Alta Badia: Der Geschmack von Berg-Schnee

Wenn in Alta Badia nicht wie an diesem Wochenende der große Ski-Weltcup Station macht, ist die Dolomiten-Region perfekt für alle Wintersportler – und besonders für Genießer.

Überblick

Klimafreundliche Anreise

Züge fahren täglich mehrmals über Innsbruck nach Südtirol. Bruneck liegt 38 km von Alta Badia entfernt. oebb.at

Übernachten

– Ciasa Salares, 4*, DZ/N. Ab 300 Euro, St. Kassian ciasasalares.it
– Luxushotel Dolomiten Rosa Alpina, 5*, ÜF plus Cook-the- Mountain-Dinner ab 650 €/P. aman.com

La Crusc / Heiligkreuz

Die Wallfahrtskirche liegt über Abtei und ist per Sessellift gut zu erreichen. Ideal für längere Spaziergänge. Einkehren und Übernachtung in der daneben liegenden Schutzhütte möglich. lacrusc.com

Ein bisschen kann man sich auf der Lee-Hütte (ladinisch: Ütia Lé) fast wie ein Weltcup-Skifahrer fühlen – zumindest, was die Höhe anbelangt. So wie das Starthaus auf der Gran-Risa-Piste in der Ortschaft La Villa liegt die zu Badia (zu deutsch: Abtei) gehörende Gastwirtschaft auf rund 1.800 Meter Seehöhe. Ansonsten hat man es hier, auf der Sonnenterrasse, wahrscheinlich um einiges gemütlicher. In der Sonne sitzend geht es schließlich nicht darum, am schnellsten ins Tal zu flitzen. Im Gegenteil – man will die Zeit dieses Zwischenstopps eher ausdehnen. Und der fast uneingeschränkte Blick auf die Dolomiten, seit 2009 UNESCO-Weltkulturerbe, ist mehr als ein kurzes Innehalten wert. Einmal ergatterte Sonnenplätze sollten ausgekostet werden.

©Grafik

Es sind neben der Natur-Kulisse die Südtiroler Schmankerln, wegen derer sich der Weg herauf auszahlt. Dafür muss man übrigens gar nicht Skifahren können. Per Sessellift geht’s von Abtei aus herauf in dieses kleine Skigebiet namens La Crusc, wo kein Massentourismus herrscht. Ob man auf zwei Brettln, mit Schneeschuhen oder mit festen Winterschuhen auf gut präparierten Schneewegen spazierend unterwegs ist, Hunger bekommt man in der Höhenluft allemal. In der Lé-Hütte gibt es zum Beispiel ein Vorspeisen-Potpourri mit Vorschlagbrot und „Bella Badia“, einem eher milden, regionalen Käse.

Das Vorschlagbrot sollte man in Südtirol auf jeden Fall probieren. Der Begriff kommt aus der Müllersprache und bezeichnet Mehl aus dem ersten Siebvorgang der Getreidemühle. Das feine, hellste Mehl war teuer, nur Reiche konnten es sich leisten. Die Bauern in den Bergdörfern oder hoch gelegenen Einschichthöfen eher nicht, bei ihnen gab es Roggenbrot, das heute als Vinschgerl oder Schüttelbrot als typische Südtiroler Spezialität bekannt ist. Wer die Region noch intensiver erschmecken will, sollte die Schlutzkrapfen (Teigtaschen, ähnlich wie Ravioli, mit unterschiedlicher Fülle) ordern. Und als Nachspeise auch nicht auf die typische Torte aus Buchweizen („Schwarzplentn“) verzichten.

„Cook the Mountains“

Wer gehobene Küche schätzt, aber Sterne-Lokale eher meidet, wird in Alta Badias Berghütten fündig. Unter dem Motto „Skifahren mit Genuss“ servieren acht Hütten im Winter Kreationen von Top-Köchen. Jeweils mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, haben diese acht Kochkünstler je ein Gericht für eine der teilnehmenden Hütten erdacht. Neu dazugekommen ist in der soeben gestarteten Saison 2022/’23 die Hütte Crëp de Munt bei Corvara (Kurfar).

3-Sterne-Koch Niederkofler spießt Aal und Speck häppchenweise auf

©Rosa Alpina/Marco Sartor

Dass es in der aus sechs Gemeinden bestehenden Region Alta Badia nicht nur dank der Erhebungen der Dolomiten mit Marmolada und anderen Gipfeln hoch hinaus geht, sondern auch kulinarisch, zeigt Norbert Niederkofler in San Cassiano (St. Kassian). Sein Restaurant St. Hubertus im Fünfsternehotel Rosa Alpina wurde vom Restaurant Guide Michelin mit drei Sternen hoch dekoriert. Seine Philosophie nennt er „Cook the Mountains“: Was er aus der Küche schickt, kommt sicher aus der Region. Also kein Olivenöl, keine Zitrusfrüchte, da ist er sehr strikt. Die zwölf bis dreizehn Gänge sind nur in Nuancen abgewandelt. Verarbeitet wird, was gerade verfügbar ist. So machte Niederkofler aus hundert Kilogramm Zwetschgen, die ein Bauer vorbeibrachte, kurzerhand einen Bruschetta-Aufstrich, der an Tomaten erinnert.

Der bodenständige Zugang zeigt sich auch in Gängen mit Karotten, die durch trocken-kühle Lagerung über den Winter hinweg verfügbar sind, oder auf offenem Feuer gebratenem Aal. Er schmeckt rauchig, aber auch süßlich durch eine Honig-Marinade. Ungewöhnlich, dass Brot und Butter wie ein eigenes Gericht als einzelner Gang präsentiert werden. Aus Wertschätzung auch vor den vermeintlich einfachsten Lebensmitteln, erklärt Niederkofler. Das Brot ist natürlich selbst gebacken, die Butter kommt aus Niederkoflers Heimattal und wird aufgeschlagen serviert. Die Fütterung mit Kräutern im Sommer und Heu im Winter mache den besonderen Geschmack und die Cremigkeit aus, schwärmt er.

Einen Hauch von Bergfrühling verleiht seinem Risotto dann Bärlauchöl, auch mitten im Winter. Die im Juni gesammelten Kräuter wurden in Öl eingelegt. Das typische Bergkraut Latschenkiefer als Dessert in einem süßen Marshmallow zu verarbeitet, rundet den kulinarischen Bergspaziergang würzig, dennoch harmonisch-süßlich ab. Und ob Hütten oder Sterne-Lokal: Die kulinarischen Genüsse gibt es nicht nur, wenn der Weltcup-Zirkus in Alta Badia Station macht.

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Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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