So sollten Eltern reagieren, wenn Kinder das Christkind anzweifeln

Im Vorschulaltern halten Kinder Fabelwesen oder den Weihnachtsmann noch für real.

Endlich klingelt das Glöckchen, die Kerzen am Baum leuchten hell, rundherum schön verpackte Geschenke – das Christkind war da! Gerade ist es noch am Fenster vorbeigeflogen, gesehen haben es nur die Erwachsenen, doch die Kinder glauben meist fest daran. Für viele Familien ist die zauberhafte Figur des Christkinds oder jene des Weihnachtsmanns fixer Bestandteil ihrer Weihnachtstraditionen.

Möglich macht das die Phase des magischen Denkens, die Kinder im Vorschulalter durchlaufen. „Die meisten Kinder halten Fabelwesen, das Christkind und ähnliche Figuren für real und ziehen keinen Unterschied zwischen Wahrheit und Fantasie. Ihre Gedanken sind bis zum Volksschulalter und oft noch länger auch durch ,magische Logik’ begründbar, etwa ,Die Mama kann kein Christkind sein, weil sie keine Flügel hat’“, erklärt die steirische Klinische und Gesundheitspsychologin Barbara Kahr.

Weniger Magie

Selbst wenn jemand ihnen gegenüber behauptet, dass es magische Figuren gar nicht gibt, kann das ihren Glauben kaum erschüttern. Doch der Zauber währt nicht ewig. Mit dem Volksschulalter wird das magische Denken immer weniger, es gibt mehr Kinder, die zweifeln oder bereits Bescheid wissen, und für die Eltern wird es schwieriger, die Geschichte aufrecht zu erhalten.

Oft kommen Kinder ab sechs Jahren darauf, dass es weder das Christkind, noch den Nikolo, den Osterhasen oder die Zahnfee gibt.

Auf Zweifel reagieren

Wer magische Figuren einführt, muss damit rechnen, dass der Tag kommt, an dem sie in Frage gestellt werden und sollte sich vorab überlegen, wie darauf reagiert werden könnte.

Beginnen Kinder den Weihnachtsmann anzuzweifeln sollten Eltern jedenfalls darauf eingehen und sie dabei begleiten. Sind sie etwa empört, weil ein Freund gesagt hat, das Christkind gäbe es nicht, könne man fragen „Was glaubst du denn, wer die Geschenke bringt?“ und das Kind antworten lassen ohne selbst Antworten zu geben. Erste Bedenken lösen sich dadurch meist auf.

Ist das Zweifeln hartnäckiger, sollten Eltern sich die Zeit für ein ruhiges Gespräch nehmen und ehrlich sein. Die Antworten der Eltern sollten zum Alter des Kindes passen.

Mögliche Erklärungen

Eine Möglichkeit ist zu sagen, dass auch die Eltern selbst früher ans Christkind geglaubt haben. Sie können erzählen, wie aufregend es für sie war, auf das Christkind zu warten. Dass sie sich gerne an die Zeit erinnern, als sie voller Vorfreude das Läuten des Glöckchens herbeisehnten, und diese Freude über den Brauch an ihre Kinder weitergeben wollten.

Eine weitere etwas abstraktere Möglichkeit ist, dem Kind zu erklären, dass der Glaube an den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder das Christkind dabei hilft, zu lernen, an Dinge zu glauben, die man nicht sehen oder angreifen kann, die aber dennoch da sind, wie Liebe und Freude und dass dies das Weihnachtsfest ausmache.

„Wenn Kinder sich nicht mehr in der ,magischen Denkweise‘ befinden, passt für sie eine altersentsprechende Erklärung. Es kommt kaum zu Enttäuschungen, da sich das Denken der Kinder verändert hat. Die meisten Eltern merken den Entwicklungsschritt der Kinder und passen das Weihnachtsfest altersentsprechend an“, sagt Psychologin Kahr.

Gefühle bleiben

Auch wenn der Glaube ans Christkind verschwindet, bleibt die Erinnerung an diese magische Zeit und die dabei empfundenen Gefühle bei vielen erhalten. Ältere Kinder behalten manchmal trotz besserem Wissen das Schreiben des Christkindbriefes bei und das Glöckchen läutet meist auch dann noch, wenn alle längst Bescheid wissen.

„Es gibt kein richtig oder falsch, ob und wie Familien die Tradition führen, ob man die Geschichte etwa sehr ausgestaltet und beispielsweise Spuren vom Christkind hinterlässt, die Erzählungen vage hält oder ganz weglässt. Wichtig ist, dass der Umgang mit mystischen Figuren in das Familiensystem passt“, meint Kahr.

Elisabeth Gerstendorfer

Über Elisabeth Gerstendorfer

Redakteurin Gesundheit, Wissen Studierte Psychologie und Soziologie in Wien. Journalistenkolleg des Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg. Seit 2013 bei KURIER im Ressort Lebensart. Zuvor u.a. tätig für Presse, Schaufenster und Österreichische Ärztezeitung.

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