Alle Achtung: Nach „Marie“ wird romantisch randaliert
Die steirische Band veröffentlicht "Liebe & Krawall", ihr erstes Album seit dem Durchbruch mit dem Sommerhit von 2020
Herbst 2020. In der Pandemie-gebeutelten Musikszene suchen sich viele Kreative andere Jobs. Nicht so Christian Stani, der Sänger von Alle Achtung: „Ich habe meinen Brotjob aufgegeben, um Musiker zu sein und mir gedacht, in dieser Situation bin ich sicher der einzige auf der Welt, der das macht.“
Dem vorausgegangen war „Marie“, der Sommerhit, der Alle Achtung berühmt gemacht hat. Jetzt hat die Band mit „Liebe & Krawall“ das erste Album seit diesem Durchbruch veröffentlicht und bleibt dabei in Sound und Gesinnung auf den Spuren von „Marie“.
„Wir haben davor zwei Indie-Alben veröffentlicht“, erklärt Stani im KURIER-Gespräch. „Mit denen haben wir versucht, intellektuelle Musik zu machen, aber das war irgendwie aufgesetzt. Wir sind erst mit ‚Marie‘ darauf gekommen, dass wir lieber klare Geschichten erzählen, Spaß haben und Freude vermitteln wollen. Und ich habe gemerkt, dass ich diesen Stani-Typ aus ‚Marie‘ auf der Bühne total leicht spielen kann.“
Der ist von dem Stani abseits der Bühne „gar nicht so verschieden, wie man denken könnte“ und ist deshalb Protagonist von fast allen Songs von „Liebe & Krawall“.
Wie beschreibt ihn Stani? „Ein charmanter, ein wenig tollpatschiger Mensch, der aus der Zeit gefallen ist und mit Dingen wie Social Media Probleme hat. Jemand, der kontrolliert und steif ist, zwischendurch aber Ausbrüche hat und auf den Tisch haut.“
Auf dem Album macht er das in dem Song „Romantisch Randalieren“, wo er mit seiner Liebsten eine fade Geburtstagsfeier des Onkels aufmischen will. Oder in „Bürokomplex“, wo er dem schikanösen Boss den Mittelfinger zeigt und fast wie Michael Douglas in dem Film „Falling Down“ Amok läuft. Die stark steigende Tendenz zur Selbstoptimierung wird in "Irgendwann" aufs Korn genommen, "weil wir das selbst nicht können".
In der aktuellen Single "Cool oder nicht" entpuppt sich der Bühnencharakter als 80er-Jahre-Fan mit dem Feindbild Böhse Onkelz. "Den Text haben wir immer wieder umgearbeitet. Der Feind in dem Song war zuerst ein Nazi. Aber die große Sozialkritik und Politisches überlassen wie lieber Bands, die das besser können. Trotzdem finde ich, dass in dem Album überall ein gewisses Menschenbild und unsere Haltung durchscheint."
Vieles in den Songs von Alle Achtung ist satirisch überspitzt. Nur die Ballade „Lied für dich“ ist ein absolut ernst gemeintes Liebeslied eines Vaters an sein Kind.
Mit all dem treten die fünf Musiker ab 7. April immer wieder im ganzen Land auf und schaffen einen Spagat, der andere zerreißen würde: Schlagernacht-Auftritte sind genauso darunter wie der beim Nova Rock am 11. Juni.
Wie Alle Achtung das macht, weiß Stani selbst nicht. „Wir passen uns diesen unterschiedlichen musikalischen Welten ja nicht an. Live klingen wir immer gleich. Wenn jemand fordern würde, dass wir uns anpassen, würden wir dort nicht auftreten.“
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