Die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe.
Neue Studie: Schöner träumen mit Klavierklängen
Neurowissenschaftler untersuchten die Auswirkungen von bestimmten Akkorden auf das Gehirn bei einer Albtraumstörung.
Wer häufig von nächtlichen Albträumen geplagt wird, sollte sich mit Klaviermusik beschäftigen. Immerhin leiden etwa 4 von 100 Menschen mehrmals pro Woche an belastenden Träumen. Die beruhigende Wirkung bekommt nun durch Schweizer Forscher eine weitere Facette.
Laut einer Studie der Universität Genf hat besonders der Klavier-Akkord “C69” besondere Fähigkeiten. “Dank dieser neuen Therapie nahmen die Albträume der Patienten deutlich ab und ihre positiven Träume zu”, schreiben die Wissenschafter in ihrer Zusammenfassung der Studie, die in Current Biology veröffentlicht wurde.
Unter "C69" versteht man einen C-Dur-Dreiklang (C, E, G) mit der sechsten und neunten Note (A und D) darüber. Diese Abfolge von Tönen nutzen die Forscher, um eine gängige, bereits bestehende Therapie gegen Albträume weiterzuentwickeln.
Positive Variante
Eine der derzeit am ehesten erfolgversprechende Therapie bei Albträumen besteht darin, belastende Träume sozusagen "umzuschreiben": Die Betroffenen lernen mit der "Imagery Rehersal Therapy"-Methode (IRT), positive Varianten ihrer Träume einzuüben.
Die 36 Studienteilnehmer wurden mit der sogenannten IRT behandelt. Dabei werden die Teilnehmer aufgefordert, ihre quälendsten und häufigsten Albträume mit einem glücklichen Ende umzuschreiben und dann zu “proben”, indem sie sich diese umgeschriebene Geschichte selbst erzählen. Damit soll die neue Version den alten Albtraum im Gehirn “überschreiben”. Das habe sich in früheren Studien als effektiv gezeigt. Aber bei jedem dritten Patienten blieb die Methode erfolglos.
Klänge
Für die Studie griff das Team um Neurowissenschafterin Sophie Schwartz auf eine weitere, ähnliche Methode zurück. Diese "Targeted Memory Reactivation" (TMR) aktiviert bestimmte Gehirnareale, die mit einem Klang assoziiert werden - auch im Schlaf. Bei der Hälfte der 36 Studienteilnehmer wurde diese Technik zusätzlich angewendet. Dadurch wurde eine Verbindung zwischen einer positiven Version der Albträume und einem Geräusch hergestellt.
“Wir haben die Patienten gebeten, sich positive Alternativszenarien zu ihren Albträumen vorzustellen”, erklärt Sophie Schwartz. “Eine der beiden Patientengruppen führte diese Übung jedoch durch, während alle zehn Sekunden ein Ton – ein Klavierakkord in Dur (eben C69, Anm.) – gespielt wurde. Das Ziel war, dass dieser Klang mit dem vorgestellten positiven Szenario assoziiert wird. “Auf diese Weise war es wahrscheinlicher, dass der Klang, wenn er erneut abgespielt wurde, nun aber im Schlaf, eine positive Erinnerung im Traum reaktivierte”, sagt Schwartz.
Ergebnisse
Nach drei Wochen verzeichneten die Teilnehmer beider Gruppen einen Rückgang der Albtraumhäufigkeit, aber in der Gruppe, die die TMR-Therapie erhielt, waren die Ergebnisse noch ausgeprägter. Die Mitglieder der TMR-Gruppe hatten auch eine größere Anzahl positiver Träume. Sie berichteten, nur noch einen Albtraum alle zwei Wochen zu haben. Bei der zweiten Gruppe reduzierten sich die Albträume allerdings ebenso, von drei auf einen pro Woche.
Weitere Studien müssten noch folgen, so die Forscher. "Aber alles deutet darauf hin, dass es sich um eine besonders wirksame neue Behandlung für die Albtraumstörung handelt”, bilanziert Forschungsleiter Lampros Perogamvros. Vor allem die Kombination von TMR- und IRT-Methode erhöhe die Wirksamkeit. Und, vermutet er, der Piano-Akkord sei dafür möglicherweise gar nicht entscheidend. "Es würde wohl auch mit anderen Klängen funktionieren."
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