Naturschwamm: Diese Gurke ist zu schön, um sie nur zu essen

Exotische Luffa-Gurken eignen sich nicht nur gut für Currys, im getrockneten Zustand werden sie als Naturschwamm für Küche und Bad immer beliebter – derzeit läuft die Ernte im Seewinkel.

Selten erobert ein Lebensmittel zur selben Zeit Küche und Badezimmer. Aufmerksame Konsumenten könnten die Luffa-Gurke bereits in Regalen für Küchen-Utensilien oder Kosmetik entdeckt haben: Der luftige Naturfaserschwamm eignet sich nämlich als Alternative zu herkömmlichen Schwämmen aus Kunststoffen, die durch Abrieb wie beim Putzen von Töpfen Mikroplastik abgeben. Im feuchten Zustand präsentiert sich das naturfarbene Geflecht, das leicht mit einer Koralle verwechselt werden könnte, weich, im trockenen Zustand wird es wieder hart. Im Badezimmer eignet sich der Naturschwamm zum Duschen oder als Unterlage für feste Seifenstücke.

Die Gattung Luffa zählt zu den Kürbisgewächsen und stammt aus tropischen Ländern: Wilde Formen von Luffa aegyptiaca oder Luffa cylindrica gedeihen im südlichen Zentralasien, in Nordost-Australien und im Südpazifikraum. Kommerziell wird sie in Ländern wie Ägypten, Korea, China, Guatemala, Kolumbien oder Paraguay angebaut, sie fühlt sich aber auch in Österreichs Gärten wohl.

Hausgarten: Als Rankhilfe eignen sich Zäune

Luffa-Gurke

©Getty Images/iStockphoto/gabrielabertolini/iStockphoto

Der burgenländische Landwirt Heinrich Unger aus dem Seewinkel – bekannt dafür, exotische Lebensmittel anzubauen – erntet diese Tage seine Kletterpflanzen im Folientunnel ab. "Sie ist sehr wachsfreudig und mag warme, sonnige Standorte: Wir lassen sie an einem Gitter hinaufwachsen."

Unreif geerntet schmecken die Bittergurken wie Zucchini – leicht bittersüß und erdig: Laut Unger eignen sich Luffa-Gurken wegen ihrer bissfesten Konsistenz gut als Ofengemüse oder in Eintöpfen. In Asien landet die als chinesische Okra bekannte Frucht oft in cremigen Kokos-Currys.

Gemüse

Stammbaum
Zur Familie der Kürbisgewächse – Cucurbitaceae – zählen 800 Arten und 130 Gattungen. Am wirtschaftlich bedeutendsten sind Gartenkürbis, Zucker- und Wassermelone sowie Gurken. Luffa, auch Schwammkürbis genannt, ist eine eigene Gattung, die in den Tropen beheimatet ist

15 Meter
lang können die Kletterpflanzen der Gattung Luffa werden. Verzehrbar sind nicht nur die Fruchtkörper, sondern auch die gelben Blüten

Badeschwämme
Einst diente das Sponginskelett von bestimmten Hornkieselschwämmen aus dem Meer als Naturschwamm

Körperhygiene
Schon im Alten Griechenland wurden Naturschwämme zur Körperreinigung verwendet. So tauchten Teilnehmer der Olympischen Spiele ihre Meeresschwämme in  Olivenöl oder Parfum

Saatgut, auch in Bio-Qualität, für Luffa-Gurken gibt es im Internet bei Garten-Versandhändlern. Pro Pflanze kann der Hobbygärtner drei bis fünf große Früchte erwarten. Maschendrahtzäune, Wildzäune oder Fassadengitter eignen sich als Windschutz und Rankhilfe für den Anbau im Hausgarten – auch um Feuchtigkeit und Fäulnis zu vermeiden.

"Generell sind Gurkenpflanzen heikler beim Wachstum als Paradeiser oder Paprika. Nach dem Vorziehen im Frühjahr, da sie keinen Frost verträgt, kann die Pflanze ab Mitte Mai im Garten ausgesetzt werden. Der Anbau in einem großen Topf auf einer Terrasse oder einem Balkon ist auch möglich, aber hier muss man wegen des üppigen Wachstums besonders auf die Nährwerte in der Topferde achten", so Unger.

Richtig trocknen und am Kompost entsorgen

Je nach Sorte können die Gurken eine abgewinkelte Form sowie eine geriffelte oder eher glatte, harte Schale haben: "Ebenso können sich die Größen stark unterscheiden: Heuer haben wir große Sorten, die rund 40 cm lang werden, angebaut. Unreife Luffa-Gurken haben dunkelgrüne Schalen und können 40 bis 80 Tage nach der Aussaat geerntet werden: Will man sie als Schwamm verwenden, erntet man sie allerdings überreif. Das erkennt man daran, dass die Schale gelb, brüchig und mit kleinen braunen Punkten übersät ist. Nach dem Pflücken lasse ich sie einige Tage an einem warmen, sonnigen Platz trocknen. Wenn sie braun und hart sind, lässt sich die Schale leicht herunter rebeln."

Danach müssen Fruchtfleisch und Samen durch vorsichtiges Schütteln getrennt werden: Die Samen aus den getrockneten Früchten können als Saatgut für das Frühjahr verwenden werden, wenn samenfeste Sorten gewählt wurden. Das Fruchtfleisch wird ausgewaschen und in die gewünschte Größe geschnitten. Schließlich müssen die Schwämme an einem warmen, luftigen Ort trocknen, danach sind sie einsatzbereit.

Übrigens lässt sich der Luffaschwamm in der Waschmaschine reinigen. Wer den Schwamm entsorgen will, kann das mit gutem Gewissen auf dem Komposthaufen oder in der braunen Biotonne tun.

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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