Die Insel Malta als Star: bunt, hinreißend, mythisch

Der kleine EU-Staat Malta gilt als Europas Hollywood und punktet mit megalithischen Tempeln, ewigen Festungen und glasklarem Meer.

Stets in der letzten Bankreihe sitzend und unaufmerksam – das kann die Reisende. Betragensnote zwei, ein Leben lang. Nie war sie Streberin, auch nicht beim Entdecken neuer Länder. Die galt es nicht auswendig zu lernen, sondern  zu atmen. Träumen statt Fakten  büffeln.

Josephine, allwissender Malta-Guide, hat das bemerkt. Ihre Bitte, man möge zuhören, erreicht die Reisende schon in den ersten Stunden auf der Insel, während sie durch Vittoriosa schlendert. Eine der „Drei Städte“, samt Cospicua und Senglea, die um den „Grand Harbour“ gegenüber Maltas Hauptstadt Valletta liegen. Das mächtige Fort St. Angelo diente einst als Hauptsitz des Malteser Ordens, eine Festung mit spektakulärem Ausblick auf den Hafen.  Dazu gibt es viel Geschichte und viele Geschichten zu hören. Und die Reisende so? Sie kann nicht anders, als sich in den pittoresken Gassen mit ihren bunten Veranden und hübschen Türklopfern zu verlieren. Und mental abzudriften, statt zu lauschen, was Spannendes über  den ehemaligen Palast des Inquisitors oder das Fort Ricasoli auf dieser Landzunge  östlich des Hafens gesagt wird.

©viewingmalta.com

Hollywood zu Gast

Und sie muss   an Russell Crowe und Brad Pitt denken statt an die Kreuzritter des Johanniterordens, die sich 1530 auf dem Archipel  ansiedelten.  Crow drehte hier  „Gladiator“, Pitt  „Troja“. Das eint sie mit Robin Williams, der auf Malta für „Popeye“ vor der Kamera stand. Dieser Drehort existiert als entzückende Kulissenstadt „Popeye Village“ (eine Freizeit-Oase) nach wie vor, am Ufer der malerischen Anchor Bay. Nur das unwirklich-türkisfarbene Meer ist echt.   Ach ja: Wer gerade nicht nach Malta reisen kann, geht  ins Kino, um „Jurassic World“ anzuschauen. Gedreht wurde in Valletta, Vittoriosa, Mellieha. Der EU-Staat gilt als Europas Hollywood und beliebtes Filmdouble für echte und fiktive Länder, etwa Essos in  „Game of Thrones“. Daran denkt die Reisende, während sie Menschen beobachtet, die auf der Dachterrasse einer Festung  feiern. Malteser lieben ihre vielen Feste, laut, fröhlich und als weltweit bekannte „Pyromanen“ oft mit Feuerwerk.

Groß im Kleinen

Malta ist groß, obwohl als kleinster Inselstaat Europas mini: 316 Quadratkilometer im Vergleich zu Wien mit 414. Groß im Sinne dessen, was es zu bieten hat. Vielfalt und Kulturmix, ein Leben so bunt wie die hölzernen Alkoven der Häuser. Keine reine Bade-Destination, mehr als das. Es kann pulsieren wie in der Hauptstadt Valletta, deren Straßen schachbrettartig angelegt wurden, neun Straßen längs, zwölf Straßen quer,  samt Meerblick, Shoppingmeile, edlen Restaurants und quirligen Bars. Oder im malerischen Barrakka-Garten, der einst als Exerzierplatz diente und von den Briten exotisch bepflanzt wurde. Eine Oase, in der die Reisende mit Ricotta gefüllte Pastizzi schmaust und Schatten tankt. Um danach   Caravaggios Werk „Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers“ in der Hauptkirche des Johanniterordens, St. John’s Cathedral, zu bestaunen.

