In Festival-Laune: Worauf man beim Zelt-Sex achten sollte
Sonne, Sound und Outdoorlaune – dazu der eine oder andere Drink: Im besten Fall findet man sich eng umschlungen in einem Zelt wieder.
Es gibt einige Dinge, die funktionieren nur im hormonellen Ausnahmezustand oder wenn ein Mensch in Sachen „Dopaminkick“ gerade äußerst bedürftig ist. Der Geschlechtsakt am öffentlichen Sandstrand, zum Beispiel, auf einem Autositz am Waldesrand oder einem Heuboden, trotz bekannter Gräserallergie. Klingt alles recht reizvoll, geht aber nur bei sehr frisch Verliebten – oder bei Personen in der Midlife-Crisis auf der Suche nach einem dieser letzten Geilheitsmomente, von denen man im Ruhestand noch länger zehren kann.
Sex im Zelt fällt ebenfalls in diese Kategorie, wobei es darauf ankommt, um welches Zelt und welche Umstände es sich handelt. Erst unlängst hat mir der Mann einer Freundin von seiner neuesten Errungenschaft vorgeschwärmt: ein luxuriöses Kuppelzelt für acht Personen mit „toller Wassersäule“, in dem dieses Jahr beim kollektiven Campen der erweiterte Familienclan haust und in eigenen Schlafkabinen schlummern wird. Jö, mit den Schwiegereltern. Das Bild von der Lagerfeuerromantik mit Gitarrenklimpern, Rotwein und Würstelgrillen verwarf ich in diesem Moment sofort, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie es wäre, der Geilheit – Zeltwand an Zeltwand – freien Lauf zu lassen. Da das eheliche Stöhnen, dort ein großväterliches Schnarchen – oder womöglich umgekehrt. Egal, all das fällt fix in die Kategorie „too much information“.
Sex und Musik
Und trotzdem hat Zelt-Sex dieses gewisse Etwas an aphrodisierenden Ingredienzien – aber eben nur im Einmann- oder Zweimannzelt, ohne Anhang. Und idealerweise möglichst weitab vom Schuss, draußen, in der wilden Natur. Oder aber – anders faszinierend – bei einem Musikfestival unter freiem Himmel. „Es gibt keine Religion – außer Sex und Musik“, sagte Sting. Er hatte nicht unrecht. Zweifellos: Bei einem mehrtägigen Open-Air paaren sich vielerlei Aspekte zur stimmungsvollen Gefühls- Orgie: Sonne, Sound, Saft und Selbstbestimmung. Alltag? Was? Wie? Wo? Wurscht! Und: Prost! Da ist man vermutlich nicht abgeneigt, sich abseits des Headbangings alternativ zu bewegen. Wobei – das habe ich vor langer Zeit einmal gelesen und mir für immer gemerkt: Dass es die meisten Festivalbesucher auf dem Dixie-Klo treiben. Ich halte das nur für bedingt scharf.
Daher: 99 Punkte für den weitaus appetitlicheren Zelt-Akt. Großes Kino, solange man nicht überambitioniert zur Sache geht. Moderne Outdoor-Behausungen sind zwar atmungsaktiv und halbwegs wasserfest, doch in Sachen Geräuschkulisse maximal undicht. Sich im Crescendo Richtung Höhepunkt zu jubilieren, mag eine durchaus spannende exhibitionistische Zerstreuung sein, muss aber nicht zwingend für tosenden Applaus aus dem nahen Umfeld sorgen. Außer, man vögelt sich durch ein Death-Metal-Lineup – da kommt es auf das Dezibel mehr oder weniger nicht an. Weiters sollte man sich eher unkompliziert vergnügen – die meisten Stellungen aus dem Kamasutra eignen sich nicht, daher setze man lieber auf „Löffelchen“ und fauleren Sex – überhaupt, wenn dieser auf der Luftmatratze stattfindet. Könnte nämlich sein, dass das Zelt wackelt oder in sich zusammenfällt. Insektenphobiker sollten das Koitus-Experiment eher auslassen, Feuchttücher oder zumindest eine Küchenrolle wären praktisch, so man es halbwegs sauber haben möchte. Schließlich, wichtigster Punkt: Kondome stets griffbereit halten. Speziell, wenn es sich um eine frische Festivalbekanntschaft handelt, die sich das Zelt „nur kurz“ von innen anschauen will, um dann doch länger zu bleiben.
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