Size Zero ist zurück: Kaum Plus-Size-Models bei Fashion Weeks

Die Ära der Body Positivity scheint vorüber. Designer präsentieren ihre Mode zu 96 Prozent an dünnen Models. Was ist passiert?

Aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern des Modetrubels in New York, London, Mailand oder Paris wird vor allem ein Trend in Erinnerung geblieben sein: Hervorstehende Hüftknochen, konkave Bäuche und schmale Knöchel soweit das Auge reicht.

Nach knapp einem Jahrzehnt, in dem sich die Modeindustrie Diversität auf die Fahnen geschrieben hatte, schickten Designer bei den jüngsten Fashion Weeks wieder ultradünne Models über die Laufstege. Grund genug, für die internationale Modepresse zu verkünden: Size zero is back!

Dass der Trend zu Body Positivity und damit zu mehr unterschiedlichen Körpertypen passé zu sein scheint, bestätigt eine Analyse der Modezeitschrift Vogue Business. Während der vergangenen Fashion Weeks in den Modestädten New York, London, Mailand und Paris zeigten nur 17 Marken mindestens einen Look in einer großen Größe.

Von etwas mehr als 9.000 Looks bei insgesamt 219 Schauen fielen nur 0,6 Prozent in die Kategorie Plus-Size (US 14+) und 3,8 Prozent in die Kategorie Mid-Size (US 6-12). In rund 96 Prozent präsentierten dünne Models die Kleidung (US 0-4). Bei den Luxuslabels Gucci, Chanel, Chloé, Dior und Vivienne Westwood war laut Vogue kein ein einziges mehrgewichtiges Model dabei. Bei Dior und Gucci waren einige sogenannte Mid-Size-Models auf dem Laufsteg zu sehen.

Kleine Labels für mehr Diversität

Zwar dominierten auch in den vergangenen Jahren dünne Körper klar die Modewelt. Jedoch waren unter den in den sozialen Medien groß gewordenen Schlagworten Body Positivity und Diversität dickere Models deutlich sichtbarer geworden. Models wie Ashley Graham oder Paloma Elsesser wurden zu bekannten Namen. Graham erschien 2016 auf dem Titel der Sports Illustrated; Elsesser 2018 auf dem Cover der britischen Vogue. Im selben Jahr wurde bei "Germany's Next Topmodel" zum ersten Mal kurviger Nachwuchs gecastet.

Im Jahr 2020 wurde die Niederländerin Jill Kortleve zum ersten Model jenseits der Größe 36, das nach einem Jahrzehnt auf dem Laufsteg der Luxusmarke Chanel zu sehen war. Versace zeigte im darauffolgenden Jahr zum ersten Mal Models in Übergrößen auf dem Catwalk. Im vergangenen Jahr fand eine Prämiere in der Geschichte der australischen Modewoche statt: eine eigene Show für Plus-Size-Kleidung. Sogar Victoria's Secret verzichtete ab 2019 auf seine berühmte Modenschau. Models mit endlosen Beine, definierten Bauchmuskeln und einer wallenden Mähne trafen nicht mehr den Zeitgeist. Die Unterwäschemarke begann, in ihren Kampagnen ebenfalls kurvigere Models zu zeigen. 

Wie Vogue betont, haben es bei den jüngsten Fashionshows zwar einige etablierte Labels versäumt, Mid- und Plus-Size-Größen zu zeigen. Aufstrebende Talente der Modebranche würden die Inklusion jedoch vorantreiben. In London waren die meisten dickeren Models zu sehen. Maßgeblich beteiligt waren daran die Designer Karoline Vitto und Sinéad O'Dwyer, die beide in ihrer zweiten Show-Saison überhaupt 100 Prozent bzw. 90,5 Prozent der Looks mit Mid- bzw. Plus-Size-Models zeigten.

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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