Britische Fitnessstudios verbieten Selfies während des Trainings

Wer im Vereinigten Königreich trainieren geht, sollte das Handy lieber in der Hosentasche lassen. Mehrere Fitnessstudios wehren sich gegen das Aufkommen der Selfie-Welle.

Schluss mit Blitzlicht. Die Toleranz für Selbstinszenierung scheint ein Ende zu haben. Zumindest im Vereinigten Königreich. Gleich mehrere Fitnessstudios im Land haben die Nase gestrichen voll und setzen sich zur Wehr.

Dabei berufen sie sich auf das Privatsphäre-Gefühl anderer Mitglieder im Studio und verweisen darauf, dass Filmwerkzeug möglicherweise den Zugang zu Fitnessgeräten erschwere. 

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Sich bei den Übungen im Fitnessstudio zu filmen, ist in Zeiten der Digitalisierung zu einer Sensation geworden. Influencer, Fitnesstrainer und Selbstinszenierer fertigen Videoclips und Fotos von sich und teilen sie in den sozialen Medien. 

Erin Blakely, eine Fitnesstrainerin aus Mittelengland, sagt gegenüber dem Magazin The Guardian, dass mehrere Fitnessstudioketten mittlerweile "eine Richtlinie haben, die es verbietet, Kameraausrüstung in den Trainingsbereich zu bringen“. Sie betont das dadurch entstehende Sicherheitsproblem. "Geräte auf dem Boden können gefährlich sein.“

Aber auch der Ablenkungsfaktor spiele eine Rolle. "Es besteht die Tendenz, sich mehr auf das perfekte Filmmaterial als auf das Training zu konzentrieren, was den gesamten Zweck des Fitnesstrainings zunichtemacht“, so Blakely.

Doch das Hauptproblem sei die Privatsphäre der anderen Mitglieder. Darum werden Personen gebeten, keine Kommentare oder Bilder im Internet zu teilen, die ein anderes Mitglied zeigen.

Fotos müssen gelöscht werden

Radikaler geht das Fitnessunternehmen Virgin Active vor. Wie die Verkaufsstelle verrät, sind sie mit mehr als 30 Fitnessstudios im gesamten Vereinigten Königreich dazu übergegangen, eine Richtlinie einzuführen: Diese sieht das Löschen von Fotos und Videos vor, wenn sich andere Mitglieder nicht wohlfühlen. 

Das Fitnessstudio Fitness First verlangt wiederum von einer Person die Zustimmung der anderen Mitglieder, wenn die möglicherweise gefilmt oder fotografiert wurden. 

Unangenehme Folgen für Betroffene

Die jüngsten Beschlüsse fußen auf einer Reihe von Vorfällen der letzten Jahre. Einige Personen, die unfreiwillig fotografiert, gefilmt und schließlich im Internet zur Schau gestellt wurden, waren Gegenstand von Social-Media-Beiträgen, die sich über sie lustig machten.

"Leider vergessen viele, wie wichtig es ist, um Erlaubnis zu bitten, weil es so dringend ist, den Moment festzuhalten“, so Blakely abschließend. 

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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