Beauty

Attraktivitätsforschung: Wie mächtig ist die Farbe Rot wirklich?

Erst kürzlich konnte der Rot-Effekt von Forschenden wieder nachgewiesen werden. Ganz eindeutig ist die Studienlage aber nicht.

Macht Rot sexy? Die Forschung fasziniert diese Frage schon seit geraumer Zeit.

Der französischer Sozial- und Kognitionspsychologe Nicolas Guéguen ließ vor rund zehn Jahren Probandinnen mit roten, braunen, pinken sowie ungeschminkten Lippen abends in Bars Position beziehen. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende wurden Frauen, die roten Lippenstift aufgetragen hatten, häufiger und rascher von Männern angesprochen.

Ähnliche Erkenntnisse hatten zwei Jahre zuvor bereits der Psychologe Ian D. Stephen und seine Kollegin Angela M. McKeegan zutage gefördert. Wobei sie dabei noch mehr ins Detail gingen: Sie stellten zunächst fest, dass der Leuchtdichtekontrast (Helligkeitsunterschied zweier benachbarter farbiger Flächen, Anm.) zwischen der Haut und bestimmten Gesichtspartien bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei Männern – und durch entsprechendes Make-up noch intensiviert werden kann. Bei Schwarz-Weiß-Fotos von Frauengesichtern steigerte ein höherer Kontrast außerdem die wahrgenommene Weiblichkeit und Attraktivität.

Bei weißen Frauen wird Stephen und McKeegan zufolge ein erheblicher Teil des Kontrasts zwischen Lippen und Gesichtshaut durch eine entsprechende rote Färbung ersterer erzielt – was wiederum die Attraktivitätsthese stützt. Denkbar sei, dass der Zusammenhang zwischen dem Kontrast der Lippenfarbe und der Attraktivität von Frauengesichtern über die Schiene besserer Durchblutung zurückzuführen sei. Sie liefere evolutionsbiologisch Hinweise auf den weiblichen Östrogenspiegel, sexuelle Erregung sowie die Gesundheit von Herz und Atemwegen.

Rote Superlative

Doch wie viel macht die Farbe Rot bei Frauen aus, die – gängigen Attraktivitätsstandards zufolge – bereits als sehr gutaussehend gelten? Damit hat sich der US-amerikanische Sozialpsychologe Adam D. Pazda kürzlich auseinandergesetzt. Zusammen mit seinem Team beschränkte er sich in seiner Studie auf junge, sehr attraktive Frauen. In einer Reihe von Experimenten ließ man Männer die Attraktivität von Frauen in verschiedenfarbiger Wäsche bewerten. Sie kamen zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse insgesamt zeigen, dass Rot die Attraktivität von Frauen steigern kann, auch wenn diese bereits als attraktiv und begehrenswert wahrgenommen werden.

2016 scheiterten Forschende der Vrije Universiteit Amsterdam unterdessen daran, den Rot-Effekt zu belegen – was Zweifel an dem psychologischen Phänomen weckte. Sie baten unter anderem 433 Männer, die sexuelle Attraktivität einer einzigen abgebildeten Frau beurteilen, die rot oder weiß gekleidet war. Das Ergebnis: Die Farbe des T-Shirts hatte keinerlei Einfluss auf das Urteil, egal wie alt die Probanden waren und in welchem Beziehungsstatus sie sich befanden.

Kommentare