPA/DANIEL GONZALEZ / POOL

Teenie-Idole

Während nicht nur die britische Monarchie zuletzt mit Skandalen und Imagekrisen kämpfte, brachten sich die zukünftigen Königinnen – bis auf Victoria von Schweden alle um die zwanzig Jahre alt – in Stellung und absolvierten erste offizielle Termine. Die Gleichberechtigung gilt auch für ihre Ausbildung, sagt Melchior: "Die Töchter werden genauso auf den Thron vorbereitet wie die Söhne, militärische Ausbildung eingeschlossen." 

Laut den offiziellen Biografien eint Amalia, Elisabeth, Ingrid und Leonor die Liebe zu Natur, Musik und Outdoor-Sport, sie gelten als nahbar, verantwortungsvoll und bodenständig. Das mag daran liegen, dass ihre Mütter – außer Königin Mathilde (die dafür ausgebildete Psychologin ist) – Bürgerliche waren und verhindern wollten, dass ihre Kinder in royalen Blasen groß werden. „Die jungen Prinzessinnen wuchsen in dem Bewusstsein auf, dass sie Vorbilder sind für ihre Generation und alles, was sie tun, nachgeahmt wird“, sagt Melchior.

Ingrid Alexandra folgt ihrem Vater Haakon auf den Thron

©EPA/Mads Claus Rasmussen

Die Prinzen-Rolle

Partyexzesse à la Harry blieben bisher aus, auch über etwaige Liebschaften ist noch wenig bekannt. Ein Punkt müsse sich in dieser Hinsicht ändern, findet die Royal-Expertin: Denn die Männer, die eine Thronerbin heiraten, bleiben Prinzgemahle und sind daher benachteiligt. "In der Generation von Elisabeth, Leonor, Ingrid, Amalia und Estelle muss die Zeit reif sein für den Königsgemahl. Die Königinnen würden ja Staatsoberhäupter bleiben, aber es wäre ein zeitgemäßer Schritt, der den Teamgedanken stärkt."

In den Niederlanden hat man für alle Fälle vorgesorgt: Thronanwärter dürfen seit 2021 eine gleichgeschlechtliche Ehe eingehen, ohne den Anspruch auf den Thron zu verlieren. Ein zeitgemäßer Schritt, passend zum anbrechenden Königinnen-Zeitalter.

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