Woher die Sehnsucht nach Einzigartigkeit kommt: Trend Nischen-Parfums
Der Mensch ist von Natur aus einzigartig. Und das zeigt er gerne. Individualität wird durch Nischen-Parfums, außergewöhnliche Mode und flexiblen Lifestyle sichtbar und spürbar gemacht.
Von Karin Garzarolli
Mode ist die Nachahmung derer, die sich unterscheiden wollen von denen, die sich nicht unterscheiden“, so eine legendäre Aussage des großen Karl Lagerfeld. Eine, die den Trend zur Individualität andeutet, der derzeit so angesagt ist. Denn, wer auf sich hält, setzt auf Einzigartigkeit. Und drückt diese nach allen Regeln der Kunst aus, damit die ganze Welt davon Kenntnis nimmt. Doch wie geht das, wie transportiert man seine Individualität so, dass sie im Außen wahrgenommen wird? Während es bei Karl Lagerfeld reichte, das weiße Haar zusammenzubinden und die Augen hinter der schwarzen Brille zu verstecken, muss unsereins etwas mehr dazu beitragen.
Wie Trends entstehen
Schauen wir einfach, was es mit der Entwicklung zur Individualität überhaupt auf sich hat. Ist nicht jeder Mensch automatisch ein Individuum, also einzigartig? Es gibt jede Menge kluge Köpfe, die sich mit diesem zukunftsträchtigen Thema befassen und denen haben wir ein wenig über die Schulter geblickt.
Das Zukunftsinstitut etwa sieht in der Individualisierung einen Megatrend (zukunftsinstitut.de). Megatrend wird in dieser deutschen Future-Zone nur genannt, was mehr als 10 Jahre Bestand hat. Der Hang seine Einzigartigkeit sichtbar zu machen, gehört dazu und wurde in einem aktuellen Trendreport genauer unter die Lupe genommen. Wobei man hier „immer weniger das solitäre Ich und zunehmend das Ich im Kontext von Beziehungen im Mittelpunkt sieht. Identity Design und Diversity behalten einen elementaren Stellenwert. Doch in Zukunft wird es noch stärker um die Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt gehen.“ Irgendwie beruhigend, dass die Zukunft nicht von Einzelkämpfern bestimmt wird.
Einzigartig duften
Auf der Suche nach einem Parfum, das die Persönlichkeit des Trägers ausdrückt, treibt es Interessierte gerne ins Le Parfum Wien (leparfum.at). Hier kann man – ab etwa 120 Euro aufwärts – in die Welt der sogenannten Nischenparfums eintauchen. Was man bei seinem Ausflug auf jeden Fall mit im Gepäck haben sollte? „Zeit und Geduld“, so Sarah Erdem, die Duftexpertin des Hauses. „Auch sollte man wissen, wer man ist, welche Duftnoten einem gut ,schmecken’ und was man mit einem Parfum ausdrücken will“, erläutert sie weiter. Denn Düfte können mehr als gut riechen – man kann damit sein Energielevel steigern, knisternde Spannung erzeugen oder zur Ruhe kommen. „Natürlich gibt es frische Alltagsdüfte, die beinahe jedem stehen. Will man jedoch ein ganz spezielles Parfum, das zur individuellen Persönlichkeit passt, dann braucht es intensivere Beratung und Geduld“, klärt Sarah Erdem auf. Was nämlich dem einen ganz gut unter die Nase geht, bringt den anderen dazu, eben jene zu rümpfen und das gilt es zu vermeiden. Nach Evaluierung der Duftrichtung, schnuppert man sich durch etwa acht Parfums und grenzt diese auf drei bis vier ein. Dafür sollte man sich schon eine halbe Stunde Zeit nehmen. „Ich fülle den Kundinnen und Kunden dann gerne Proben eben dieser Favoriten ab. Eine gute Möglichkeit, die Düfte im Alltag zu testen und sich dann für den ganz individuellen entscheiden zu können“, zeigt die Duftexpertin den Weg zu seinem ganz persönlichen Parfum.
Die Frage nach dem momentanen Bestseller beantwortet Sarah Erdem mit einem überraschten Lächeln: „Männer setzen seit Neuestem auf süße Düfte“. Vor allem Kirkè von Tiziana Terenzi hat es zu Ruhm geschafft, da angeblich Profi-Fußballer des BVB Dortmund Fans des fruchtig-süßen Unisex-Parfums sind. Der Mix aus Birne, Pfirsich, Maiglöckchen, Heliotrop und Sandelholz macht sich um 205 Euro für 100 ml auf stolzer Männerbrust scheinbar ganz gut.
So lebt es sich individuell
Unterschiedliche Ansichten gibt es, wie man im Modedschungel seine Individualität unterstreicht. Die Jugend zieht es in neuester Zeit verstärkt in Vintage-Läden. Hier finden sie Einzelstücke, die nicht nur ihre Persönlichkeit unterstreichen, sondern auch für Nachhaltigkeit stehen, wie kaum ein anderes Kleidungsstück.
Trend-Ikone Li Edelkoort meint über die Zukunft der Mode (edelkoort.ch): „Gegenstände und Mode sind zeitlos und werden auf lange Sicht zu klugen Investitionen. Kleider werden so zu Freunden. Diese Trendentwicklung ist daher die nächste in einer Reihe von saisonlosen Konzepten, bei denen Fashion von Trends und Marketing getrennt und nach einer alternativen, tieferen Bedeutung sucht. Sie lädt ein, sich um unseren Planeten und die Menschen zu kümmern und die Hoffnung für die Zukunft zu geben.“
Und sonst, wie werden wir wohnen, leben, uns einrichten? Geht es nach Oona Horx-Strathern, werden wir bewusster und flexibler leben. Fixe Einbauschränke weichen modularen und nachhaltigen Möbelstücken, die sich dann an die individuellen Ansprüche leicht anpassen lassen. Je nachdem, wo man gerade lebt und/oder arbeitet.
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