Neuer Chefdesigner: Was Matthieu Blazy für Chanel bedeutet
Die Gerüchte haben sich bewahrheitet: Matthieu Blazy wechselt von Bottega Veneta zu Chanel.
Das lange Warten hat ein Ende: Nach vielen Spekulationen, ob Marc Jacobs, Raf Simons, John Galliano oder Simon Jacquemus den vakanten Posten als Chefdesigner von Chanel übernimmt, ist es nun offiziell.
Matthieu Blazy tritt in die Fußstapfen von Virginie Viard und Karl Lagerfeld. Zuvor war Gabrielle Chanel selbst die Kreativdirektorin ihres Modehauses gewesen.
Auch nach Gabrielle hatte das Luxuslabel dank Karl Lagerfeld jahrzehntelang ein unangefochtenes Überflieger-Image. Mit dem Tod der deutschen Modelegende im Jahr 2019 übernahm seine Vertraute Virginie Viard. Der wirtschaftliche Erfolg blieb ungebrochen, die Kritiken wurden jedoch etwas verhaltener.
Nun soll Matthieu Blazy wieder für Lobeshymnen sorgen. Bei Bottega Veneta schaffte er das mit jeder Kollektion, auch wenn es nicht viele waren.
Überraschte bei Bottega Veneta
Der Franzose heuerte erst 2021 bei dem italienischen Label an und konnte die hohen Erwartungen an ihn sogar noch übertreffen. Bottega war mit seinem Vorgänger Daniel Lee zu einer der begehrtesten Marken avanciert, der Umsatz verdoppelte sich.
Zur Überraschung vieler waren Blazys Entwürfe aber ebenso präzise und erfrischend. Und als eine der wenigen Luxusmarken hat sich Bottega bis zuletzt immer gut verkauft.
Mag es verspielt & puristisch
Nun hat ihn also Chanel abgeworben. Einen absolut skandalfreien Modemacher, der Handwerkskunst gerne hervorstreicht, sich viel mit der Bedeutung von Details beschäftigt und eine Leidenschaft für Accessoires hat.
Bei Bottega Veneta stutzte er kurzerhand das Designteam und hat die Kunsthandwerker mit in den kreativen Prozess aufgenommen. Blazy steht für Minimalismus gepaart mit Raffinesse. Er gilt als stiller Innovator, der die große Show nicht braucht.
Coup für Chanel
Ebenso wenig wie seine Entwürfe, die erst auf den zweiten und dritten Blick offenbaren, wie durchdacht sie sind. Das macht ihn zu einer Art Schlüsselfigur in einer Branche, in der Authentizität und handwerkliches Können immer mehr zum entscheidenden Maßstab für wahren Luxus werden.
Und das wiederum macht ihn zu einem Coup für Chanel, in einer Zeit, in der der Luxusmarkt strauchelt und nicht mehr wahllos darauf los gekauft wird.
Mit Blazy geht das Erbe von Coco Chanel wohl in eine angezogene aber freiheitsliebende Zukunft. Es wird tragbare Understatement-Luxusmode mit Detailverliebtheit, die sich auf Qualität besinnt.
"Wir haben Matthieu nicht ausgewählt, damit er einfach ‚Chanel macht'“, sagte Chanel CEO Bruno Pavlovsky in einem Vorab-Interview. Blazy sei derzeit ein großes Talent, aber er werde in Zukunft ein noch größeres Talent werden, so Pavlovsky zuversichtlich.
Beste Lehrer
Modekritikerin Vanessa Friedman bezeichnete Blazy schon vor einigen Jahren als "Magier von Mailand". Zuvor werkte der Modemacher mit Raf Simons für Calvin Klein, war bei Celine zu Phoebe Philos Zeit tätig, Designer für Maison Margiela und machte Praktika bei Nicolas Ghesquiere und John Galliano. Bessere Lehrmeister kann man sich wohl nicht wünschen.
Mächtige Paarung
Gemeinsam mit seinem Partner Pieter Mulier, der für Alaïa tätig ist, ist er mit Sicherheit die mächtigste Paarung, die die Modewelt derzeit zu bieten hat.
Bei Chanel wird Blazy ab 2025 für alle Haute Couture-, Ready-to-Wear- und Accessoires-Kollektionen verantwortlich sein.
"Ich bin begeistert und fühle mich geehrt, dem wunderbaren Haus Chanel beizutreten. Ich freue mich darauf, alle Teams kennenzulernen und dieses neue Kapitel gemeinsam zu schreiben", so Blazy in einem Statement.
Louise Trotter wird Kreativdirektorin von Bottega Veneta.
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