Blauer Diamant

Blaues Wunder: Warum der Bleu Royal eine Rekordsumme erzielte

Der 13 Millimeter lange Edelstein erhielt das Prädikat "Fancy Vivid Blue": Warum dieser so begehrt ist.

Geschliffen und poliert zu einem perfekt symmetrischen Tropfen - kombiniert mit einem satten, lebhaften Blauton und makelloser Reinheit, gehört der "Bleu Royal" zu den seltensten Diamanten, die je ausgegraben wurden.

Nach Angaben von Christie’s handelt es sich um den größten lupenreinen Diamanten von leuchtend blauer Farbe, der jemals bei einer Auktion angeboten worden ist. "Dies ist ein wahres Wunder der Natur", kommentiert Rahul Kadakia, International Head of Jewellery bei Christie's. "In unserer 257-jährigen Geschichte hatte Christie's das Privileg, die seltensten Edelsteine der Welt zu versteigern, und Bleu Royal setzt diese Tradition fort."

Der seltene blaue Diamant erzielte am Dienstag bei einer Auktion in Genf 41 Millionen Euro. Der 17,61 Karat schwere "Bleu Royal" gehört damit zu den zehn teuersten Juwelen, die jemals versteigert worden sind. Den Zuschlag bekam ein anonymer privater Sammler, der sich gegen zwei Mitbietende durchsetzte.

Schicke Farben

Der etwa 13 Millimeter lange und acht Millimeter breite tropfenförmige Edelstein erhielt das Prädikat "Fancy Vivid Blue", welches als die seltenste und gefragteste Farbausprägung bei blauen Diamanten gilt.

Aufgrund der Nachfrage von Sammlern und eines zunehmend begrenzten Angebots sind die Preise für farbige Diamanten von Spitzenqualität in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Fancy Vivid Blue-Diamanten von mehr als 10 Karat sind im Auktionssaal praktisch unbekannt - in der mehr als 250-jährigen Geschichte von Christie's wurden bisher nur drei solcher Steine versteigert.

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©APA/AFP/PIERRE ALBOUY

Der Name Fancy Diamonds, auch Fancys genannt, bezeichnet farbige Diamanten. Zwar sind die meisten Diamanten farbig, viele taugen jedoch nicht als Schmucksteine. Die Farbe des Diamanten variiert meist zwischen Grau, Gelb, Grün und Braun. Bei 100.000 Diamanten ist im Schnitt nur ein "Fancy"-Diamant dabei. Gelb- und Brauntöne, die mehr als 80 Prozent aller farbigen Diamanten ausmachen, sind keine Fancys. Ausreißer wie Kanariengelb oder Cognac-Goldbraun hingegen schon.

Die meisten blauen Diamanten wurden in der Cullinan Mine in Südafrika gefunden.

Von einem Trend will der Wiener Juwelier Felix Köck-Marek längst nicht mehr sprechen: "Fancy Colours sind seit Jahren eine reelle Alternative zum weißen Stein geworden." Dies habe nicht nur mit der Seltenheit, sondern auch mit der medialen Berichterstattung rund um die vielen Rekordsummen zu tun, die diese Steine bei Auktionen erzielen.

©EPA/MARTIAL TREZZINI

"Wir merken sowohl im Tagesgeschäft als auch bei großen Messen, dass farbige Diamanten sehr beliebt sind. Blaue und rosa Töne sind farblich und preislich am intensivsten bei den Fancy Colours im Vergleich zu den erschwinglichen gelben Farbtönen. Gelb ist im Tagesgeschäft daher am beliebtesten", so Köck-Marek.

Wie entsteht die blaue Tönung? Diamanten bestehen zu 99,99 Prozent aus Kohlenstoff sowie unterschiedlichen Spurenelementen, die für die Färbung eines Diamanten sorgen: Das Element Bor ist die Ursache für die sehr seltene Blautönung. Stickstoff lässt ihn gelb werden, in rosafarbenen Diamanten finden sich jedoch keine Spurenelemente. Hier geht man davon aus, dass eine Verzerrung des Kristallgitters bei der Entstehung unter großem Druck und bei hoher Hitze für den rosa Farbton verantwortlich ist.

"Bei farbigen Diamanten gibt es neun Farbstufen: Vivid wie im Falle vom Bleu Royale ist die höchste Klassifizierung. Häufiger als reine Rosa- und Blautöne sind sogenannte Mischfarben: Wenn bei Blau zum Beispiel Grün dabei ist oder bei rosafarbenen Steinen Orange oder Braun. Das macht den Preis erschwinglicher, sonst bewegen sich die Preise bei hohen sechs- oder siebenstelligen Summen."

Harter Stoff

Der Diamant gilt als der härteste natürliche Stoff der Welt. Das Gewicht einzelner Diamanten wird traditionell in Karat angegeben – ein Karat entspricht exakt 0,2 Gramm. Insgesamt kennt man rund 700 Fundorte. Große Steine, die interessant für die Schmuckproduktion sind, bilden sich nur im Erdmantel unter hohem Druck und Temperaturen von 1200 bis 1400 Grad sowie in Tiefen zwischen 250 und 800 Kilometern.

Das Alter der exklusiven Edelsteine kann anhand ihrer Einschlüsse bestimmt werden. Im Jahr 2007 entdeckten Geologen in Australien den ältesten Diamanten der Welt, der vor 4,25 Milliarden Jahren entstand. Steine für Schmuck sind "nur" 1,5 bis 2 Milliarden Jahre alt.

Groß, schön und berühmt

Es gibt zahlreiche Ranglisten berühmter Diamanten, die wegen ihrer Rekordpreise, Schönheit, ihrer außergewöhnlichen Größe oder ihrer Geschichte unvergessen sind.

  1. The Pink Star, 59 Millionen Euro: Der rosafarbene Pink Star ist der wertvollste Edelstein der Welt, zumindest gemessen an seinem Verkaufspreis bei einer Auktion in Genf. Noch nie wurde ein Edelstein für 67 Millionen Euro verkauft. Der Rohdiamant war 132,5 Karat schwer und es dauerte zwei Jahre ihn zur Perfektion zu schleifen
  2. The Constellation, 55,2 Millionen Euro: Der Constellation gilt als einer der teuersten Rohdiamanten der Welt und wurde 2015 in Botswana gefunden.
  3. Lesedi La Rona, 45 Millionen Euro: Der zweitgrößte Diamant in der Größe eines Tennisballs, "Lesedi la Rona", wurde für 45 Millionen Euro verkauft.  Er wurde in Botswana entdeckt – der Name bedeutet übersetzt "unser Licht".
Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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