Studie: Attraktive Menschen haben in der Start-up-Branche bessere Chancen
In der beliebten Sendung "Die Höhle der Löwen" pitchen Gründerinnen und Gründer ihre Ideen. Ob ein Deal zustande kommt, hängt aber von mehreren Faktoren ab.
Guarana-Kakao, mobile Toiletten für die Handtasche, Gourmetlieferdienste oder Fitness-Apps: Die Ideenliste der Start-up-Gründerinnen und -Gründer, die über die Jahre bei "Die Höhle der Löwen" vorgestellt wurde, ist lang, manchmal genial – und manchmal skurril.
Ob sich die Bereitwilligkeit zur Investition (und deren Höhe) der finanzkräftigen "Löwen" rein auf das Potenzial der Geschäftsidee zurückführen lässt, ist Gegenstand einer noch unveröffentlichten Studie eines Forschungsteams der Uni Paderborn und der FH Aachen. In der deutschen Zeit wurden die Ergebnisse bereits besprochen.
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mussten zunächst selbst fernsehen – und zwar lange. Insgesamt galt es zwölf Staffeln mit 216 Stunden Inhalt und 636 Präsentationen zu sichten. Dabei wurde das Geschlecht der Gründerinnen und Gründer vermerkt, ihre Attraktivität, ihr Alter und ob ein Migrationshintergrund vorlag. Dem wurden die Ergebnisse der Deals beziehungsweise Verhandlungen gegenübergestellt.
Alter vor Schönheit?
Das Ergebnis der Auswertung: Männer wie Frauen bekommen zwar gleich oft Deals angeboten – die Investoren bewerten aber die Start-ups weiblicher Gründerinnen im Schnitt um 30 Prozent niedriger als die der männlichen Mitstreiter. Älteren Gründern wurde eher ein Angebot gemacht. Besonders bemerkenswert: Auch die Attraktivität des Start-up-Teams spielt beim Zustandekommen eines Deals eine Rolle. Je fescher, desto eher gibt es ein Angebot.
Geht es dann konkret um die Investitionssumme, herrscht wieder Gleichheit unter den Bewerberinnen und Bewerbern: "Wenn es ans Portemonnaie geht, werden die Löwen sehr rational, manche verzerrende Effekte verschwinden", sagt einer der Studienautoren zur Wochenzeitung Die Zeit.
Beauty Premium
Attraktivität und Körpermerkmale haben nicht nur Einfluss auf den Erfolg in Fernsehsendungen – auch im Beruf lässt sich ein Zusammenhang feststellen. In der Wissenschaft als Beauty Premium (Schönheitsbonus) bezeichnet, wurde dieser Effekt im Vorjahr von einem Forschungsteam der US-amerikanischen Universität Iowa erneut mithilfe künstlicher Intelligenz an größeren Datensätzen untersucht.
Die im Fachmagazin Plos One veröffentlichten Ergebnisse weisen auf einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem körperlichen Erscheinungsbild und dem Familieneinkommen hin. Dieser unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern: ist es bei den Männern die Größe, die sich aufs Gehalt auswirkt, ist bei Frauen der BMI entscheidend.
In Zahlen ausgedrückt: Bei einem Jahreseinkommen von umgerechnet 61.660 Euro im Jahr, würde ein Zentimeter Körpergröße das Einkommen um etwa 882 Euro erhöhen. Frauen mit demselben Jahreseinkommen hingegen würden pro BMI-Einheit weniger 823 Euro pro Jahr dazugewinnen. "Die Ergebnisse zeigen, dass ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem körperlichen Erscheinungsbild und dem Familieneinkommen besteht und dass sich diese Assoziationen zwischen den Geschlechtern unterscheiden", fasst es das Forschungsteam zusammen.
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