Das Finale von "Der Pass": "Mit jeder Folge ein Stück tiefer in die Hölle"

Die ausgezeichnete Thriller-Serie (Sky) geht konfliktreich, düster, spannend und mit einem Lied von Wolfgang Ambros zu Ende: "I drah zua".

Es beginnt, wie es geendet hat – nicht gerade heiter. Nachdem das Ermittlerduo Ellie Stocker (Julia Jentsch) und Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) am Ende der zweiten Staffel der preisgekrönten Sky-Serie Der Pass“ zu Gegnern wurden, müssen sie in der dritten Staffel wieder zusammenarbeiten. Denn diesmal bekommen es die beiden mit einem Mörder zu tun, der im Grenzgebiet (Salzburg/Bayern) scheinbar ohne jeglichen Grund tötet.

Die von Christopher Schier (Regie) und Thomas W. Kiennast (Kamera, Regie) in acht Folgen umgesetzte Geschichte dreht sich um den „Schinderjackl“, eine mystische Sage, die sich in der frühen Neuzeit im bayerisch-österreichischen Grenzland zugetragen haben soll.

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Regisseur Christopher Schier, der für den Abo-Sender Sky zuletzt die „Die Ibiza Affäre“ (2021) umgesetzt hat, ging es bei der Umsetzung darum, "einen Sog zu erzeugen". Dabei geht es rätselhaft, düster und abgründig zur Sache. Über der ohnehin schon zähen Ermittlungsarbeit schwebt der Konflikt zwischen den beiden Ermittlern Gedeon Winter und Ellie Stocker: Sie können seit dem Ende der zweiten Staffel nur noch schwer miteinander, aber alleine geht es irgendwie auch nicht.

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Es regnet, aber immerhin wirken die Schmerzmittel: Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek).

©Sky Deutschland AG und Sky Deutschland GmbH & Co. KG räumlich und zeitlich uneingeschränkte Exklusivnutzungsrechte./Hendrik Heiden

Die Rahmenbedingungen für die Lösung einer Mordserie könnte man also als schwierig und emotional herausfordernd bezeichnen. Vor allem für Gedeon Winter, der unterschiedliche Problemzonen bekämpft – besonders quält ihn dabei sein Kindheitstrauma. Dieser damit verbundene Schmerz, diese Wut, dieser Hass ist dem psychisch wie körperlich lädierten Kriminalkommissar ins Gesicht geschrieben. Abwesend (aber doch fokussiert) schlurft er in seinem abgewetzten grauen Mantel mit Pelzkragen durch die (oft malerische) Gegend, raucht Kette und versucht seine Schmerzen mit einer Kombination aus Alkohol, Drogen und Fentanyl-Pflaster zu bekämpfen.

Die dabei abfallenden, vernebelten wie halluzinogene Bilder passen dann auch perfekt zur DNA der Serie, die Christopher Schier auch gar nicht verändern wollte. „Mir war es wichtig, die Geschichte so zu erzählen, dass sie einen emotional und atmosphärisch berührt. Dafür hatte ich alle Möglichkeiten: Tolle Schauspieler, eine großartige Crew, tolle Editoren. Dieses Zusammenspiel von unterschiedlichen Bereichen macht den Zauber der Serie auch aus“, sagt er dem KURIER.

Apropos tolle Schauspieler: Teil der dritten Staffel ist auch Felix Kammerer, der seit seiner Rolle in dem zuletzt bei den Oscars ausgezeichneten Film „Im Westen nichts Neues“ in aller Munde ist. Für den 27-jährigen Burgtheater-Schauspieler seien die finalen Folgen eine tolle und logische Weiterführung der ersten beiden Staffeln. Mich erinnert „Der Pass“ an die skandinavische Thriller-Serie „Die Brücke“, in der es auch von Staffel zu Staffel mehr zur Sache geht. Es wird immer düsterer. Man hat den Eindruck, man steigt einfach mit jeder Folge ein Stück tiefer in die Hölle.“

Welche Rolle Felix Kammerer bei "Der Pass2 verkörpert, wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Er habe sich darauf akribisch vorbereitet: "Die Rollen-Vorbereitung steht bei mir sowieso ganz oben auf der To-do-Liste. Ich bin der absolute Recherche-Maniac", sagt Kammerer.

... und zudrehen

In der dritten Staffel von „Der Pass“ wird aber nicht nur gemordet, gelitten und gestritten, sondern es gibt auch viele ruhige Phasen, eine beklemmende Stille. „Diese war mir persönlich wichtig – sie macht mir auch große Freude, weil ich glaube, es geht nicht immer nur um das, was Menschen sagen, sondern es passiert oftmals ganz viel dazwischen, wenn Menschen nichts sagen, sich anschweigen“, sagt Regisseur Schier.

Vieles wird zwischen den beiden Ermittlern Gedeon Winter und Ellie Stocker also nicht an- und ausgesprochen. „Die Beziehung zwischen den beiden ist schwierig, kompliziert, aber irgendwie auch immer von Zuneigung durchzogen“, sagt Julia Jentsch.

Wie die Geschichte endet? Natürlich mit einem Lied von Wolfgang Ambros aus der Jukebox: „I drah zua, weil i bald gnua hab, die Atout in meiner Hand san zwar zwenig, aber zum Spün ghört eben Glück, net nur Verstand ...“

Der Pass

©Sky Deutschland AG und Sky Deutschland GmbH & Co. KG räumlich und zeitlich uneingeschränkte Exklusivnutzungsrechte./Petro Domenigg

"Der Pass" –  Staffel 3: Die neuen und finalen Episoden der preisgekrönten Thriller-Serie „Der Pass“ sind ab heute, 4. Mai, jeweils donnerstags um 20.15 auf Sky One sowie auf Abruf (zum Start in einer Doppelfolge) zu sehen. Via Sky Q und Sky X stehen einem auch die ersten beiden Staffeln der Serie auf Abruf zur Verfügung. Umgesetzt wurden die acht neuen Folgen von Christopher Schier (Regie, Autor, Showrunner) und Thomas W. Kiennast (Regie, Kamera). Mit u. a. Nicholas Ofczarek, Julia Jentsch, August Diehl, Felix Kammerer. 

Marco Weise

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