Boom der Vintage-Designertaschen: Woran man ein Original erkennt

Gebrauchte Designertaschen boomen. Aber es sind auch sehr viele Fakes im Umlauf. An diesen Merkmalen erkennen Sie ein Original.

Der Markt mit Vintage-Designer-Handtaschen floriert. Das hat mehrere Gründe: Die begehrten Modelle von Hermès, Chanel und Louis Vuitton haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert, doch  angesagt sind sie heute genauso wie damals. Hinzu kommt die künstliche Verknappung –  will man beispielsweise heute eine Birkin Bag von Hermès kaufen, ist das gar nicht möglich. Im Store gibt es eine Warteliste, es dauert teilweise Jahre, bis man sein präferiertes Stück in Händen hält. Und dann ist da noch der Preis. Die Luxushäuser machen ihre beliebten Modelle von Jahr zu Jahr teurer.  Kostete der Klassiker aus dem Hause Chanel, die Medium Classic Flap Bag, im Jahr 2019 noch 5.150 Euro, muss man heute dafür 9.700 Euro hinlegen. Auf Second-Plattformen findet man die Tasche jedoch bereits zwischen 2.500 und 4.000 Euro. Doch ein Problem gibt es: Ein Laie kann sich nicht sicher sein, ob er ein Original kauft. 
 

Merkmale eines Originals 

Wer sich auf die Suche nach einer Vintage-Handtasche  macht, sollte also über ein gewisses Basiswissen verfügen, woran man ein Original erkennt. Regina Herbst, Handtaschen-Expertin im Wiener Dorotheum sagt: „Achten Sie auf die Qualität der Ausführung. Eine echte Tasche hat regelmäßige Nähte. Die Materialien können zwar verschieden sein wie Leder, Stoff oder Kunststoff. Aber die Ausführung muss hochqualitativ sein.“ Die meisten Originale bestehen aus wenigen Lederstücken. Die Unterseite wird bei vielen Marken größtenteils aus einem kompletten Stück Leder gefertigt. Auch das Gewicht und der Geruch können ausschlaggebend sein. Starke chemische Gerüche oder der offensichtliche Plasktikduft im Inneren einer Tasche lassen auf einen Fake schließen. Auch die Logos und Metallelemente sollte man sich genau anschauen. Original-Logos sind nicht angeschnitten und werden niemals von einer Naht überdeckt. Reißverschlüsse und Verschlusselemente funktionieren bei einem Original immer fehlerfrei, bei Fälschungen wird darauf nicht so detailliert geachtet. Im Inneren der Taschen sind oftmals Seriennummern eingenäht, die darauf zu findenden Zahlencodes kann man auf der Homepage des Unternehmens eingeben, um so Herstellungsdatum und -ort zu verifizieren. Meist haben die Taschen auch eigene Authentifizierungskarten auf der Farbe und das Jahr der Herstellung vermerkt sind. Das bestätigt auch Regina Herbst: „Jede Marke hat eigene Sicherheitsmerkmale vom gestanzten Stempel bis zur Seriennummer. Aber: Vor 1980 gab es das noch nicht.“ 

Dorotheum-Expertin Regina Herbst: „Jede Marke hat ihre eigenen Sicherheitsmerkmale.“

©Dorotheum

Mikrochips in der Tasche  

Auf dem Markt kursieren auch so genannte „Superfakes“, die ein Laie kaum von einem Original unterscheiden kann. Auch Seriennummern, Rechnungen und Papiere werden dann gefälscht. Um das Fake-Geschäft  einzudämmen haben sich auch die großen Modehäuser etwas einfallen lassen: Seit 2021 bauen Chanel und Louis Vuitton unsichtbare Mikrochips in ihre Taschen ein. Darauf sind Informationen wie Modellname, Material sowie Datum und Ort der Herstellung gespeichert, die nicht verändert oder kopiert werden können. Nur im Geschäft selbst können die Informationen eingesehen werden. Doch Vintage-Modelle weisen solche technischen Details natürlich nicht auf. 

Die Hermès Birkin 30 aus Nilkrokodil-Leder wurde 2022 im Dorotheum um 40.960 Euro versteigert.

©Dorotheum

Handtaschen sind die neuen Aktien

Kamila Linhart, die einen Onlineshop mit Secondhand-Taschen betreibt, warnt deshalb davor, ohne spezielle Kenntnisse auf Online-Plattformen zu shoppen: „Natürlich kann man dort oft echte Schnäppchen machen, aber man muss sich halt auch auskennen.“ Linhart rät Vintage-Liebhabern eher dazu, bei zertifizierten Online-Händlern oder  Boutiquen einzukaufen. „Da wurde die Echtheit der Tasche bereits überprüft und man hat auch ein Rückgaberecht.“ Für Linhart sind Handtaschen die neuen Aktien: „Wenn man heute einen Klassiker kauft, sollte man fünf bis zehn Jahre warten, dann kann man oft teurer weiterverkaufen.“ Und mit dem Kauf einer Hermès-Tasche würde man schon Gewinn machen, wenn man aus der Boutique spaziert, sagt die Handtaschen-Expertin.

Über Brigitte Biedermann

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