Plus-Size-Model Ashley Graham bei der Mailländer Fashion Week 2019

Premiere: Australian Fashion Week zeigt erstmalig Plus-Size-Show

Zum ersten Mal in 26 Jahren wird es eigene Runway-Shows für große Größen geben. Auch barrierefreie Mode ist dabei.

Jahrzehntelang herrschten in der Modewelt festgelegte Schönheitsideale vor. Frauen weltweit eiferten einem bestimmten körperlichen Ideal nach: Sie sollten so groß, so weiß und vor allem so dünn wie möglich sein. Endlose Beine, definierte Bauchmuskeln und eine wallende Mähne galten als unumstrittene Messlatte für Schönheit.

In den letzten Jahren ist Vielfalt zur Devise in der Modeindustrie geworden. In der 17. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) wurden dieses Jahr etwa die Castingregeln ausgeweitet. Erstmals befanden sich unter den vorab ausgewählten Top-31-Kandidatinnen ältere Frauen. Und die amerikanische Sängerin Lizzo veröffentlicht heute, am 12. April 2022, ihre Shapewear-Linie "Yitty", die in den Konfektionsgrößen XS bis 6XL erhältlich sein wird.  

Nun wird es zum ersten Mal in der 26-jährigen Geschichte der australischen Modewoche, die von 9. bis 13. Mai stattfindet, in diesem Jahr auch eine eigene Show für Plus-Size-Kleidung geben.

Langer Kampf

"Ich kämpfe und arbeite seit etwa 20 Jahren dafür", sagte Chelsea Bonner, Geschäftsführerin der Modelagentur Bella Management, die The Curve Edit veranstaltet, gegenüber der britischen Zeitung The Guardian. The Curve Edit ist eine von 50 Modeschauen und Präsentation, die im Zuge der australischen Mode-Veranstaltung stattfinden werden.

"Wenn ich diese Idee vor fünf Jahren gehabt hätte, wäre es nie dazu gekommen", sagte Bonner weiter. "Es ist eine ganz neue Welt. Die Art und Weise, wie wir über Körper und über uns selbst denken, ist heute ganz anders."Auf Instagram schreibt die Organisatorin außerdem: "Wir hoffen, dass wir damit die Zukunft der erweiterten Größen in der Mode fördern und die Designer feiern können, die unsere Mission von Anfang an unterstützt haben."

Über 80 Prozent der Frauen

Die Organisatorinnen und Organisatoren würden damit sicherstellen wollen, dass die Models, die sie in diesem Bereich vertreten und die mehr als 80 Prozent der weiblichen Bevölkerung darstellen, die Chance haben, auch über den Laufsteg zu schreiten. Sie sollen der Welt zeigen, dass Frauen jeder Größe in der Mainstream-Modewelt als Konsumentinnen und Frauen anerkannt werden, die es verdienen, gefeiert und inkludiert zu werden.

Im The Curve Edit werden sechs Designer vorgestellt: 17 Sundays, Saint Somebody, Embody Women, Vagary, Harlow und Zaliea Designs. Die Größen reichen von 42 bis 54.

Bei der Veranstaltung in Sydney wird es außerdem erstmals eine eigene Show für barrierefreie Mode geben. Dazu zählen Laufsteg-Looks mit Magnetverschlüssen anstelle von Knöpfen oder höhere Sitzhöhen bei Hosen für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer.

Kritik

Die Entscheidung, eine eigene Show für Plus-Size-Mode zu zeigen, hängt sicherlich auch mit den Ereignissen der Vergangenheit zusammen. Nach der Australian Fashion Week 2021 gab es heftige Kritik für die Organisatorinnen und Organisatoren. Denn auf dem Laufsteg waren keine Plus-Size-Models zu sehen. Das Model Kate Wasley etwa bezeichnete die Größenvielfalt der Veranstaltung als "nicht existent“.

Kritik hagelte es im Vorjahr auch, als sie ein Model in einem Rollstuhl über den Laufsteg schickten, den Laufsteg aber nicht barrierefrei ausstattet hatten. Dieser war mit Konfetti und Dekorationen übersät, was die Fahrt über den Laufsteg sehr schwierig gestaltete.

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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