Meat Loaf: Auf dem Weg der Besserung

Meat Loaf: Er war der Meister des Wagnerianischen Rock

Sein wenig charmanter Künstlername stammte aus seiner Kindheit als übergewichtiger Bub. Mit der großen Rockoper hinterließ er Bleibendes.

Im April 2021 hatte sich der Tod seinen musikalischen Lebenspartner Jim Steinman geholt. Jetzt starb auch Meat Loaf, wie seine Facebook-Seite mitteilte, im Beisein seiner Familie. Er wurde 75 Jahre alt.

Meat Loaf, im österreichischen Sprachraum auch liebevoll "Fleischlaberl" genannt, kam am 28. September 1947 unter dem deutlich weniger spektakulären Namen Marvin Lee Aday als Sohn eines alkoholkranken Polizisten und einer singenden Mutter in Dallas zur texanischen Welt. Schon als Kind war er übergewichtig, weswegen ihn sein Vater netterweise "Meat", also Fleisch, nannte. Die Legende behauptet, dass er mit 13 Jahren seinem Footballtrainer auf die Zehen stieg, worauf dieser im ersten Schmerz den Spitznamen "Meat Loaf!" erfand. Er wurde Adays Markenzeichen, er trug ihn ein Leben lang mit Stolz.

Nach dem Tod seiner Mutter 1967 zog Aday nach Los Angeles und begann sich dort musikalisch zu betätigen, sang in Bands, an die sich niemand mehr erinnert, und arbeitete als Parkplatzwächter. Einen ersten Durchbruch schaffte er, als er sich eine Rolle im Hippie-Kultmusical "Hair" ersang. Dadurch wurde die Plattenfirma Motown auf ihn aufmerksam, gemeinsam mit der Bluessängerin Stoney veröffentlichte er das Album "Stoney & Meat Loaf". 1973 spielte er den Eddie in der "Rocky Horror Show" und verkörperte diese Partie auch später in der bis heute weltweit gefeierten Verfilmung.

Ungefähr zu dieser Zeit kam es zur wichtigsten künstlerischen Begegnung seines Lebens: Bei einem Casting lernte Aday den Komponisten und Pianisten Jim Steinman kennen. Aus der Idee eines Musicals über Peter Pan entwickelten die beiden über Jahre eine Vision: Rockmusik, so groß, dick und breit wie eine Oper von Richard Wagner. Jahrelang lehnte jede Plattenfirma das Projekt ab.

Große Oper!

1977 schließlich kam "Bat Out Of Hell" heraus - und veränderte die Rockmusik. Mitten in der Zeit des Punk und dessen Attitüde, alles, was über drei Akkorde, drei Minuten und drei Löcher in der Hose hinausging, in den Mistkübel zu hauen, trauten sich Meat Loaf und Steinman, die ganz große Operette und die ganz dicke Hose zu: Neun-Minuten-Songs, in denen die Gitarren, die Chöre und die Tasteninstrumente den Himmel anheulten, hart an der Grenze des guten Geschmacks, und genau deshalb unwiderstehlich.

Nach einer Schrecksekunde von einem Jahr wurde das Album zum ganz großen Erfolg, es verkaufte sich bis heute etwa 45 Millionen Mal und gilt als einer der größten Hits der Popmusik. 1993 kam die Fortsetzung "Bat Out Of Hell II" und bescherte der Welt ihren bis dato infektiösesten Ohrwurm: "I Would Do Anything For Love (But I Won't Do That)".

Dazwischen lagen Erfolge und Abstürze, Stimmbanderkrankungen und hochdramatische Zerwürfnisse mit Steinman, viele Konzerte und Filmrollen. 2003 wurde bei Aday eine Herzkrankheit diagnostiziert und er musste am Herzen operiert werden. 2013 ging Meat Loaf auf Abschiedstournee, die Zeiten seiner großen Erfolge waren aber endgültig vorbei.

Jetzt hat das große, schwere Herz der Rockmusik zu schlagen aufgehört. Aday hinterlässt zwei Töchter, eine leibliche und eine adoptierte.

 

 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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