„Downton Abbey"-Star Elizabeth McGovern: „Film hat meiner Ehe gutgetan“

Mit „Downton Abbey II: Eine neue Ära“ kehrt die britische Adelsfamilie auf die Kinoleinwand zurück. Wir baten Hauptdarstellerin Elizabeth McGovern zum Interview.

Für ihren ersten Film wurde sie für den Oscar nominiert (in Robert Redfords „Eine ganz normale Familie“), sie spielte in legendären Kino-Epen wie Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“ mit Robert De Niro, war als junger Star mit Sean Penn verbandelt und zog in den Neunzigern der Liebe wegen von Amerika nach England: Elizabeth McGovern hat viel erlebt – ihre zurückhaltende, mit einer Prise Unschuld versehene Grazie ist aber dieselbe geblieben. 60 Jahre, graue Haare und mit rot angestrichenen Lippen sitzt sie jetzt – via Zoom und Österreich-exklusiv – vor uns.

Anlass ist die Reprise ihrer Rolle als Cora: „Downton Abbey II – Eine neue Ära“ (aktuell im Kino) ist der zweite Film zur erfolgreichen Serie rund um die Adelsfamilie Crawley. Die Story: Um die Kassa aufzubessern, wird das Familienanwesen für Hollywood-Dreharbeiten zur Verfügung gestellt. Was gehörige Aufregung verursacht – nicht nur der zickigen Stummfilm-Diva Myrna wegen. Zudem hat Lady Violet von einem Ex-Verehrer eine Villa an der Côte d’Azur geerbt. Eloquent, smart und stets milde lächelnd beantwortet uns Elizabeth McGovern alle Fragen. Ihr Gatte führte übrigens Regie.

Elizabeth, wie geht es Ihnen mit Ihrer Rückkehr nach „Downton Abbey“?

Der Film hat „Downton“ wieder zum Leben erweckt, er ist lustig und unterhaltsam und dafür ist es gerade die richtige Zeit. Ich habe die vergangenen Jahre gefühlt damit verbracht, mich so hilflos gegenüber allem auf der Welt zu fühlen. Wo man nur hinschaut, taucht ein neues Problem auf, gegen das man als Einzelner machtlos ist, etwas zu tun. Der Film ist herzerfrischend und bietet davon ein bisschen Atempause.

Was ist das Besondere an der britischen Kultur, weshalb die ganze Welt von ihr fasziniert ist?

Ich wünschte, Sie würden mir das beantworten!

In Amerika ist es wahrscheinlicher, dass jemand sagt, was er denkt. Briten dagegen finden – warum auch immer – es sei besser, genau das Gegenteil davon zu sagen.

Vielleicht die guten Manieren, der Stil, das Selbstbewusstsein. Die Historie, natürlich.

Mir fällt noch etwas Anderes ein. In der heutigen Welt haben wir völlig vergessen, wie man eine Diskussion führt, ohne seinen Gegner zu diffamieren und ihn zu bezichtigen, sich böse und destruktiv zu verhalten. Was „Downton Abbey“ betrifft kann man eine Meinungsverschiedenheit haben und jemanden dennoch als Person respektieren.

Etwas, das Sie heute schmerzlich vermissen?

Es existierten damals festgelegte Regeln, wie man sich in einer bestimmten Situation zu verhalten habe – und wie eben nicht. All das scheint heute nicht mehr von Belang zu sein. Jeder kann sich benehmen, wie es ihm beliebt. Ich glaube, dass die Menschen diese Regeln genießen. Und dass es aus ihnen etwas zu lernen gibt, sie uns helfen, mit anderen Menschen auf eine Weise zu interagieren, die produktiver ist als sonst.

Sie sind in den Neunzigern aus den USA nach England gezogen. Wie fühlen Sie sich als Amerikanerin in Britannien?

Es ist interessant: Je länger ich hier lebe, desto stärker fühle ich mich meiner Identität als Amerikanerin verbunden. Aber ich liebe London, ich liebe ganz England. Ich liebe es, in einem Land zu leben, das eine so lange Geschichte hat. Ich fühle mich wohl, freue mich aber auch, wenn ich in die USA reise. Das gibt mir stets neuen Antrieb.

