Warum Kinderfotos auch auf privaten Profilen riskant sind

Jeden Tag werden milliardenfach Fotos von Kindern und Babys ins Netz hochgeladen. Das birgt Risiken, warnt Expertin Elke Prochazka.

Es hat viele überrascht: US-Sänger Seal zeigte erstmals seine Tochter Lou (14) auf einer öffentlichen Veranstaltung, nämlich bei der Premiere von "The Book of Clarence". Mama Heidi Klum hielt ihr gemeinsames Kind bisher aus dem Rampenlicht heraus. Ihr Gesicht war auf Social Media immer verdeckt.

Ob und ab welchem Alter man Kinder im Netz herzeigen sollte, beschäftigt viele Eltern. Laut der Kampagne "Dein Kind auch nicht" werden täglich milliardenfach Bilder von Babys und Kleinkindern in den sozialen Netzwerken hochgeladen.

Aber was ist eigentlich erlaubt und was sind die Gefahren? Die freizeit hat bei "Safterinternet.at"-Expertin und Psychologin Elke Prochazka nachgefragt.

Rechtlich ist die Lage klar: Es gibt ein Urteil vom Obersten Gerichtshof, das besagt, dass Eltern nicht für ihre Kinder entscheiden dürfen, wenn es um ihren höchstpersönlichen Lebensbereich geht. Prochazka betont: "Jede Person hat das Recht auf das eigene Bild."

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Pädophile suchen nach Kinderfotos

Das hat seinen Grund: Es gibt Menschen im Netz, die sich aus einem sexuell motivierten Grund gezielt auf die Suche nach Fotos von Kindern machen. Oft handele es sich dabei um Schnappschüsse, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen. Das kann zum Beispiel ein Video von einem Mädchen sein, das gerade eine Drehung auf einer Stange macht und wo für einen kurzen Moment die Unterhose oder der Intimbereich des Kindes zu sehen ist.

Die Expertin sagt: "Das ist ein unangenehmer Gedanke, aber leider die Realität auf Social Media." Bevor man ein Foto hochlädt, sollte man daher einen kriminellen Blick darauf werfen und sich fragen: Ist es in Ordnung für mich, wenn sich eine fremde Person dieses Bild anschaut? 

Ein weiterer Grund, warum man keine Kinderfotos ins Netz stellen sollte: Dem Kind könnte es unangenehm oder peinlich sein: "Viele kennen diese Situation von früher: Man stellt den Eltern oder Großeltern den ersten Freund vor und plötzlich zücken sie das alte Familienalbum heraus. Der Freund und die Freundin sieht die peinlichen Kinderfotos. Das war kein angenehmes Gefühl, oder?" Heutzutage ist es noch schlimmer: Die Bilder kursieren im Internet – und jeder hat Zugriff darauf. 

Kinder ab 14 Jahren müssen zustimmen

Dass Eltern ihre Kinder herzeigen wollen, um zu zeigen, wie toll sie sind, sei völlig normal, so Prochazka. Doch man sollte sie immer um Erlaubnis fragen – auch wenn sie erst im Volksschulalter sind. Sobald sie 14 Jahre alt sind, ist man sogar verpflichtet, sich die Zustimmung des Kindes einzuholen. 

Eine große Gefahr sei die Künstliche Intelligenz, warnt die Psychologin. "Die KI kann das Gesicht des Kindes überall draufsetzen. Es reichen nur ein paar Fotos. Sich selbst oder die Kinder davor zu schützen, ist nahezu unmöglich, wenn die Bilder bereits im Netz sind."

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Kinderfotos auch im privaten Profil problematisch

Selbst wenn das Profil privat ist, sei es bedenklich, ein Foto des Kindes hochzuladen: "Hochladen ist hochladen, wenn es um den höchstpersönlichen Bereich geht. Zwar hat nicht jede Person Zugriff auf dieses Bild, dafür aber die Plattform." Prochazka rät daher, das Gesicht des Kindes am Foto zu verdecken, sodass es später nicht mehr zuordenbar sind. Es mache auch einen Unterschied, ob man das Kind bei einer öffentlichen Sportveranstaltung zeige oder im privaten Appartement im Urlaub zeige. Denn letzteres ist Familienbereich und damit privat. 

Auch Angehörige, Bekannte und Freunde sollte man daran hindern, unerlaubt Bilder vom Kind posten. Das kann etwa ein Gruppenfoto von einer Geburtstagsparty sein. Im Idealfall sucht man mit dem Verantwortlichen zuerst das Gespräch. Die Expertin: "Vielleicht in den Worten: Ich möchte nicht, dass von meinem Kind Bilder im Netz sind. Vor dem Hochladen bitte immer kurz mit mir absprechen."

Stammt das Foto aus dem Privatbereich und man hat sich nicht die Einwilligung von allen Kindern geholt, verstößt man gegen das Gesetz. In dem Fall kann man rechtlich dagegen vorgehen. Alternativ helfe es, das Bild bei der Plattform zu melden: "Da hat man meist den größten Erfolg, wenn das mehrere Personen gleichzeitig machen."

Ob Kinder ihre Eltern in Zukunft sogar für das Veröffentlichen von Kinderfotos verklagen werden, wird sich zeigen. "In heftigen Fällen kann ich mir das schon vorstellen. Vor allem, wenn sie im Nachhinein wollen, dass diese Fotos nicht mehr existieren."

Liisa Mikkola

Über Liisa Mikkola

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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