Coldplay perform in Santo Domingo
Musik

Coldplay im Londoner Wembley: Armbänder, die die Welt bedeuten

Die aktuell wohl erfolgreichste britische Band gastiert eine Woche im altehrwürdigen Stadion und weiß zu begeistern.

Wie holt man als Band das Publikum von der ersten Sekunde des Konzerts ab? Man gibt ihnen leuchtende Armbänder und macht sie zum Teil der Bühnenshow. Und genau das hat Coldplay getan.

Beim vierten von sechs Konzerten im Londoner Wembley Stadion war es für einen Coldplay-Konzertneuling wie den Autor dieser Zeilen ein schier unbegreifliches Erlebnis. Denn ab der ersten Sekunde hat das Stadion im Londoner Nord-Westen gebebt. Und das nicht nur sprichwörtlich.

Auf der Tribüne hat man durch die springenden Konzertbesucher tatsächlich Vibrationen gespürt. Beim Konzert der Briten in Berlin ging das sogar soweit, dass der örtliche Erdbebenwarndienst ein leichtes Erdbeben wegen des Konzerts gespürt hat.

Los ging es mit „Higher Power“, der ersten Single aus dem aktuellen Album „Musik of the Spheres“, welches im Vorjahr erschien. Hit um Hit wurde von Schlagzeuger Will Champion, Bassist Guy Berrymann, Gitarrist Jonny Buckland und Sänger sowie Frontman Chris Martin abgefeuert. Martin war nicht nur stimmlich sicher, sondern durch die „erweiterte Armband-Bühnenshow“ erfüllte ihren Zweck um das Publikum gleich mal auf Betriebstemperatur zu bekommen.

Welche Auswüchse diese leuchtenden Armbänder haben konnten, sah man im Verlauf des Konzerts immer wieder. So zum Beispiel Herzen, die während des Songs „Human Heart“ förmlich auf das Publikum „projeziert“ wurde.

©Kevin Kada

Aber es konnte auch mal einfach ein gelb leuchtendes Stadion kurz vor dem Song „Yellow“ sein, Regenbogen-Farben oder ein simulierter Sternenhimmel während „A Sky full of Stars“ - diesen Song musste Martin übrigens ein zweites Mal starten.

Coldplay Wembley Armbänder

Weg mit dem Handy

Denn eine Unart unter Konzertbesuchern, die sich in den vergangenen zehn Jahren fast zu einer Plage ausgebreitet hat, sind die ewigen Smartphones und teilweise auch Tablets denen ein Musiker entgegenblickt.

Das wollte der Coldplay-Frontman nicht und stoppte kurzerhand den Song noch vor dem Refrain, um die Besucher zu bitten, sie mögen doch zumindest dieses eine Lied mit den Menschen rund um sie genießen und nicht durch ein Smartphone das Konzert sehen. Gesagt getan. Zumindest auf der Tribüne im Blickfeld des Autors verschwanden die Smartphones und stattdessen wurde getanzt.

Was macht die „Fliege“ da?

Etwas kurios wurde das Konzert im Mittelteil. Während Songs wie „My Universe“, „Something Just Like This“ und Midnight wurde nicht nur die Disco-Phase der Band bedient, sondern auch ein etwas eigenartig wirkender Teil der Bühnenshow aktiviert.

Futuristische Helme und Masken, die die Band trug, war vergleichsweise noch normal. Doch eine eigenartige Fliege oder Fee, die nicht nur in einer extrem hohen Tonlage „gesungen“ hat, war dann doch etwas zu viel. Die Puppe, gesteuert von zwei Personen im schwarzen Ganzkörperanzug, interagierte mit Sänger Martin auf der zweiten von drei Bühnen an diesem Abend.

Denn eine Bühne reicht nicht aus

Weil Coldplay eine Show bieten möchte, reicht eine Bühne nicht aus. Auch eine zweite, mit Steg verbunden, in der Mitte des Publikums, sollte nicht ausreichen. Es musste eine dritte, sehr kleine, Bühne am anderen Ende des Stehplatz-Bereiches her.

Gespielt wurde dort neben dem eigenen Song Sparks auch zwei Nummern der Band „All Saints“. Und das nicht alleine, sondern mit der Sängerin eben jener Band. Shaznay Lewis trat im weißen Kleid auf die Bühne und gab mit der Band „Pure Shores“ und „Never Ever“ zum besten. Falls Ihnen diese Songs nichts sagen, keine Sorge. Anhand des Titels hätten es die wenigsten im Stadion erkannt. Hören Sie sich die Lieder an, Sie werden sie kennen.

Alles für die Umwelt

Ein Aspekt des Konzerterlebnisses hat einen besonderen Eindruck hinterlassen. Und der, hat gar nicht einmal etwas mit dem eigentlichen Konzert zu tun.

Bereits vor der Tournee hatte Coldplay angekündigt, man wolle die Konzerte zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie betreiben. Zudem standen den Fans zwei kinetische Bereiche zur Verfügung, wo durch springen und tanzen Strom erzeugt wurde.

Coldplay Wembley Kinetische Fläche

Zudem gab es Fahrräder. Dort konnten die Fans vor und während des Konzerts Platz nehmen und durch die eigene Muskelkraft eben auch Strom erzeugen.

Dafür wurde sich noch vor Konzertbeginn per Videobotschaft bei den Fans bedankt.

Ein Song zu viel

Das heimliche Finale des Konzerts, war der vorletzte Song. Mit „Fix You“ kam Coldplay, wie auch immer wieder während des Events, zurück zu ihren musikalischen Wurzeln. Ein Song, der auch heute noch für junge Generationen immer wieder auf TikTok und Instagram präsent ist.

Ein letztes Mal hat das Stadion mit voller Brust mitgesungen. Und es hätte eigentlich das Finale sein können. Doch man hat sich dann doch für das eher flach daherkommende „Biutyful“ entschieden - wo auch die “Fliege“ wieder dabei war.

Kevin Kada

Über Kevin Kada

Leitung Newsdesk - kurier.at. Seit 2017 beim Kurier, zuvor für Chronik NÖ und Regionalsport zuständig. Seit 2021 Chef vom Dienst für kurier.at

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