Das Gegenstück von Fast Fashion: Das Kleid vom heimischen Acker

Das Gegenstück zu Fast-Fashion ist Mode, die die Herstellung von Textilien zurück in die Region holt. Die "Industrial Design“-Studentin Sophie Hausmann zeigt, wie das geht.

Nachdem Sophie Hausmann ihren Kleiderschrank durchforstet hatte, sah sie sich von 239 Textilteilen umgeben. "Ich war entsetzt“, sagt sie heute, "mit billigen Sachen hatte ich mich ‘glücklich gekauft’, vieles war kaum getragen.“ Damit ist sie keine Ausnahme. Nur wenige fragen, woher die Sachen kommen und wer sie unter welchen Umständen produziert hat. Das zu recherchieren, machte sich Hausmann zur Aufgabe, im Rahmen des Lehrgangs "Design Investigation“ an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In der Tat ist die Textilindustrie mit ihrer ölbasierten Massenproduktion für bis zu 10 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen zuständig und auch eine der Hauptursachen für die weltweite Wasserverschmutzung.

In einem Tagebuch mit dem programmatischen Titel  „Fashion Therapy“ hat die Design-Studentin nicht nur den gegenwärtigen Zustand diagnostiziert, sondern auch nach Alternativen zur energieintensiven Überproduktion kurzlebiger Trendmode gesucht. Konsumentinnen müssten weniger kaufen, weniger wegwerfen und die Transparenz der Lieferketten (von der Rohstoffgewinnung bis zum Transport der Ware zu den Endkundinnen) einfordern. Die Bilanzen sprechen für sich. Ein konventionell produziertes Kleidungsstück legt 33.919 km zurück, weil Einzelschritte der Fertigung immer dort stattfinden, wo sie am billigsten sind. Das Alternativprodukt hingegen hat mit nur 295 km Lieferkette den weit günstigeren ökologischen Fußabdruck. Um diesen zu erzielen, holte Hausmann die Produktion wieder in die Region zurück.

Als Prototyp entstand ein Mini-Kleid mit Jacket (Bild oben) als Kreation vom heimischen Acker. Der Rohstoff ist, in Bioqualität, auf Feldern im Mühlviertel gewachsen. In Hand- und Fußarbeit entstand der Stoff daraus, den Hausmann selbst gesponnen und gewebt hat. Nur für das Finish an der Nähmaschine wurde Strom verbraucht. 60 Stunden hat sie daran gearbeitet. Dass das Kleid aus einzelnen Stoffteilen zusammengefügt ist, war kein modischer Gag, sondern ergab sich daraus, dass nur ein kleiner, dafür mobiler, Webrahmen zur Verfügung stand. "Die Arbeit am Spinnrad will erst einmal gelernt sein“, sagt Hausmann, "doch dann ist es eine entschleunigende, meditative Tätigkeit. Ich denke, sie würde vielen jungen Leuten Freude machen“. Es geht jetzt darum, für ein Weiterleben traditioneller Techniken zu sorgen und den Anbau von Flachs zu fördern, der anders als Baumwolle, nicht importiert werden muss.

Handarbeit und Fußarbeit: Designerin Sophie Hausmann am Spinnrad mit Tretmechanismus. Für die Stoffproduktion wurde kein Strom benötigt 

©Celina Krivanek

In Österreich findet er optimale Bedingungen. Seit dem Mittelalter bis Ende der 1950er-Jahre waren im Mühl- und Waldviertel die größten Anbaugebiete Europas und in Lambach in Oberösterreich gab es die größte Leinenstoffproduktion.   

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