Paar beim Kochen

Wendy-Effekt: Warum man den Partner nicht bemuttern sollte

Du bemutterst deinen Partner und stellst deine eigenen Bedürfnisse hintenan? Wie der Wendy-Effekt deiner Beziehung schadet.

Jetzt einmal ganz ehrlich: Wer kennt jemanden, der seinen Partner dauernd umsorgt und bemuttert, weil dieser sonst nicht alleine zurechtkommen würde? Oder übernimmst du womöglich selber öfter die Mutterrolle in deiner Beziehung? Was es mit dem Wendy-Effekt auf sich hat, warum du diesen in deiner Beziehung lieber vermeiden solltest und wie du das anstellst.

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Wie Peter Pan und Wendy

Natürlich kümmert sich jeder in einer Beziehung auch um den Partner. Wenn dies allerdings soweit geht, dass man seine Bedürfnisse jeden Tag hinter denen des Partners anstellt, kann es problematisch werden. Beim Wendy-Effekt, oder auch Wendy-Syndrom, passiert genau das, indem ein Partner in der Beziehung viel Energie und Zeit damit zubringt, sich um den anderen zu kümmern.

Den Begriff gibt es bereits seit 1983, als der Psychologe Dan Kiley ihn, abgeleitet von der bekannten Geschichte von "Peter Pan", erfand. Genauer gesagt erwähnte er das Gegenstück dazu, den Peter-Pan-Effekt. Dieser bezieht sich auf einen Partner, der sich von der Person an seiner Seite bemuttern und umsorgen lässt, genauso wie Peter Pan in der Kindererzählung. Das Wendy-Syndrom trifft demzufolge zu, wenn ein Partner wie Wendy die Träume und Wünsche opfert, um sozusagen für den Peter Pan in der Beziehung da zu sein.

Nach Kiley schlüpfen in die Rolle des Umsorgten vor allem Männer, die ähnlich wie Peter Pan nicht erwachsen werden wollen und sich vor Verantwortung im Leben drücken. Im Gegenzug kann das dazu führen, dass die Person in der Mutterrolle – nach Kinley die Frau – unglücklich wird, da sie ihre Bedürfnisse und Wünsche zurückstellt.

Es betrifft vor allem Frauen

Obwohl man die Geschlechterrollen den Wendy-Syndroms nicht pauschalisieren sollte, ist es naheliegend anzunehmen, dass vor allem Frauen sich in der bemutternden Rolle wiederfinden und sich so für den Partner aufopfern. Das kommt daher, dass es Menschen betrifft, die ein starkes Bedürfnis danach haben, für andere zu sorgen. Und nach dem deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wenden deutsche Frauen täglich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer, was auch als Gender Care Gap bezeichnet wird. In Österreich wurde nach der Statistik Austria im untersuchten Zeitraum von 2008 bis 2009 zwei Drittel der unbezahlten Arbeit von Frauen erledigt (Eine aktuelle Studie wird vermutlich 2023 veröffentlicht).

Problem erkennen und dagegen vorgehen

Zum einen ist es hilfreich, erstmal innezuhalten und einen rationalen Blick auf die Beziehung zu werfen. Jede ist unterschiedlich und man sollte nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen. Gleichzeitig ist es wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein und vielleicht auch mit Familie oder Freunden darüber zu sprechen, wenn man sich unsicher ist. Charakteristika für den Peter-Pan-Partner wurden in einer Studie aus dem Jahr 2021 erforscht. Demnach kann man eine solche Person an folgenden fünf Merkmalen erkennen:

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  1. Emotionale Teilnahmslosigkeit, beziehungsweise eine Unfähigkeit, Emotionen richtig auszudrücken.
  2. Langsames Reagieren auf Anforderungen um Leben, einschließlich Prokrastination und spätes Erscheinen zu Terminen.
  3. Vermeiden von Verantwortung und kein Einsehen von Fehlern.
  4. Erwartungen, bemuttert zu werden, bis hin zur Anforderung, dass der Partner eine Mutterrolle im Leben einnimmt.
  5. Angespannte Beziehung und Distanz zum Vater.

Wenn man dann feststellt, etwas ändern zu müssen, sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass man sich in einer Partnerschaft nicht für alles verantwortlich fühlen muss. Empathie und Füreinander-da-Sein ist wichtig, allerdings sollte das nicht über ein gesundes Maß hinausgehen, sodass man die eigenen Bedürfnisse zurückstellt.

"Nein“ zu sagen kann schwierig sein. Es gehört aber dazu. Deswegen ist es ratsam, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten. Eine Angst vor Ablehnung sollte einen nicht davon abhalten, Forderungen auch einmal abzulehnen. Wichtig ist, dass man klare Grenzen setzt.

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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