Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Dann kann’s auch Frösche regnen"

Das erfolgreiche Comedy-Format „LOL“ geht bei Amazon in die dritte Staffel. Überschattet vom Tod des Teilnehmers Mirco Nontschew. Auch mit von der Partie: Komikerin Hazel Brugger aus der Schweiz

Eine Show, in der keiner lachen darf, ist derzeit das Erfolgreichste, was deutsche Fernsehcomedy zu bieten hat. Da tun sich in Österreich freilich klischeebehaftete Kalauermöglichkeiten über den Humor der Nachbarn auf.

Aber die Show wäre freilich ziemlich dröge, wenn tatsächlich niemand der zehn Teilnehmer lachen würde. Dann könnte man auch sechs Stunden lang zehn Schweizern dabei zusehen, wie sie ihr Geld zählen, sagte Hazel Brugger bei der Pressekonferenz zur dritten Staffel von „LOL: Last One Laughing“.

Brugger ist Schweizerin, sie darf das sagen. Und sie ist der erfolgreichste Humor-Export des Landes seit Emil Steinberger. Ihre Bühnenshow „Tropical“ ist auf Netflix zu sehen, mehrere Jahre war sie Außenreporterin bei der „Heute-Show“ im ZDF, ebenso in Peter Kliens Satireshow „Gute Nacht, Österreich“ im ORF. Zwischen 23. und 26. Juni tritt sie in Österreich mit ihrem neuen Programm "Kennen Sie diese Frau?" auf.

Chance

Beim Angebot, bei „LOL“ mitzumachen, habe sie nicht zögern müssen und freudig zugesagt. „Dass die Möglichkeit besteht, dass ich mit großen Vorbildern wie Carolin Kebekus und Anke Engelke zusammenarbeiten kann, das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte“, sagt sie im Interview. Bevorzugt sind bei „LOL“ nämlich namhafte Comedians am Werk, deren Beruf es ist, andere zum Lachen zu bringen.

„Das einzige, was mich für eine Millisekunde zögern hat lassen, war diese Angst: Oh, ich gelte doch so als die böseste Frau der Schweiz, die nie lacht und ihre Mimik immer so unter Kontrolle hat. Was, wenn ich nach drei Sekunden schon zum zweiten Mal gelacht hab’?“

Im Alltag lache sie „extrem viel“, meint sie. „Die Leute im Supermarkt möchten mich wahrscheinlich mit Medikamenten beschmeißen, weil sie nicht wissen, wie man mir helfen kann. Und ich sage auch immer Bitte, Danke und ,Wie geht’s?‘ Das finden viele Leute in Deutschland als völlige Entgleisung. Gut, in Wien ist es ja noch extremer.“

Wer ihre schlimmsten Gegner bei „LOL“ waren?

Christoph Maria Herbst sei ein „unberechenbarer, sehr talentierter, wahnsinnig lauter und ausdauernder Zeitgenosse“, sagt sie. Nach wenigen Minuten schmettert der Komiker die Opernarie „La donna è mobile“.

Mit Michelle Hunziker und Palina Rojinski sind auch zwei Entertainerinnen dabei, die keine klassischen Stand-Up-Comedians sind.

Brugger: „Bei Michelle hatte ich auch den Gedanken: Moment, ist das gerade die Frau, die damals mit Thomas Gottschalk auf dem Sofa saß, als ich als Kind gebannt vor dem Bildschirm saß? Diese Frau ist jetzt gerade 50 Zentimeter von mir entfernt, in einem Hühnerkostüm?“ Das sei ein „völlig verwirrendes Element, das einen dann vielleicht aus der Reserve lockt“.

Michelle Hunziker im Hühnerkostüm

©Prime Video

Verwirrend

Sehr verwirrend beim Zusehen ist auch die Situation, dass mitten in der Show plötzlich eine Studiowand aufgeht, dahinter ist ein größeres Publikum zu sehen.

Brugger dachte sich: „Wow, die schrecken ja vor gar nichts zurück. Wenn da plötzlich wirklich Leute im Studio sitzen, die man vorher nicht bemerkt hat, dann kann eigentlich alles passieren, dann kann’s auch Frösche regnen.“

Klingt ziemlich anfordernd – und scheint es auch zu sein. Nach dem Ende der Aufzeichnung sei sie drei Tage lang „schon irgendwie ein bisschen komisch drauf“ gewesen. „Es war eigentlich wie ein Kater. Ich denke, es ist hormonell einfach anstrengend, wenn man seine Glückshormone total hinaufschraubt, um Leute zum Lachen zu bringen, andererseits dann aber die Rezeptoren wieder herunterschraubt, weil man ja nicht lachen darf. Und das wieder in eine Balance zu bringen, hat mich schon ein bisschen Zeit gekostet.“

Das war natürlich alles nichts gegen die niederschmetternde Nachricht, dass wenige Wochen nach der Aufzeichnung einer der Teilnehmer, Mirco Nontschew, überraschend – eines natürlichen Todes, mehr ist nicht bekannt – verstorben ist. Brugger hatte den Comedian erst in der Show kennengelernt.

Bully Herbig (Mitte oben) mit den Kandidaten, damals noch mit Mirco Nontschew (Mitte unten)

©Amazon Prime Video / Frank Zauritz

Schock

„Die Nachricht von seinem Tod war ein unglaublicher Schock für mich“, sagt sie. „Das stand auch in keinem Verhältnis dazu, wie wenig ich ihn kannte. Weil ,LOL‘ auch eine sehr verbindende Angelegenheit war.“

Nontschews Szenen herauszuschneiden, ist nie zur Debatte gestanden, wie Show-Gastgeber Michael „Bully“ Herbig im KURIER sagte. Die gesamte Staffel wurde ihm – via Einblendung zu Beginn – gewidmet, ansonsten wurde nicht eingegriffen.

„Es war ganz klar, dass Mirco angetreten ist, die Leute zum Lachen zu bringen“, meint Brugger. „Angenommen, ich würde heute sterben, dann wünschte ich mir trotzdem, dass die Staffel genau so ausgestrahlt wird, wie Bully und das Produktionsteam das vor ihrem geistigen Auge gesehen haben.“

Die dritte Staffel kurz erklärt

Die Show
Das Konzept von „LOL: Last One Laughing“ kommt aus Japan, es gibt  zahlreiche Ableger. Ab  heute sind jeden Donnerstag jeweils zwei neue Folgen der deutschen Version auf  Prime Video zu sehen, insgesamt sechs

Die Regeln
Sechs Stunden verbringen die Teilnehmer in einem Studio. Beim zweiten Mal Lachen scheidet man aus,  wer am Ende übrig bleibt, gewinnt 

Die Teilnehmer
Abdelkarim,  Hazel Brugger, Anke Engelke, Christoph Maria Herbst, Michelle Hunziker, Carolin Kebekus, Mirco Nontschew, Palina Rojinski,  Olaf Schubert, Axel Stein. Schiedsrichter am Buzzer ist  Michael „Bully“ Herbig 

Peter Temel

Über Peter Temel

Seit 2009 beim KURIER. Zunächst Entwicklung des Kultur-Themenangebots auf kurier.at. Später bei härteren Themen der Innen- und Außenpolitik angelangt, dann Aufbau und Gestaltung des Satire-Portals "KURIER mit Schlag". Aktuell wieder im Kulturbereich verankert und mit Freude TV-Tagebücher schreibend. Habe eigentlich immer "was mit Medien" gemacht, Geschichte und Philosophie studiert. Privat stehen Fußball, Skifahren, Wandern hoch im Kurs.

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