Neue Eltern und ihre Babys: Die Probleme der Generation Beta
Neugeborene gehören seit 2025 zur Generation Beta, ihre Eltern zu Y und Z. Wie sie erziehen - und warum die Unsicherheit zunimmt.
Als die kleine Luisa in der Steiermark um fünf Minuten nach Mitternacht am 1. Jänner 2025 zur Welt kam, war sie nicht nur das erstgeborene Baby Österreichs im neuen Jahr – sondern auch die erste heimische Vertreterin einer neuen Generation. Das australische Forschungsinstitut McCrindle hatte um den Jahreswechsel den Beginn einer neuen Kohorte ausgerufen, die – anschließend an die jetzige Generation Alpha – "Generation Beta" heißen soll.
Seit dieser Ankündigung wird in den sozialen Medien viel über die "Betas" spekuliert. Wie werden sie sein, in welcher Welt werden sie leben? Fest steht, dass ihr Dasein von Künstlicher Intelligenz (KI), Fake News und technologischen Durchbrüchen geprägt sein wird und die meisten das 22. Jahrhundert erleben werden. Sie werden in einer sehr alten Gesellschaft aufwachsen. Fest steht ebenso, dass sie großteils von älteren "Zoomern" (Gen Z) und jüngeren "Millennials" (Gen Y) erzogen werden.
Neue Eltern: Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Was das bedeutet, erläutert der deutsche Psychologe Rüdiger Maas, Gründer des Instituts für Generationenforschung: "Millennial-Eltern wollen es so gut machen wie keine Generation vor ihnen. Dadurch, eben weil alles sehr kognitiv und nach einem Checklisten-Prinzip passiert, werden dann aber doch recht viele Fehler gemacht."
Mehr Handyfotos, mehr Unsicherheit
So sei den meisten Jung-Eltern gar nicht bewusst, dass sie trotz bester pädagogischer Hintergedanken "wie Helikopter um ihr Kind kreisen", sagt Maas. So würden Kinder immer unselbstständiger werden. "Sie erwarten, dass sich die Umgebung ihnen anpasst, weil ihre Eltern ja in der Regel dafür sorgen."
Zudem werden die Beta-Babys die Ersten sein, deren Eltern in ihrer Jugend vollständig mit Smartphones und Social Media sozialisiert wurden. Diese sorgen dafür, dass das Handy – insbesondere Fotos – für die Kleinen positiv konnotiert ist. Schließlich werde jeder Erfolg, jedes schöne oder erstmalige Erlebnis sofort mit der Smartphone-Kamera festgehalten.
"Die Kinder werden schnell merken, wenn etwas nicht so gut ist, weil davon kein Foto gemacht wird", sagt der Psychologe. "Sie werden es schwer haben, Langeweile auszuhalten, weil Mama oder Papa jederzeit Youtube aufdrehen können. Das sind Dinge, die wir schon bei der Gen Alpha beobachten, und die sich bei der Gen Beta potenzieren werden."
Potenzieren wird sich auch die Unsicherheit der Eltern: Angesichts der rasanten Verbreitung von KI und Fake News gilt es künftig noch mehr Informationen zu hinterfragen. "Da der technische Wandel so enorm ist, werden die Unterschiede zwischen Eltern und Kindern immer größer werden", glaubt Maas.
Generation Beta
Bezeichnung
Die Generation Beta ist nach dem zweiten Buchstaben des griechischen Alphabets benannt und meint alle Kinder, die zwischen 2025 und 2039 zur Welt kommen. Nach ihnen kommt die Generation Gamma (Jahrgänge 2040–2054) und die Generation Delta (2055–2069)
Umwelt
Die Erderwärmung, eine rapide Urbanisierung und demografische Veränderungen definieren ihre Welt
16 % der globalen Population
werden die "Betas" bis ins Jahr 2035 ausmachen, prophezeit das australische Forschungsinstitut McCrindle
Alle 15 Jahre kommt eine neue Kohorte
In den vergangenen Jahren waren er und seine Berufskollegen gefragte Experten, denn das Thema Generationen und deren Unterschiede ist – auch durch die sozialen Medien – allgegenwärtig. Lange galten die "Babyboomer" als Platzhirsche, seit den Millennials scheint sich das Generationenrad immer schneller zu drehen. Mittlerweile rufen Marktforscher alle 15 Jahre eine neue Kohorte aus. Was bedeutet: Die ältesten Aphas befinden sich noch nicht einmal in der Pubertät und werden schon wieder von den nächsten abgelöst.
Der 45-jährige Maas, selbst Anhänger der Generation X, mahnt aber zur Zurückhaltung. "Wissenschaftlich gesehen sind die Grenzen fließend. Die strenge 15-Jahre-Einteilung ist eine unterkomplexe Darstellung aus dem Marketing und der Unternehmensberatung."
Dass die Abstände zwischen den Generationen kürzer werden, liegt an den sich überschlagenden Ereignissen, die für einen Teil der Bevölkerung prägend sind. "Im Mittelalter hatten wir alle 100 Jahre eine neue Generation, weil sich so wenig verändert hat." Vor fünf Jahren etwa bestimmte Corona den Alltag, X hieß noch Twitter und Chat-GPT war nur Fachleuten bekannt. Eine Welt, die für Luisa aus der Steiermark einmal unvorstellbar sein wird.
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