Dua Lipa und Truthahn: So feiert Norah Jones Weihnachten

Der Popstar über ihr neues Weihnachtsalbum, wie sie den Heiligen Abend verbringt und welcher Weihnachtsfilm ihr liebster ist.

Es muss nicht immer Wham! sein. Es soll ja Menschen geben, die bei den ersten Klängen von „Last Christmas“ und dem Gedanken an das dazugehörige Video und einen sehr geföhnten George Michael vorm Kaminfeuer das reine Entsetzen packt. Da wird dann die Pistenraupe angeworfen, um damit Amok unter Radiomachern wie Rentieren zu laufen. Rein gedanklich natürlich. Spielt es dann noch Pop-Diva Mariah Carey und ihren sich gnadenlos in die Gehörgänge klingelnden Weihnachtshit „All I Want For Christmas Is You“, verbessert das den Zustand des Advent-zerrütteten Nervenkostüms zusätzlich auch nicht unbedingt. Halleluja!

Doch zum Glück gibt’s Norah Jones. Denn Weihnachten geht auch anders. Nicht nervig. Mit „I Dream Of Christmas“, lässt sie das Lametta dort, wo es hingehört (richtig, auf dem Christbaum). Auf dem Albumcover hält sie einen Stern in den Himmel New Yorks, streckt ihren Arm in die Luft, ja scheint beinahe danach zu greifen – pflückt sie ihn vom Himmel? So holt sie uns Weihnachten ins Wohnzimmer. Mit 13 Tracks, die sich wohlig warm anfühlen, samtig weich, jazzig schön.

Zeitlose Songs wie „White Christmas“, da möchte man sich es am liebsten schon mit einem heißen Grog am Eisbärfell vorm Kamin gemütlich machen; die Single „Christmas Calling (Jolly Jones)“ steht da kaum hintan, oder das wie an einem Barklavier sehnsüchtig dahingehauchte „Blue Christmas“, eines ihrer Lieblingslieder auf der neuen Platte, wie die 42-Jährige uns im Videocall aus Los Angeles erzählt. Alles an den Aufnahmen ist so tiefenentspannt, flauschig und beschwingt, sogar der Grinch würde da die Englein singen hören, doch es ist nur Norah Jones.

Schon als Kind Weihnachtsfan

Man hätte meinen können, die Sängerin hätte schon längst ein Album mit Weihnachtssongs aufgenommen, doch tatsächlich ist es ihr erstes. Inspiriert dazu hat sie, war ja klar, die böse Pandemie. „Während des Lockdowns haben meine Kinder und ich uns jeden Sonntag Weihnachtsmusik angehört, um die Stimmung zu heben“, erzählt Jones über ihr Leben im vergangenen Jahr. „James Brown’s Funky Christmas“ und „Elvis’ Christmas Album“ schallten durchs Haus und vertrieben für kurze Zeit die Sorgen.

„Ich dachte, es würde Spaß machen, selbst so etwas zu machen. Ich war auf der Suche nach ein bisschen Freude während dieser Zeit und das war ein gute Möglichkeit. Sonst blieb einem ja auch nichts zu tun.“

Das heilige Fest ist ihr heilig, war es immer schon. „Ich habe Weihnachten stets geliebt, seit ich ein kleines Kind war“, so Jones. „Ich wuchs bei meiner Mutter auf, wir haben es meist bei Verwandten verbracht, sind zu meiner Tante gefahren oder zu meinem Onkel nach Tennessee.“ Tanne oder Fichte hatte die Tochter des weltberühmten indischen Sitar-Spielers Ravi Shankar aufgrund dessen selber nie im Wohnzimmer stehen. Das kam erst später. „Bis ich 30 Jahre alt war, habe ich niemals einen Christbaum aufgestellt.“

Ihr liebster Film

Heute hat die Sängerin ihre eigene Familie, mit dem Keyboarder Pete Remm zwei Kinder. Am Weihnachtsabend werden Freunde eingeladen, auf den Tisch kommen Truthahn und Kartoffeln, wobei, das ändert sich nach Lust und Laune. Anderes gilt dagegen als feste Tradition im Hause Jones. Es gibt einen Film, der dann fix geschaut werden muss. „Ich liebe ,Buddy – Der Weihnachtself’“, flötet Norah Jones über Zoom vom anderen Ende des Atlantiks. „Haben Sie den gesehen?“ Sorry, das Vergnügen verblieb uns bislang verwehrt. „Wirklich? Den müssen Sie sich ansehen. Er ist so authentisch. Mit Will Ferrell, einfach ein toller Film. Lustig, aber auch herzergreifend und am Ende muss ich immer weinen.“

Schöne Bescherung: Mit „Come Away With Me“ gewann Norah Jones vier Grammys 

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Superstar im Supermarkt

Ein Wunder war ihr Werdegang. 2002 legte Jones ein Debüt hin, wie man es selten erlebt: 27 Millionen Mal verkaufte sich „Come Away With Me“ laut Medien, nach Jones sogar 29 Millionen Mal. 2022 ist 20-jähriges Jubiläum. „Ich war 23 Jahre alt und die Dinge liefen aus dem Ruder“, erinnert sich Jones an die Zeit. In der Hitparade der meistverkauften Alben ist sie umringt von Namen wie Eminem, Elton John, Nirvana und den Beatles. „Ich war so jung. Den Plattenvertrag bekam ich durch Glück, durch Zufall. Ich hatte nicht damit gerechnet, um ehrlich zu sein.“ Jones vereinte Balladen mit Jazz-Feeling, das schlug ein. „Bis dahin wollte ich ausschließlich Jazzmusikerin sein. Ich hatte noch nicht herausgefunden, wer ich war. Und dann entdeckte ich meine Country-Musik-Wurzeln wieder, ich bin ja in Texas aufgewachsen. Das Album deutet an, wie ich versuche meinen Weg zu finden.“

Eine Eintagsfliege blieb sie nicht, dazu hatte Jones stets zu viel Talent. „Ich habe mich dann festgesetzt, aber man kann nicht von jedem Album 29 Millionen verkaufen. Um ehrlich zu sein, bin ich dankbar, überhaupt eine Karriere zu haben“, so Jones. Mit dem Erfolg im Rücken ist sie happy, im Studio der Boss sein zu dürfen. „Ich kann immer noch tun, was ich will und gebe den Ton an. Trotzdem bin ich in der Lage, unbehelligt im Supermarkt einkaufen zu gehen.“ Ein fast normales Leben, von dem manch Popstar nur träumen kann. „Ich höre auch Pop“, sagt Norah Jones, mit meinen Kindern, im Radio. Ich stehe drauf, es gibt mir ein gutes Gefühl! Billie Eilish ist fantastisch. Und ich LIEBE Dua Lipa.“ Ob sie sich ein Duett vorstellen könnte? „Ich würde mich geehrt fühlen. Jederzeit.“ Vielleicht ja nächste Weihnachten. Man wird sich ja noch was wünschen dürfen.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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