Neue Netflix-Serie: Gwyneth Paltrow bittet ins Sex-Spa
Die zweite Doku der Wellness-Queen startet: Alles dreht sich um echte Paare und den Wunsch nach „bedeutungsvoller“ Sexualität.
„Wir haben Sex. Es ist eine Show über Sex. Lasst uns über Sex sprechen.“ Gwyneth Paltrow sitzt im ärmellosen Rollkragenpulli in einem Sesselkreis und erläutert den Paaren in der Runde das Konzept ihrer neuen Serie, auf die sie sich eingelassen haben. Sie leben in langjährigen Beziehungen, sind verheiratet, alt und jung, homo- und heterosexuell. Was sie eint: ein unbefriedigendes Sexleben.
Da kommt Paltrow ins Spiel, die mit ihrem Lifestyle-Portal Goop vom Hollywoodstar zur erfolgreichen (jedoch nicht unumstrittenen) Wellnessunternehmerin mutiert ist. In der sechsteiligen Realityshow „Sex, Love, Goop“ (ab heute auf Netflix verfügbar) möchte die 49-Jährige echten Paaren zu ihrem sexuellen Erwachen verhelfen. Sie selbst fungiert als eine Art übergeordneter Guru im Hintergrund, an der Front werken Coaches und Therapeuten – darunter die gebürtige Salzburgerin Michaela Böhm, die sich in Hollywood als „Intimitätscoach“ der Stars einen Namen gemacht hat.
Im Zentrum des heilenden Erotik-Camps steht eine „tiefe Verbindung“ statt plumpe Bedürfnisbefriedigung. So ist im Trailer unter anderem zu sehen, wie zwei Coaches einander vor den Augen der Paare ohne Berührungen, vollständig angezogen und rein über „energetische Schwingungen“ zum Orgasmus bringen. In anderen Szenen kommen Augenbinden, Federn oder andere Spielzeuge zum Einsatz. Auch Selbstakzeptanz im Sinne der Body Positivität spielt eine Rolle auf dem Weg zur erotischen Erfüllung: So steht etwa eine Frau nackt vor einem Spiegel und lernt unter Tränen, ihre vermeintlichen Problemzonen anzunehmen. Die Show, sagt Paltrow, ergründe, „was wahre Intimität in Beziehungen wirklich bedeutet: deine tiefsten Ängste auszudrücken und die deines Partners zu akzeptieren“.
Mit ihrer zweiten Netflix-Produktion springt Paltrow auf den Mega-Trend „Sexual Wellness“ auf, an dessen Entstehung sie selbst beteiligt war (siehe unten): Apps und Podcasts zur Beziehungspflege boomen, hippe Sex-Toys avancieren zum Lifestyle-Accessoire, Sex-Positiv-Partys zur beliebten Mainstream-Veranstaltung. Die Bewegung möchte Sexualität aus dem Schmuddeleck holen und als Teilaspekt von körperlichem und seelischem Wohlbefinden diskutieren – „Female Empowerment“ statt Scham und Tabus. Mit „Sex: Unzipped“ startet wenige Tage nach „Sex, Love & Goop“ sogar noch eine zweite Netflix-Show über Liebe, Lust und Leidenschaft.
Einblicke
Auch prominente Paare sprechen immer häufiger offen über ihr Liebesleben: So teilte Will Smith – ebenfalls Klient von Michaela Böhm – erst kürzlich mit, dass eine offene Ehe für ihn und seine Frau Jada Pinkett Smith das geeignetere Modell sei. Und weil Paltrow nicht nur mit Spiritualität, sondern auch mit Marketing bestens vertraut ist, gewährt auch sie in homöopathischen Dosen Einblicke in ihr Intimleben mit Ehemann Brad Falchuk. Dieses habe unter der Dauer-Quarantäne mit zwei Teenagern ordentlich gelitten, offenbarte die Schauspielerin in einem Interview. Die neue Show hat für sie auch einen persönlichen Effekt, wie sie sagt: „Sie ist voll von Lektionen, die ich gerne schon viele Jahre früher gelernt hätte.“
Anregende Pillen und Orgasmus-Kerzen
Geschäftstüchtig. Selbst mit ihrer Scheidung setzte sie einen Trend. Als Paltrow vor sieben Jahren die Trennung von Coldplay-Sänger Chris Martin kundtat, sprach sie von einem „Conscious Uncoupling“ – also einem „bewussten Entpaaren“ statt bitterbösem Rosenkrieg. Der Begriff schlug Wellen, heute ist es Standard, dass Promi-Paare in ihren Trennungsstatements von der Liebe und dem Respekt für den nunmehrigen Ex-Partner schwärmen. Dass sie mit ihrem zweiten Ehemann Brad Falchuk lange Zeit in getrennten Häusern lebte, wurde medial als neuer Beziehungstrend „Living Apart Together“ gefeiert.
Doch nicht nur mit ihrem Privatleben macht die Mutter von Moses (15) und Apple (17) Schlagzeilen: Das von ihr angepriesene „Vagina-Dampfbad“ löste eine Debatte über die Notwendigkeit von Intimpflege aus und wegen der nicht nachweisbaren Wirksamkeit der berüchtigten „Jade-Eier“ musste Goop 120.000 Euro Strafe zahlen.
Paltrow und ihr Team ließen sich nicht beirren, führten auf goop.com sogar eine eigene Kategorie namens „Sexuelle Gesundheit“ ein. Dort findet man allerhand Interessantes, etwa eine Duftkerze, die den Geruch eines Orgasmus (Grapefruit, Orangenblütenöl, türkische Rose) verströmt – das Nachfolgemodell der Vulva-Kerze, die nach Paltrows Intimbereich (Geranie, Bergamotte, Wacholder) duften soll.
Erst kürzlich stellte die Sexpertin ihre liebsten Vibratoren vor, die es natürlich auf der Website zu kaufen gibt. Jüngster Clou: Natürliche Nahrungsergänzungsmittel, die dank Bockshornklee, Safran und einer Pflanze namens Shatavari zur Steigerung der weiblichen Lust beitragen sollen. Der Satz im Kleingedruckten soll wohl ein neuerliches Jade-Ei-Drama vermeiden: „Die Behauptungen der Website wurden nicht von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel eingeschätzt.“
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