Ein bunter Klassiker kehrt zurück: Das Hawaii-Hemd
Es ist schrill, auffällig und vor allem eins: Geschmackssache. Doch 2023 kommen wir nicht am Hawaii-Hemd vorbei. Woher es kommt und warum es wieder da ist.
Mit dem Frühling kommt nicht nur Farbe in die Natur, nein, sie nimmt auch Platz in der Welt der Fashionista. Dabei gibt es wohl kaum ein Kleidungsstück, das mit seinen farbenfrohen Designs so ins Auge sticht, wie das Hawaii-Hemd. Standardmäßig werden sie mit offenem Kragen, über die Hose getragen und gehören zur typischen Freizeitbekleidung auf den Inseln Hawaiis. Heute zählen sie vor allem zu den gängigsten Souvenirs, die Touristen als Andenken mitnehmen. Dabei war das Tragen des Aloha-Shirts von Beginn an mit bestimmten Lebensgefühlen verbunden: Freiheit, Ungezwungenheit und Lebensfreude.
Die Wurzeln des Hawaii-Hemds
Das Hawaii-Hemd ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Wurzeln reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. So tauchten bereits 1840 im Straßenbild Honolulus die ersten bunten Hemden auf, getragen von hawaiischen Jungen und Männern.
In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts waren vor allem zwei Hemdenstile, die von christlichen Missionaren eingeführt wurden, bei den polynesischen und philippinischen Einwanderern beliebt. Zum einen das lose sitzende Bayan und zum anderen das Palaka, beides Arbeitshemden der Plantagenarbeiter und Paniolos, den hawaiischen Cowboys. Bis in die späten 1920er etablierte sich das Tragen dieser bunten Textilen als Merkmal sozialer Randgruppen.
Der Siegeszug eines bunten Shirts
Zu Ruhm gelangte das bunte Hemd, als 1924 James P. Kneubuhl in einem Tanzkurs in Honolulu mit seinem Shirt für Furore sorgte. Grund für die Aufregung war das Muster. Er hatte sich nämlich ein Hemd aus Stoffen fertigen lassen, das mit traditionellen Tapamustern seiner Heimat Samoa bedruckt war. Die Tanzlehrerin war von seiner Kreation so begeistert, dass sie Hemden im gleichen Muster für die gesamte Tanzschule schneidern ließ. Der Siegeszug des Hawaii-Hemds begann.
Vom Arbeitskittel zum It-Pieces
Es dauerte nicht lange - gerade einmal wenige Wochen - bis Honolulus jeunesse dorée (dt. „vergoldete Jugend“, also Jugendliche, aus der reichen oberen Gesellschaftsschicht) bunte, maßgeschneiderte Hemden aus Yukata, einem Baumwellgewebe für japanische Kinderkleidung, trugen. Da es das japanische Textil allerdings nur in schmalen Stoffbahnen gab, wurden für ein Hemd eines Jugendlichen oder Erwachsenen zehn Stoffstücke zugeschnitten – eine Tradition, an der die Hersteller klassischer Hawaii-Hemden bis heute festhalten.
In den 1930er Jahren wurden schließlich Hemden zusätzlich aus japanischen Kimonostoffen genäht. Zu dieser Zeit ließ sich auch Ellery J. Chun, einer der ersten erfolgreichen Hersteller von Hawaii-Hemden, die Bezeichnungen Aloha Sportswear und Aloha Shirt als Warenzeichen schützen.
Letztendlich sorgten Touristen aus den Festlandstaaten der USA und sowie stationierte Soldaten dafür, dass Hawaii-Hemden mehr und mehr zu Bekanntheit gelangten, sodass in den 1950er Jahren die Produktion einen ersten Höhepunkt erreichte. Gefördert wurde dieser Trend auch durch die von der Stadt- und Bezirksverwaltung von Honolulu erteilte Erlaubnis, dass Angestellte Hawaii-Hemden in einfachen, schlichten Farben über die Hose tragen durften. Die Einführung des Aloha Fridays im Rahmen der Operation Liberation 1966 verhalf letztendlich zum endgültigen Durchbruch.
In den 1980er Jahren begann der Hype abzunehmen und die Modewelt kehrte dem Hawaii-Hemd den Rücken. Anders als die Film- und Kinobranche. Sie brachte das bunte Textil auf die Leinwand.
Durchsetzungskraft
Somit liegt es nahe, dass männliche Prominente dazu beigetragen haben, dass das Hawaii-Hemd an Popularität gewann. Dazu gehörten in den 1930er Jahren Sänger Bing Crosby und der dreifache Olympiasieger Duke „The Big Kahuna“ Kahanamoku, welche mit ihrem unbändigen Charme sich um ihre Männlichkeit trotz bunter Farben keine Sorgen machen mussten. Aber auch der King of Rock, Elvis Presley, trug auf dem Cover zu „Blue Hawaii“ ein dunkelrotes Aloha-Shirt, das mit weißem Blumenmuster verziert war. In den 1980ern machte Tom Selleck mit der Serie "Magnum" das Hawaii-Hemd berühmt. In den 90ern sah man wiederum vor allem rebellische Charaktere im bunten Gewand. So etwa Al Pacino in „Scarface“ oder Leonardo DiCaprio in „Romeo and Juliet“.
Ein wiederkehrender Trend
Natürlich kehrt das Hawaii-Hemd nicht wirklich erst 2023 zurück. In den vergangenen Jahren haben Designer das bunte Textil immer mal wieder vereinzelnd aufgegriffen - wie beispielsweise die Modemacherin Miuccia Prada in ihrer Herbst-/Winterkollektion 2018 oder Saint Laurent in seiner Frühjahr-/Sommerkollektion 2021.
Heutzutage sind es vor allem die sogenannten Fashion- und Hypebeasts, die das Hemd wieder in den Alltag integrieren. Doch statt klassischen Motiven reißen sie sich um Shirts mit gedruckten Flammen, Bananen und abstrakten Blumen. Und noch etwas anderes hat sich geändert: Das Hemd, das zunächst nur von Jungen und Männern getragen wurde, ist auch in der Welt der Frauen angekommen. Das beweist unter anderem Diana Kruger, die kurz nach ihrer Trennung von Joshua Jackson 2016 in einem blauen Aloha Shirt gesehen wurde. Spätestens aber seit auf Instagram und anderen Sozialen Medien Rapkünstler und Influencer sich im Aloha-Hemd präsentierten, ist klar, dass Hawaii-Hemd war nie weg und wird auch künftig immer wieder – pünktlich zum Sommer – zum It-Piece.
Kommentare