Ein fairer Auftritt: Vegane Sneakers auf dem Prüfstand
Gut zum Fuß und auch zur Umwelt? Ob die Treter aus veganem Kaktus- oder Traubenleder mehr können, als hip sein?
von Karin Garzarolli
Böse Zungen behaupten ja, dass Schuhe, die nicht aus Leder bestehen, eine Zumutung für die Nasen der unmittelbaren Mitmenschen sind, sobald diese ausgezogen werden. Weshalb Turnschuhe tunlichst fest verschnürt am Fuß bleiben. Ja, den ganzen Tag, bis man halt wieder unter sich und seinesgleichen wie Familie, Partner etc. ist.
Der Grund liegt darin, dass das bequeme Schuhwerk zum Großteil aus Plastik gefertigt wird und wurde, das nicht atmungsaktiv ist. Einerseits praktisch, weil strapazierfähig und wartungsarm. Andererseits unpraktisch aus oben genannten Gründen. Die Alternative dazu sind Turnschuhe aus Leder, die aber heikler zu pflegen sind und nicht wirklich positiv zu Tierwohl oder -schutz beitragen. Ein nicht unwesentlicher Aspekt, sich nach Ersatz umzusehen. Veganes Leder ist das Must-have der Stunde, wenn es um faires Auftreten im urbanen Streetstyle-Dschungel geht.
Pantoffel-Helden in Folge
Recht findig erweisen sich Markus und Johannes Giesswein, wenn es um innovative Sneaker-Materialien geht. In dritter Generation führen sie das Tiroler Familienunternehmen Giesswein rund um Walk & Loden und entstauben es vom Hauspatschen-Image. „Den Walkstoff verwenden wir im Hausschuhbereich bereits seit den 1970er-Jahren. Und den Trend zu Sneakers am Straßenschuhmarkt verfolgen wir seit 2010. Da lag es auf der Hand, dass wir das bequeme ,Hausschuhgefühl’ auf die Straße bringen wollten. Was uns mit unserem Merino Runner auch gelungen ist“, erklärt Markus Giesswein das Vorhaben der Brüder, Giesswein straßentauglich zu machen.
Und da es langweilig wäre, nur mit althergebrachten Materialien zu arbeiten, sind die beiden immer auf der Suche nach neuen Stoffen, die sie uns auf die Füße schnüren. Wie etwa ihre Sneaker aus atmungsaktivem Eukalyptusholz, „die das Tragegefühl mit dem Nachhaltigkeitsaspekt der Eukalyptusfaser kombinieren“, erläutert er.
Wie „gut“ ist veganes Leder?
Der Nachhaltigkeitsaspekt ist es, der die Brüder dazu bewogen hat, ihren ersten veganen Leder-Sneaker aus Kaktus-Leder zu fertigen: „Kaktus-Leder verbraucht etwa sechs Mal weniger Wasser als Baumwolle und es werden nur die reifen Blätter geerntet – die Pflanze selbst bleibt erhalten. Das hat uns im Vergleich zu anderen Pflanzen, die komplett geerntet werden, überzeugt.“
Giesswein
Cactus Sneaker
Buffalo
Vegan-Paired Sneaker
Reebok
Club C85 Vegan
Dass das Leder aus Mexiko doch einen weiten Weg hinlegt, um in Tirol zu Sneakers verarbeitet zu werden, auch dafür hat man eine plausible Erklärung: „Es gibt in Europa leider kein vergleichbares Material, wenn es um Beständigkeit und Haltbarkeit geht.“ Außerdem gebe es bei Kaktus eine Win-Win-Situation. „Fünfzig Prozent der verarbeiteten Ernte wird an die Lebensmittelindustrie weitergeleitet, wovon der Betrieb profitiert. So können sowohl die Leder- als auch die Lebensmittel-Industrie mit einer einzigen Ernte koexistieren“, nimmt Markus Giesswein die Frage, ob es bei der Herstellung von Kaktus-Leder zu einer Ausbeutung ähnlich der von Avocado oder dem Chia-Samen kommt, vorweg.
Aus München viel Cooles
Dass man mit jeder Menge Wein ein gutes Gehgefühl erzeugen kann, stellt das Münchner Label Monaco Ducks mit seinem veganen Leder-Sneaker, der aus Resten der italienischen Weinherstellung besteht, unter Beweis. Ja, richtig gelesen – Trester, Schalen, Fruchtfleisch, Kerne und Stiele der gepressten Trauben werden zu atmungsaktivem Leder gefertigt. „Wir haben uns das Material vom BMW i3 abgeschaut, das ebenda auf seine Langlebigkeit schon gut getestet wurde“, untermauert Julian Hermsdorf die gute Qualität des Leders. Ihm gehört gemeinsam mit seinem Partner Carl Warkentin Monaco Ducks. Dass auch das Fußbett aus Naturkork ist und die Sohle aus recyceltem Gummi, versteht sich für die beiden von selbst. Die Münchner achten sehr auf ihren Fußabdruck, was ihr Unternehmen zu 100 Prozent klimaneutral macht.
Während man bei Monaco Ducks bereits daran tüftelt, völlig biologisch abbaubare Schuhe herzustellen, setzen die Brüder Giesswein in Zukunft auf Naturfasern wie Wolle und Kaschmir. „Wolle ist atmungsaktiv, temperaturregulierend, man schwitzt nicht und kann die Schuhe auch ohne Socken tragen“ schließt Markus Giesswein unsere eingangs erwähnte Geruchsbelästigung bei Sneakerfans zukünftig aus.
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Monaco Ducks
Mod.3 vegan
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