Patrick Dempsey: „Singen ist berauschend!“

Auch in seinem neuen Film gibt der Schauspieler den Prinzen vom Dienst – nun singt er allerdings auch. Im Interview erzählt er darüber.

Was passiert eigentlich nach dem Happy End? Eine Frage, die sich schon viele von uns gestellt haben. Manche haben es sogar selbst erlebt. Doch während es im echten Leben nach dem emotionalen Höhepunkt schnell kompliziert werden kann, war wenigstens im Märchen immer klar: Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Basta.

Aber die Zeiten ändern sich und sie machen auch vor Märchen nicht Halt: „Verwünscht nochmal“ (aktuell auf Disney+) setzt dort fort, wo der picksüße Disney-Musicalfilm „Verwünscht“ vor 15 Jahren aufgehört hat. Ja, die Prinzessin, die es aus der animierten Märchenwelt ins knallharte Realwelt-New York verschlug, hat im Großstadtdickicht doch glatt ihren Prince Charming gefunden. Und das auch noch in Gestalt eines pragmatisch veranlagten Scheidungsanwaltes. Doch dann?

Zehn Ehe-Jahre später ist das Glückspärchen reichlich desillusioniert. Ein Umzug in die verschlafene Vorstadt soll’s wieder richten, doch in Suburbia ticken die Uhren anders.

Da kommt auch ein Patrick Dempsey schwer dagegen an. „Er versucht das Leben mit dem neuen Baby sowie seinem ersten Kind und die Konflikte, die sich daraus mit der Stiefmutter ergeben, so gut es geht zu meistern“, erklärt uns der Schauspieler in einer Pressekonferenz zum neuen Film.

"McDreamy" forever

Keine Angst, ein frustrierendes Scheidungsdrama ist der Film deshalb nicht geworden. Schon bald tanzt die von Amy Adams gespielte Prinzessin in einem Peignoir-Gewand aus türkisfarbenem, satiniertem Crêpe mit handgemalten Blumen und einer rosa Satinschleife die Straße hinunter. Fürs Erste zumindest. Denn die Maid wünscht sich mehr Märchen im Leben, was jedoch schief geht: Stattdessen verwandelt sie die ganze Stadt in ein Märchenreich. Und in dem ist sie plötzlich die böse Stiefmutter ...

„Es war schön, für eine Weile Teil einer Märchenwelt zu sein“, sagt Dempsey und lacht. Wobei, war er das nicht irgendwie immer? Der Schauspieler gilt als personifizierter Frauenschwarm, ein Märchenprinz aus Hollywood, schlicht als Traummann.

Auch in der Interviewschaltung wirkt er selbstsicher, lässig, tiefenentspannt. Ganz wie seine Fans ihn lieben. Schwarze Hose, schwarzer Pulli, schwarze Brille sitzt er die Ärmel hochgekrempelt auf einer hellen Coach. Die linke Hand streichelt sein Kinn, ab und zu trinkt er Limonade aus der Dose.

„McDreamy“ lautete sein vielsagender Spitzname in der besten Krankenhaus-Seifenoper überhaupt: „Grey’s Anatomy“. Viele Saisonen gab Dempsey dort den schnuckeligen Dr. Derek Shepherd, Neurochirurg der Herzen. Der lässt sich auf eine Liebe mit der Assistenzärztin Meredith ein, verdrehte aber mit seinem festen Blick und den tollen Haaren garantiert jeder Zuschauerin von Los Angeles bis Lustenau den Kopf.

Plötzlich Prinz: „Es war schön, für eine Weile Teil einer Märchenwelt zu sein“

©Alex Bailey/The Walt Disney Company

In „Verwünscht nochmal“ darf Dempsey diesem Image, wenngleich veralbert, eines draufsetzen. Seine Figur wird nämlich zu einer märchenhaften Version seiner selbst. Er denkt, er sei ein heldenhafter Ritter und macht sich dabei ordentlich zum Kasperl. Ein Freifahrtsschein für Clownerie und natürlich ein Glücksfall für einen Schauspieler.

Patrick Dempsey konnte sich dabei in seiner ganzen Spielfreude ordentlich austoben. Als er etwa gegen einen feuerspeienden Drachen kämpfen mag, bekommt er ziemlich eine aufs Dach. „Es ist eine heroische Reise, die schrecklich schief geht“, so Dempsey lachend. Auch tanzen sieht man ihn. „Für mich war es total befreiend, dermaßen überlebensgroß agieren zu dürfen“, sagt er. „Ein fantastisches Abenteuer für mich!“

Dempsey singt!

Noch dazu darf man Patrick Dempsey singend erleben, eine cineastische Rarität, wie einst bei Pierce Brosnan, der sich in „Mamma Mia“ redlich mühte, für Meryl Streep sein schönstes Timbre anzustimmen.

Wie es sich für Dempsey anfühlte, auf völlig neuem Terrain zu agieren? „Es war eine Freude“, erzählt er. „Der Prozess insgesamt war eine außergewöhnliche Erfahrung. Ich habe das immerhin noch nie zuvor in meinem Leben gemacht.“ Wie das so ist mit neuen Erfahrungen, schwankt man dabei emotional irgendwo zwischen Himmel und Hölle. „Am Anfang fand ich es ein bisschen beängstigend“, gesteht Dempsey. „Aber letzten Endes war es großartig. Ich bekomme nicht oft so eine Gelegenheit, eine so facettenreiche Rolle zu spielen. Es hat Spaß gemacht, ich habe es geliebt. Und ich hoffe, den Leuten gefällt es!“

Ich bekomme nicht oft so eine Gelegenheit, eine so facettenreiche Rolle zu spielen. Ich habe es geliebt. 

In seine Szenen hat er viel Arbeit gesteckt. „Seine Stimme zu finden, mit dem Gesangscoach zu arbeiten, den Text und den Tanz zu lernen, war toll.“ Seine Kolleginnen Amy Adams (sie spielt die Prinzessin), Maya Rudolph oder Idina Menzel (ein Musical-Megastar) bewundere er zutiefst für ihre Sangeskünste. Und er ist nun selbst auf den Geschmack gekommen, schöne Töne anzustimmen, wie es scheint. „Wissen Sie, es ist ein außergewöhnliches Gefühl, das man bekommt, wenn man singt. Es ist berauschend, die Schwingungen, die dabei entstehen, sind berauschend. Es war schön, eine Kostprobe davon zu kriegen.“

Traum vom Zirkus

Verspielt war Dempsey ja schon immer. Als Kind träumte er davon, zum Zirkus zu gehen. Als Zauberer und Puppenspieler besaß er großes Talent. Im Jonglieren tat er sich besonders hervor. Mit 15 erreichte er bei einem internationalen Jonglierwettbewerb den zweiten Platz. Dabei musste er sich bloß Anthony Gatto geschlagen geben – der gilt als bester Jongleur aller Zeiten.

Heute ist seine große Leidenschaft aber das Rennfahren. Und das kann er richtig gut, 2009 nahm er etwa beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, am Steuer eines Ferrari F430. 2013 trat er mit seinem eigenen Rennstall Dempsey Racing an und raste zum vierten Platz. In Irland, bei den Dreharbeiten, bevorzugte Dempsey, der höchstwahrscheinlich freundlichste Mann Hollywoods, dagegen ein anderes Gefährt, wie er erzählt: einen Drahtesel. Mit dem Rad erkundete er die Insel, redete mit Wanderern, genoss das Essen und den Frühling. „Mann, hat mir das gefallen. Ich war in meinem Element“, sagt er, und wir glauben ihm.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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