Musik

Dave Gahan covert Songs zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Der Depeche-Mode-Sänger spricht im über die Arbeit am Album „Imposter“, ein mögliches Solo-Werk und die Zukunft seiner Hauptband

Ausgebrannt fühlte sich Dave Gahan, der charismatische Frontmann von Depeche Mode, als er Mitte 2018 die „Global Spirit“- Tour seiner Hauptband beendete. Er dachte sogar daran, mit dem Musikmachen aufzuhören.

Er hat es nicht getan. Denn so, sagt er, fühle er sich ohnehin nach jeder langen Depeche-Mode-Tour. Und dann war da auch noch sein Freund Rich Machin, Chef der Soulsavers, mit dem Gahan schon zwei CDs aufgenommen und soeben das dritte, hervorragend gelungene Album „Imposter“ veröffentlicht hat. Obwohl darauf nur Coverversionen zu hören sind, liefert Gahan seine seit Langem einfühlsamsten und leidenschaftlichsten Vokal-Performances ab.

©Sony Music

„Anfang 2019 haben Rich und ich das erste Mal darüber gesprochen, wieder ein Album zu machen und Songs dafür schreiben“, erzählt Gahan im Interview mit dem KURIER. „Aber ich fühlte mich eben nicht danach, war absolut uninspiriert. Wir haben dann oft telefoniert und über Songs gesprochen, die wir lieben. Dabei fanden wir raus, dass wir sehr häufig gleich liegen. Daraus entstand die Idee, diese Songs aufzunehmen.“ 

Rich Machin

©Sony Music/Sean Matsuyama

Das Spektrum dieser Songs reicht von Neil Young und Bob Dylan über das von Charlie Chaplin komponierte und von Nat King Cole interpretierte „Smile“ bis hin zu „Metal Heart“ von Cat Power. Allen gemeinsam ist, dass sie Verzweiflung und Hoffnung gleichzeitig in sich tragen.

„Ich habe bemerkt, dass ich mich immer auf gewisse Songs verlassen kann, wenn es darum geht, mich durch die schwierigen und turbulenten Phasen meines Lebens zu tragen. Wir haben die Songs zwar nicht danach ausgesucht, aber als sie aufgenommen waren, wusste ich genau, wie sie auf dem Album angeordnet sein mussten. Zu Beginn dachte ich noch, das liegt an der Stimmung oder dem Tempo. Aber dann fiel mir auf, dass sie sehr deutlich mich und gewisse Phasen in mein Leben reflektieren und ich damit auch meine Story erzähle.“

©Sony Music/Sean Matsuyama

So könnten die düstereren Songs für die Depressionen stehen, die Gahan heimsuchten, als Depeche Mode in den 90er-Jahren zu Superstars wurden. Und „Lilac Wine“ und „Strange Religion“ für die Drogenphase, an deren Ende er 1996 beinahe an einer Überdosis gestorben wäre.

Deshalb war für Gahan immer klar, dass „Always On My Mind“ am Ende des Album stehen muss: „Was ich aus der Version von Elvis immer rausgehört habe, war die Bitte um Vergebung. Ich will damit um Verzeihung für all den Blödsinn bitten, den ich angestellt habe. Und ein bisschen Erlösung und Weisheit steckt auch noch drinnen.“

©Sony Music/Spencer Ostrander, Joe Magowan

Weil „Imposter“ schon Ende 2019 fertig war und nur wegen der Pandemie erst jetzt erscheint, ist Gahan in seinem Leben schon einen Schritt weiter. Die Inspiration ist zurück, und er schreibt Songs. Sind die für Depeche Mode?

„Das weiß ich nicht“ sagt er. „Wir haben noch nicht darüber gesprochen, etwas Neues zu machen. Aber ich habe in der Pandemie  viel Gitarre gespielt – anfangs nur zu Songs von anderen dazu. Aber dann hatte ich  ein paar Ideen, die mir gefielen, und hab sie  auf meinem iPhone aufgenommen.“


Daraus könnte ein weiteres Solo-Album werden: „Ich kann mir gut vorstellen, diese Ideen auf meinem Computer zu vollständigen Songs fertigzumachen. Ich habe es zwar genossen, für meine anderen Solo-Alben mit anderen Songwritern zu arbeiten. Aber jetzt gefällt  mir die Idee immer besser, damit eine Platte zu machen, bei der ich die Songs ganz alleine geschrieben habe.  Aber hey, es kann auch gut sein, dass ich nächstes Jahr zu Martin Gore nach Santa Barbara fliege, und wir an einem neuen Depeche-Album arbeiten.“

Brigitte Schokarth

Über Brigitte Schokarth

Brigitte Schokarth kennt die Rock/Pop/Indie-Welt in allen Aspekten, pendelt für Konzerte zwischen Flex und Stadthalle, für Interviews zwischen Berlin, London und New York. Sie spricht genauso gern mit Robbie Williams und Pink wie mit Amanda Palmer und James Blake und spürt in den Clubs der Musikmetropolen Trends und Newcomer auf.

Kommentare