Haben Sie eine Art Kulturkonflikt erlebt?

Ja, aber nur leicht. Es gibt eine Menge, das mir bis heute ein Rätsel an den Briten ist. Zum Beispiel ist es in Amerika viel wahrscheinlicher, dass jemand sagt, was er denkt. Briten dagegen finden – warum auch immer – es sei besser, genau das Gegenteil davon zu sagen. (lacht) Das funktioniert: Jeder weiß, dass das so ist und der andere eigentlich das Gegenteil meint. Sehr kompliziert. Verbringe ich Zeit mit meinem englischen Mann und seiner Familie, unterliegt alles einem speziellen Code. Ich habe ein Weilchen gebraucht, um das zu verstehen.

Elizabeth McGovern in "Downton Abbey II: Eine neue Ära", aktuell im Kino

©Ben Blackall / © 2022 Focus Features LLC
Ihr Mann Simon Curtis führte beim neuen „Downton Abbey“-Film Regie. War Ihnen das irgendwie unangenehm?

Nun, es war schön für mich, ihn etwas tun zu sehen. Er ist ja zu Hause, meistens sitzt er herum und sieht fern ... (lacht) Der Film hat unserer Ehe gutgetan. Mein Mann ist in meiner Wertschätzung gestiegen, ich kann das nur empfehlen, es war auf gewisse Weise Beziehungsarbeit, die wir geleistet haben.

Für Ihren ersten Film wurden Sie für einen Oscar nominiert, Regisseur war Robert Redford. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?

Im Nachhinein weiß ich, dass ich in den Händen eines ganz besonderen Talents war. Damals war mir das nicht bewusst. Ich war einfach glücklich, den Job bekommen zu haben. Heute, nach der Arbeit mit vielen Regisseuren, weiß ich, es gibt nur wenige auf Redfords Niveau. Ich würde auch meinen Mann in diese Kategorie einordnen, darauf bin ich stolz. Nicht, dass ich das sagen müsste. Aber die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, das Beste aus einem Schauspieler herauszuholen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der jeder sein Bestes gibt, ist sehr ähnlich. Das ist eine sehr seltene Gabe. Und Redford hatte sie.

Wie sehr hat dieser frühe Erfolg Ihr Leben verändert?

Jede Karriere, die so lange andauert wie meine, birgt eine Menge Höhen und Tiefen. Als ich anfing, gelang mir alles wie von selbst. Ich wunderte mich, worüber die anderen klagten, alles schien so leicht. (lacht) Später erkennt man, dass es einfacher ist, mit etwas zu beginnen, als es weiterzumachen. Die Sache am Laufen zu halten ist die weit größere Herausforderung.

Zur Person

Zur Person

Elizabeth McGovern wurde 1961 in Illinois, USA, geboren. Sie spielte in Filmen wie „Eine ganz normale Familie“ (1980), „Es war einmal in Amerika“(1984), „Johnny Handsome“ (1989) oder „The Wings Of The Dove“ (1997), und von 2010–2015 in der Serie „Downton Abbey“. Verheiratet mit Regisseur Simon Curtis, zwei Töchter. 
 

Hat Ihnen Hollywood nie wirklich gelegen?

Nein, mir war es immer viel wichtiger, mich auf Trab zu halten. Ich konnte nicht viel damit anfangen, die ganze Zeit aus Langeweile am Pool zu sitzen und Small Talk zu halten, also bin ich losgezogen und etwa am Theater aufgetreten. Ich liebe es, die Ärmel hochzukrempeln und zu arbeiten. Die Erfahrungen am Theater will ich nicht missen. Sie haben mir eine Menge Fähigkeiten verliehen, von denen ich oft profitiert habe.

Sie sind auch Sängerin. Wie wichtig ist es für Sie, Frontfrau Ihrer Band Sadie And The Hotheads zu sein?

Oh, das ist meine größte Freude. Ich liebe es! Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, die Visionen und Texte anderer Leute zum Leben zu erwecken. Als ich die Band gründete, gab mir das Gelegenheit, etwas zu schreiben und es dann mit Musikern gemeinsam zum Leben zu erwecken. Das war ein berauschendes Gefühl für mich und ist es immer noch.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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