Chanels außergewöhnliche Duft-Ausstellung in Paris

Chanel beleuchtet mit einer Schau in Paris die über 100-jährige Geschichte der hauseigenen Düfte. Seltenes Kunsthandwerk, alte Flakons und Pop-Art treffen auf viel Entertainment-Faktor

Statt den in anderen Museen üblichen Audio-Guides müssten die Mitarbeiter am Eingang des Grand Palais Éphémère eigentlich Ladegeräte verteilen. Der Besuch dieser neuen Ausstellung verbraucht einiges an Handy-Akku.

Über ein Jahr lang hat Chanel an dieser getüftelt: Sie soll die Düfte der französischen Luxusmarke in den Mittelpunkt rücken – in Form eines „interaktiven Kabaretts“. Am Eingang begrüßen ein Zirkusdirektor und seine Kapelle, laden zum Erkunden von insgesamt fünf großen Räumlichkeiten ein. Das Smartphone ist schnell gezückt.

Chanel 

©Chanel

Der Luxuskonzern weiß um die harte Währung in Zeiten von Social Media. Immersive Erlebnisse mögen viele Museen hervorragend kuratieren. Wer es zusätzlich schafft, das Ganze instagramable aufzuziehen – also spektakulär genug, um es zu posten –, hat alles richtig gemacht.

Kunstvolle Versiegelung

Der erste Raum widmet sich dem Star der Ausstellung: dem Parfum N°5. Trotz Entscheidung gegen eine rein historische Präsentation, wurde mit Fakten rund um die im Jahr 1921 lancierte Kult-Kreation nicht gespart.

Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf diese Zahl als Name für Coco Chanels erstes Parfum? Und weshalb galt der Wunsch der Modemacherin nach einem artifiziellen Duft als revolutionär? Die Antworten werden begleitet von Schwarz-Weiß-Fotografien, einem über 100 Jahre alten, ausgestellten Originalflakon sowie ersten Lippenstiftverpackungen.

Wie viel Liebe zum Detail in Letzterem steckt, zeigen vor Ort zwei Damen: Sie gehören zu einem Team von nur neun Kunsthandwerkerinnen weltweit, die jeden Flakon des N°5-Extraits (die kostbarste, konzentrierteste Form des Duftes) in Handarbeit mittels sogenannter Baudruchage, einer Technik, die erstmals im 17. Jahrhundert in Apotheken eingesetzt wurde, versiegeln: Eine pflanzenbasierte Membran wird in Wasser eingeweicht, um den Flaschenhals gewickelt und mit einem dreifachen Knoten befestigt. Zuletzt wird dieser mit einem Wachssiegel versehen.

Outfits, die unter anderem Nicole Kidman im N°5-Werbespot trug 

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Die aufwendigen Kreationen, die Stars wie Nicole Kidman und Carole Bouquet in den Werbespots für den Duft trugen, sind ebenso ausgestellt wie Werke internationaler Künstler – darunter eine N°5-Tanksäule des Franzosen Erik Salin und Flakon-Pop-Art des US-Malers Burton Morris.

Tanksäule v. Erik Salin, Pop Art v. Burton Morris 

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Freudsche Duft-Analyse

Die anderen Räume sind unter anderem dem Herren-Klassiker Bleu sowie der Linie Les Exclusifs gewidmet. Bei Letzteren wartet eine Beratung in Freudscher Manier: Auf einer Psycho-Couch liegend können sich Besucher von Herren in weißen Kitteln zu ihrer Persönlichkeit befragen lassen. Das daraufhin ausgestellte „Rezept“ wird wenige Meter weiter in der Duft-Apotheke „eingelöst“, wo die passenden Kreationen probegerochen werden können.

Wer sein Glück versuchen will, kann sich nebenan in einem Chanel-Casino austoben. Und das Ganze natürlich mit dem Handy festhalten. Wenn der Akku bis dahin noch ausreicht.

Infos zur Ausstellung

„Le Grand Numéro de Chanel“ ist bis zum 9. Jänner 2023 im Le Grand Palais Éphémère, 2 place Joffre, 75007 Paris zu sehen. Täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, jedoch wird eine Reservierung unter www.chanel.com/fr/evenement/le-grand-numero-de-chanel/ empfohlen.  

Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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