Warum künstliches Bananenaroma nicht ganz nach Banane riecht

Leckereien mit Bananennote lassen anmuten, sie würden dem Obst in nichts nachstehen. Doch die Realität schaut anders aus. Warum künstliches Bananenaroma riecht, wie es riecht.

Wir alle kennen Süßigkeiten mit künstlichem Bananenaroma. Die einen mögen es, die anderen machen lieber einen großen Bogen um die Supermarktregale. Nicht selten stellen sich die selbsterklärten Bananenaroma-Feinde die Frage, ob der Erfinder dieses Duftes jemals in seinem Leben eine echte Banane in den Händen gehalten hat. Schließlich scheint nichts wirklich an das Original zu erinnern. Doch vielleicht irren sich diese Menschen, ohne es zu wissen? Ein Exkurs in die Geschichte des Bananenaromas.

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Schon einmal von "Big Mike“ gehört?

Was nach einem Spitznamen klingt, ist die US-amerikanische Bezeichnung einer Bananensorte, die bis zum Ende der 1950er-Jahre als die bedeutendste Handelssorte weltweit galt. Der Originalname dieser Bananensorte ist Gros Michel. Sie stammt aus Südostasien und wurde in den 1820er-Jahren von französischen Seeoffizieren nach Martinique gebracht. Von dort aus verbreitete sich der Anbau in der Karibik, einschließlich Jamaika. Wie die meisten anderen Fruchtsorten war sie im reifen Zustand leuchtend gelb, hatte jedoch eine festere Konsistenz und einen süßeren Geschmack.

Der Legende nach begann der Großexport der Banane in die USA im Jahr 1879. Es soll die erste Verschiffung von Gros-Michel-Bananen von Jamaika nach New Jersey durch Seekapitän Lorenzo Dow Baker gewesen sein. Dieser hat später zusammen mit dem Unternehmer Andrew Preston die Firma Boston Fruit gegründet - die heute Teil der Chiquita Brands International ist.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts – bis etwa 1960 – wurde ein Großteil der Bestände von der Panama-Krankheit vernichtet und die Sorte fast vollständig ausgerottet. Fast alle Importeure der Gros Michel waren dadurch bankrott. Als Exportprodukt wurde "Big Mike“ schließlich von der aus Vietnam stammenden Cavendish-Banane abgelöst. Sie war resistent gegen die Panama-Krankheit.   

Die Cavendish-Bananen haben einen besonderen Geschmack und Duft – beides erinnert jedoch nicht an das künstliche Bananenaroma. Wegen dieser verwirrenden Diskrepanz wird angenommen, dass der Geruch auf dem der Gros Michel basieren müsste.

Doch die Wahrheit ist eine andere

In Wahrheit geht es nämlich gar nicht um die Bananensorten. Die Antwort auf das Rätsel um den künstlichen Bananenduft liegt in der Chemie. Künstliches Bananenaroma besteht aus einer chemischen Verbindung namens Isoamylacetat, die natürlicherweise in allen Bananen vorkommt. Um künstliche Fruchtaromen zu kreieren, müssen Lebensmittelwissenschaftler mehrere der natürlich vorkommenden Verbindungen der Frucht isolieren und kombinieren.

Das Synthetisieren oder Heraustrennen einer Verbindung, ist einfacher und kostengünstiger – auch wenn das einen gewöhnungsbedürftigen Geruch zur Folge hat, wie ihn künstliche Bananenprodukte versprühen.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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