Weihnachtsbräuche: Wenn ein Gurkerl am Christbaum hängt

Je nach Land wird ganz unterschiedlich und – aus unserer Sicht – teils schräg gefeiert. Wie das aussieht.

Für viele gehört das Fest gemütlich, friedlich und traditionell. "Wir erinnern uns romantisiert an früher, an Weihnachten in der Kindheit. Unsere inneren Kinder werden da ganz lebendig und wir haben eine klare Vorstellung, wie Weihnachten sein soll", sagt Psychologin Christina Beran. In vielen Haushalten in Österreich gibt es etwa ein Glöckchen, das zur Bescherung läutet – wie früher, als man selbst noch ans Christkind glaubte. Solche Traditionen lassen das "Magische" rund um Weihnachten wieder aufleben, so Beran.

Ebenso typisch: Ein ausgedehntes Familienessen, wobei es durchaus Unterschiede gibt. Fisch oder Fleisch? Vorher Bescherung oder danach? Christmette oder Geschenke ausprobieren? Und Traditionen dürfen sich verändern. Stichwort Christbaum: War es früher üblich, dass der Baum erst am 24. aufgeputzt wird – möglichst hinter verschlossener Tür – ist es in den vergangenen Jahren häufiger so, dass bereits einige Tage bis Wochen vor dem Fest der Baum geschmückt wird.

Weihnachtsgurkerl

Je mehr wir selbst an Traditionen festhalten, desto schräger wirken die Weihnachtsbräuche aus anderen Ländern. In manchen Familien in Deutschland wird etwa ein Anhänger in Form einer Essiggurke auf den Baum gehängt. Wer ihn als erster entdeckt, darf mit dem Geschenkeauspacken beginnen. Auch in den USA ist die "Christmas-Pickle" im Baum versteckt. Ebenfalls amerikanische Tradition: Die ganze Familie trägt Weihnachtspyjamas mit demselben Motiv – Elfen, Zuckerstangen, Rentiere – wenn sie die Geschenke öffnen.

In Großbritannien werden Weihnachtspullis mit überdimensionalen Figuren wie Lebkuchenmännern gerne getragen. Ein Brauch, der mittlerweile in viele Länder übergeschwappt und beliebtes Motiv für Familiengrußkarten geworden ist. Mit roter Weihnachtsmütze oder anderen Verkleidungen geht es gemeinsam mit Dutzenden bis hunderten anderen hingegen in einigen Ländern wie Irland, Spanien, Russland und der Schweiz traditionell zum Weihnachtsschwimmen ins eiskalte Meer, in Seen und Flüsse. Das ist mittlerweile auch in Österreich üblich – von Donau bis Inn.

Geister und Hexen

In Norwegen werden während der Weihnachtszeit Besen und Wischmopps versteckt – damit nicht Geister und Hexen sie stibitzen und darauf durch die Lüfte fliegen. Das könnte schließlich den Weihnachtsfrieden stören. An Geister wird auch in Bulgarien gedacht: Die Reste des Weihnachtsessens bleiben in vielen Haushalten über Nacht am Tisch – für die Geister der Ahnen.

In Polen wird am Heiligen Abend, auf Polnisch Wigilia, ein Extra-Gedeck vorbereitet, falls spontan ein unerwarteter Gast dazu stößt. Überhaupt braucht es viel Platz am Esstisch, denn traditionell werden zwölf Gerichte aufgetischt. Sie sollen an die zwölf Apostel erinnern. Dazu zählen zum Beispiel Rote-Rüben-Suppe und die berühmten Teigtaschen Pierogi.

Um das Warten auf Geschenke zu verkürzen, schauen in Schweden viele Familien um 15 Uhr gemeinsam Donald Duck. Für sie beginnt mit dem alljährlichen Trickfilm-Schauen das Weihnachtsfest.

Weihnachtslotterie

In Spanien hat die Weihnachtslotterie hohen Stellenwert. Vor den Los-Verkaufsstellen bilden sich jedes Jahr lange Schlangen. Die Ziehung erfolgt immer am 22. Dezember. Der Hauptgewinn "El Gordo", der Dicke, sind vier Millionen Euro. Typischerweise wurden in Spanien bis in die 1980er Jahre übrigens keine Christbäume aufgestellt, sondern Krippen. Bis heute werden Schaufenster und Plätze oft mit Krippen statt Bäumen dekoriert.

Bei allen Unterschieden – eines haben die Feierlichkeiten weltweit gemeinsam: ein gemeinsames Fest im Kreise der Lieben. Viele haben laut Psychologin Christina Beran zu Weihnachten den Wunsch nach einem schönen Miteinander, Konflikte rücken in den Hintergrund. Auch wenn das Festhalten an Traditionen durchaus zu Herausforderungen führen kann – etwa die Frage, wer wann besucht wird. "Man darf dieser Sehnsucht nach einem schönen Fest ruhig nachgeben und über manches hinwegsehen. Das kann man im Jänner dann ausgraben", so Beran.

Elisabeth Gerstendorfer

Über Elisabeth Gerstendorfer

Redakteurin Gesundheit, Wissen Studierte Psychologie und Soziologie in Wien. Journalistenkolleg des Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg. Seit 2013 bei KURIER im Ressort Lebensart. Zuvor u.a. tätig für Presse, Schaufenster und Österreichische Ärztezeitung.

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