Dwayne "The Rock" Johnson: Der Mann, der alles kann

Dwayne Johnson, der stärkste, reichste, beliebteste Mann Hollywoods. Und singen kann er auch noch.

Wie konnte das passieren? Ein Wrestler, knapp zwei Meter groß, 120 Kilo schwer, wird zum bestbezahlten Schauspieler Hollywoods. Und das nicht nur einmal, also quasi als Ausrutscher, weil ein Popcornkinostreifen, in dem er mitgespielt hat, zufällig alle Rekorde brach. Nein, drei Jahre hintereinander! Gut 87 Millionen Dollar waren es vergangenes Jahr, heuer könnten es noch ein bissl mehr sein, „Black Adam“ sei Dank. Das geht nicht nur mit Glück und dicken Muskeln, da muss mehr dahinter stecken.

Was als Erstes auffällt: Es gibt offensichtlich niemanden, der Dwayne Johnson NICHT mag. Die Fans lieben ihn, klar, und es ist faszinierend zu sehen, wie er mit ihnen umgeht: ein Selfie hier, eines dort, immer Zeit für ein Schwätzchen. Aber auch die kritischsten Kritiker werden bei ihm schwach und loben seine Präsenz, seine Dynamik – und immer wieder seinen mitreißenden Sinn für Humor.

Und die arrivierten Kollegen? Blicken die auf den Quereinsteiger, den Ex-Wrestler herab? Au contraire, wie Inspektor Poirot sagen würde. Hollywood-Beau Zac Efron ist seit dem gemeinsamen Streifen „Baywatch“ (2017) einer seiner besten Freunde, Hugh Jackman ist dankbar für seine Fitness-Tipps, Arnold Schwarzenegger hat des Öfteren seine Bewunderung für „The Rock“ ausgesprochen, Jason Statham zählt ebenso zu seinen Besties wie Jack Black.

Seine Bromance mit Kevin Hart ist ebenso legendär wie tatsächlich witzig, sei es in gemeinsamen Filmen wie „Jumanji“ oder wenn sie bei Interviews spontan anfangen, einander durch den Kakao zu ziehen.

Piraten als Vorbild

Brendan Fraser, der heuer für seinen neuen Film „The Whale“ als großer Oscar-Favorit gilt, hat ihm vor 22 Jahren zu seiner ersten Filmrolle in „Die Mumie kehrt zurück“ verholfen, weil er, wie er sagt, „an ihn glaubte“, schon damals ein Potenzial sah, von dem Johnson selbst nichts wusste.

In einem Interview zu seinem 50er erinnerte sich „The Rock“ an diese Zeit. Erzählte, wie er ins Kino ging, um sich die „Mumie“ anzuschauen, eine Mütze tief ins Gesicht gezogen, um nicht erkannt zu werden, da er nicht wusste, wie peinlich seine Performance wirken würde. Vor dem Film lief ein Trailer zu „Piraten der Karibik“ – und das wirkte wie eine Art Erweckung für Johnson: „Ich fühlte mich wie als Achtjähriger in North Carolina, als ich zum ersten Mal Indiana Jones im Kino sah. Diese Magie, dieses Spektakel – und Johnny Depp war der größte Star der Welt! Und ich dachte mir: Wenn ich Glück habe, hart arbeite und mir wirklich den Arsch aufreiße, dann spiele ich vielleicht eines Tages in einem Film wie diesem.“

Und hart zu arbeiten hat Dwayne Johnson sehr früh gelernt. Der Sohn eines afroamerikanischen Wrestlers  und einer samoanischen Mutter ist nicht auf die Butterseite gefallen, was die Voraussetzungen für eine supererfolgreiche Karriere betrifft. Zwar war sein Vater Rocky Johnson einer der ersten afroamerikanischen Champions im Wrestling-Zirkus, aber in den 1970ern waren diese Erfolge noch keinesfalls finanziell nachhaltig.

Harte Kindheit

Als er 14 war, wurden Dwayne und seine Mutter aus ihrer kleinen Wohnung auf Hawaii delogiert, weil sie die Miete nicht zahlen konnte. „Ich wusste damals nur eines: Ich musste einmal Erfolg haben, damit so etwas nie wieder passiert“, erinnerte er sich in einem Interview mit dem Esquire. Und das hatte er. Auf der High School war er ein Football-Ass, bekam ein Stipendium für die Uni in Miami, mit der er die College-Meisterschaft gewann. Wer weiß, hätten ihn nicht einige Verletzungen zurückgeworfen, wäre er vielleicht Profi geworden. So stieg er in Papas Spuren und wurde Wrestler. Und natürlich Champion.

Für Ryan Reynolds – ja, das ist einer der besten seiner schier endlos vielen Freunde – ist es unter anderem sein Arbeitsethos, der ihn so einzigartig macht. „Neben der Fähigkeit, jederzeit über sich selbst zu lachen. Und das ist eine echte Superhelden-Kraft.“

Vollblutschauspieler & Sänger

Mit Emily Blunt ist auch eine der meistausgezeichneten britischen Schauspielerinnen der Gegenwart voll und ganz im Team Dwayne. Sie spielte mit ihm in „Jungle Cruise“, er war unglaublich nervös, meinte später dazu: „Mann, ihr erster Auftritt war im Theater an der Seite von Lady Judi Dench, meiner war im Wrestling-Ring, wo ich mich mit einer Rasierklinge heimlich geschnitten habe, um effektvoll zu bluten!“

Regisseur Jaume Collet-Serra schwärmte von der Chemie zwischen den zwei so unterschiedlichen Stars und verglich sie mit Katherine Hepburn und Humphrey Bogart. Emily Blunt beschreibt Johnson als einzigartige Mischung aus Selbstbewusstsein, Bescheidenheit und Mitgefühl. „Außerdem macht es wahnsinnig Spaß, mit ihm abzuhängen und Tequila zu trinken.“

Und ja, Familie kann er auch. Seine Ex, Filmproduzentin Dany Garcia, gehört noch immer zu seinem engen Freundeskreis, ebenso wie ihr Bruder Hiram, der auch sein Geschäftspartner ist. Mit Lauren Hashian, der Tochter von Boston-Drummer Sib Hashian, hat er seit zwölf Jahren eine Bilderbuch-Beziehung, die Bilder von Dwayne mit den kleinen Töchtern Jasmine und Tiana sind legendär.

Oder die Videos, auf denen er für sie singt. Denn das kann er zu allem Überfluss auch fantastisch. Wer je sein „You’re Welcome“, den Titelsong des Animationsfilms „Vaiana“ gehört hat, wird das uneingeschränkt bestätigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Kerl ist so erfolgreich, weil er einfach alles kann. Er hat Humor, Muckis wie Schwarzenegger, ein Grinsen wie Brad Pitt – und dazu groovt er wie Frank Sinatra. Vielleicht wird er ja wirklich einmal US-Präsident, wer weiß.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

Kommentare