Stargeigerin Lidia Baich sorgt für neue Klänge im Schloss

Die Musikerin hat die künstlerische Leitung bei Schloss Thalheim Classic übernommen, sie spricht über ihre neue Aufgabe und die Einzigartigkeit eines Konzerts.

So wie in Tausenden anderen Haushalten in Niederösterreich, ist es auch im Haus von Stargeigerin Lidia Baich und ihrem Mann, Tenor Andreas Schager, in der Nähe von Ternitz wieder soweit: Zeit zum Vanillekipferlbacken – „und Lebkuchen und Linzer Augen. Ich liebe das, da riecht das ganze Haus so gut, außerdem schmeckt selbst gemacht am besten“, schwärmt Baich, die nicht nur mit dem Keksebacken alle Hände voll zu tun hat.

Sie steckt mitten in den Planungen für Schloss Thalheim Classic (Kapelln a. d. Perschling, Bezirk St. Pölten-Land), deren künstlerische Leitung sie soeben übernommen hat. „Es ist gerade kein einfacher Zeitpunkt für die Planung von Veranstaltungen“, dennoch konnte schon einiges fixiert werden. „Wir sind optimistisch und freuen uns auf unser Publikum.

Das Team der Schloss Thalheim Classic: Lidia Baich, Vorstandsmitglied Michael Hofbauer und Obfrau Sandra Gruberbauer.

©Schloss Thalheim Classic

Künstler und Publikum brauchen sich gegenseitig – es ist ein Geben und Nehmen. Jeder Künstler möchte zurück auf die Bühne und das Publikum ein Livekonzert-Erlebnis“, sagt die 40-Jährige. In ihrer Karriere hatte sie bereits viele Livekonzert-Erlebnisse, als Geigerin steht sie auf internationalen Bühnen.

Zahlreiche Tourneen führten sie durch Europa, Asien, Südamerika, USA, Südafrika, Russland und Indien – „eigentlich überall hin, nur in Australien war ich noch nicht“. Lidia Baich gilt als eine der vielseitigsten Geigensolistinnen der Gegenwart. Beispiele dafür sind ihre nächsten Auftritte in Wien: Im Februar spielt sie mit Seiler und Speer und den Red Bull Symphonics im Konzerthaus. Im April treten sie und ihr Mann bei Konzerten von Hubert von Goisern auf. Baich: „Musik ist so vielseitig, etwas Kreatives, verschiedene Genres können toll zusammenpassen.“

Lidia Baich beim Klassik Open Air „Götterklang trifft Donaugold“ auf der Donaubühne Tulln.

©Donaubühne Tulln/Hans Eder

Kulturelle Identität

Es ist ihr wichtig, dass sie das auch an ihre beiden Söhne weitergibt – sie müssen zwar nicht Berufsmusiker werden, aber es sei superwichtig, dass sie die Möglichkeit haben, mit Musik in Berührung zu kommen. Der Neunjährige lernt Klavier und singt, der Jüngere ist mit seinen dreieinhalb Jahren noch zu klein, singt aber auch „wenn er mit Fahrzeugen spielt oder mit seinem Playmobil, aber das ist eher meditatives Singen“, sagt Baich.

„Musik ist wichtig für die Entwicklung und auch für das spätere Verständnis für Musik und Kultur“, ist sie überzeugt und findet es schade, dass in manchen Schulen der Musikunterricht gekürzt wurde. „Das ist gerade in Österreich für die kulturelle Identität wichtig – wir sind international bekannt für unsere Kultur“, erzählt sie, diese Erfahrung habe sie bei ihren zahlreichen Tourneen gemacht. Und: „Musik ist eine internationale Sprache, die uns alle verbindet.“

Die in St. Petersburg geborene Österreicherin ist selbst mit Musik aufgewachsen. Ihre Mutter, eine Russin, ist Pianistin, ihr Vater, ein Steirer, Cellist. Sie selbst habe aber die Geige gewählt, weil ihr Großvater Geige gespielt hat. „Das hat mir von klein auf gefallen, ich habe gemeint, dass ich das auch probieren will und so probiere ich es bis heute“, erzählt sie und lacht. Mit vier Jahren hat sie angefangen, mit acht Jahren folgten erste internationale Preise, mit 16 Jahren der Sieg beim „Eurovision Young Musicians 1998“ und damit wurde sie auch als europäische Musikerin des Jahres ausgezeichnet. Der Preis wurde ihr von Lord Yehudi Menuhin überreicht. „Ich bin glücklich, dass ich ihn kennenlernen durfte. Es war ein besonderes Erlebnis und für mich Initialzündung für eine internationale Karriere“, blickt sie zurück.

Zur Person: Lidia Baich

Die österreichische Geigerin wurde am 29. November 1981 in St. Petersburg geboren. Sie lebt mit ihrem Ehemann Andreas Schager in Wien und bei Ternitz. Ihren ersten Geigenunterricht erhielt sie im Alter von vier Jahren von ihrem Großvater. Baich tritt  sowohl mit Orchester,  als auch mit Rezitalen in den bedeutendsten internationalen Konzertsälen  auf.  Sie spielt  auf einer Violine von Jean Baptiste Vuillaume aus dem Jahr 1860.

 

Vermittlerin

Einen „Lieblingsmoment“ oder einen „Lieblingsauftritt“ kann sie nicht benennen. Jedes Konzert sei ein Erlebnis für sich. „Jedes Land, jeder Saal, jeder Ort an dem man auftritt steht für sich und jedes Publikum auch, weil jeder Mensch einzigartig ist, bei jedem Konzert hast du ein anderes Publikum, das erzeugt eine eigene Stimmung und einen eigenen Geist“, schwärmt die Musikerin, die auch eine Professur an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien hat. Dabei lernen nicht nur ihre Studierenden, sondern auch sie selbst, wie sie sagt. „Es macht mir Freude und es ist schön, wenn man sein Wissen und die Erfahrung weitergeben kann.“

Lidia Baich ist am 19. 12. live auf ORF 3 beim Weihnachtskonzert für Licht ins Dunkel zu hören, und am 24. 12. ist sie bei der Weihnachtssendung von Studios auf ORF 2 zu sehen.

Marlene Penz

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