Leise Momente

Das maltesische Urlaubsleben kann aber auch für Momente leise werden, wie  in Mdina, die „stille Stadt“ auf einem Hügel, von Bastionen befestigt. Hier zu spazieren, ist, als würde man durch eine andere Zeit schlendern. Die Stadt ist weitgehend autofrei, es leben nur wenige Menschen zwischen den  Kirchen und Palästen. Zeitreisen sind auf Malta sowieso omnipräsent und die megalithischen Tempel der Insel älter als Ägyptens Pyramiden. Gemeinsam mit dem Hypogäum von Hal-Saflieni, einer mythisch-unterirdischen Tempelanlage und Grabkammer, gehören sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Reisende, die hier in  Paola in die Tiefen hinabsteigt, verspürt die seltsame Magie ungelöster Geheimnisse. Für immer ein Rätsel, was diese Steinzeit-Baumeister damit beabsichtigten und vor allem, was aus ihnen geworden ist.

©Gabriele Kuhn

Hafenrundfahrt

Aber jetzt, raus aufs Meer. Die Rundfahrt im Grand Harbour ist obligatorisch, die Reisende sieht Jachten,  Kreuzfahrtschiffe und bunte Schinakeln. Ihr Ah-und-Oh-Moment: Der Bootstrip nach Gozo, zur grünen und gemütlichen Schwesterinsel, die sich einen Mehrtagesaufenthalt  verdienen würde. Der Hotspot für Taucher und Freunde des Schnorchelns an Plätzen mit durchsichtigem Wasser. Fast kitschig und unpackbar türkis, speziell in der Blauen Lagune bei der Insel Comino ist Baden ein Muss.

Unvergesslich die Tuk-Tuk-Fahrt der Reisenden, deren Bandscheiben sich davor  fürchteten. Alles gut. Zwei ältere männliche Originale stellen sich beide als Joe vor. Trotzdem die Reisende mehrmals den  müden Wortwitz „Hey Joes“ fallen lässt, führen sie sie behutsam mit dem   Zweirad-Gefährt   an Bilderbuchplätze. Beim Picknick unter Pinien  beginnt  sie erneut zu träumen. Diesmal davon, dass sie irgendwann die Koffer packt, um länger dort zu bleiben, wo sie gerade Käse nascht und ein Glas Wein trinkt. Nicht in der Hoffnung, in Malta oder auf Gozo Brad Pitt zu treffen – sondern sich selbst.

Info

Klimafreundliche Anreise
Air Malta (airmalta.com) fliegt  täglich ab Wien, Flugzeit  zwei Stunden;
-Kompensation: 10,11 €
via climateaustria.at

Unterkunft
– „Phoenicia“: luxuriöses Art-déco-Hotel in Valletta mit Pool und Spa,
ca. 250 €/Zimmer/Nacht; phoeniciamalta.com
– Boutiquehotel „Chapel 5 Suites“, Naxxar, ab 120 €/ Z/Nacht; chapel-5-palazzo- suites-b-naxxar.hotel-mix.de
– „Dar tal-Kaptan“, in Ghasri auf Gozo, Adult-Only-Hotel in traditionellem Dorf, 120 €/ Z/N; dartalkaptan.com

Geheimtipps
– Weinverkostung auf dem wunderschönen Weingut
Ta Betta, tabetta.com
– Neu: Tour durch Vallettas „Underground“, Tickets via heritagemalta.mt
– Speedboot von Gozo zur Blauen Lagune, Comino, cominoferryservice.com
– Idyllisches Picknick auf Gozo mit Ana Kisling. FB, Instagram: @gozopicnic  
– Entschleunigte Tuk-Tuk-
Fahrt mit „Yippee Gozo and Comino-Tours“; yippeemalta.com

Historisches
Abstieg in die unterirdische Tempel- und Grabanlage „Hypogäum“. Achtung: Ticket muss man im Voraus buchen, bei heritagemalta.mt

Auskunft
Fremdenverkehrsamt Malta: Tel. 01/585 37 70, visitmalta.com   

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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