
Wenn es in Coburg mal wieder um die Wurst geht
Die Coburger in Oberfranken stellen sich seit Jahrhunderten eine Frage: Wie lang ist die perfekte Wurst?
Die Coburger schwören auf ihre Wurst – wie viele Deutsche: die Münchner auf ihre Weißwurst, die Thüringer auf ihre – nun ja – Thüringer Bratwurst und die Berliner auf ihre Currywurst. Keine andere Stadt widmet ihrer Wurst aber eine so prominente Stellung wie Coburg.
Oben auf dem Coburger Rathausdach, mit bestem Blick auf das Marktplatz-Treiben darunter, steht das Bratwurstmännle. Seit mehr als zweihundertfünfzig Jahren. Woher der Name kommt, ist offensichtlich: In seiner rechten Hand reckt es eine lange Bratwurst zum Himmel. Himmlisch ist auch das Männle selbst, es stellt den heiligen Mauritius dar, wie er seinen Marschallstab ausstreckt. Der Legende nach war er ein Christ und römischer Legionärskommandant, der enthauptet wurde, weil er und seine Legion sich weigerten, heidnische Symbole und das Bild seines Kaisers anzubeten. Immerhin machte ihn das zu Coburgs Stadtheiligem.
Heute muss der Märtyrer seinen Kopf nur noch dafür hinhalten, die Länge der Coburger Wurst zu bestimmen. Denn die muss im Rohzustand auf den Zentimeter genauso lang sein wie sein Marschallstab. Dass das genau einunddreißig Zentimeter sind, weiß man in Coburg erst seit 1982 – davor lag das Längenmaß jahrhundertelang zwischen fünfunddreißig und vierzig Zentimeter.
Kommentare