Spontaner Sex versus geplanter Sex: Was ist besser für die Liebe?

Spontaner Sex - ein erotisches Nonplusultra, das besonders befriedigt: richtig oder falsch?

Zügellos, wild, gierig – vor allem aber: impulsiv-spontan. So muss Sex sein – denken viele und scheitern daran. Wieder so ein Bild, wie schnackseln sein sollte. Vielleicht auch, weil es die meisten von uns so gelernt haben – durch irgendwelche Filme, in denen es Hollywood-Stars schnell mal im Auto oder im dunklen Hinterzimmer treiben. Heiß, sehr heiß, vor allem aber unberechenbar – so wollen wir das auch.

Und natürlich durch Pornos, in denen es jeder mit jedem immer und überall sofort tut. Dazu gesellen sich die Bilder von einst. Anfangs, alles klar: Da können Verliebte nicht einmal zwei Stunden still sitzen, ohne irgendwo am anderen herumzufummeln. Vögeln – allerorts, immerzu, jederzeit bereit. So muss Leidenschaft – im Hausflur, am Klo, im Bad, am Teppich, morgens, abends, immerzu. Eines Tages wacht man aus diesem feuchten Traum wieder auf und hat Kopfweh, Knieweh oder eine akute Laktoseintoleranz mit Heuschnupfen. Vögeln? Gut, aber gerade aus. Nicht jetzt, Baby, sorry. Vielleicht morgen, gerne übermorgen, ganz sicher aber nächste Woche.

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Doch das Bild ist trotzdem für immer fixiert: Sex muss spontan passieren, nur dann ist er echt, beziehungsweise wirklich befriedigend. Ein fatales Missverständnis, weil man sich einer sehr wichtigen Möglichkeit beraubt – nämlich, Sex bewusst zu planen. Aber die Vorstellung, gemeinsam mit seinem Partner abends bei einem Teller Spaghetti und Rotwein den Kalender zu zücken, um Zeit-Slots für „Koitus-Meetings“ zu suchen, irritiert und gefällt vielen nicht. Viel zu nüchtern! Als würden zwei Beamtenseelen ihre genitalen Bedürfnisse pragmatisieren, um sie schließlich in ein „Nine to five“-Schema zu gießen. Leider falsch.

Sex nach Kalender: geplant und trotzdem erotisch

Oft geht es gar nicht anders. Dass das Konzept „Ungeplanter Sex ist besserer Sex“ überbewertet ist, untermauert nun auch eine aktuelle psychologische Studie, die im The Journal of Sex Research erschienen ist. Im Rahmen von Umfragen stellte sich heraus, dass geplantes Vögeln genauso „sexy“ sein kann wie impulsives. Das mag vielleicht damit zu tun haben, dass auf diese Weise eine gewisse Erwartungshaltung oder Vorfreude erzeugt wird – als würde man ein gemeinsames Wellness-Wochenende, einen Urlaub oder ein feines Dinner im Lieblingslokal planen.

Denn ja, leider – da ist nun mal der Alltag als konstantes Korsett. Er ist dermaßen vollgepackt, dass viele Paare zur üblichen Schnackselzeit vollkommen erschöpft entweder vor dem Fernseher herumkugeln oder einfach nur ihre Ruhe haben wollen. Jeder für sich. Und so reizvoll die Idee auch sein kann, morgens eine rasante Nummer am Herd zu schieben – Obacht. Vermutlich ist die Platte noch vom Porridgekochen heiß, oder die Kinder müssen dringend in den Kindergarten, die Schule oder zur Omama. Also warten wir – auf den richtigen Moment, die saftige Gelegenheit, den magischen Augenblick, um irgendwann festzustellen, dass seit dem letzten Mal auch schon wieder ein paar Wochen vergangen sind. Man fragt sich: „Quando? Wann?“, um irgendwann festzustellen: „Nie.“

Die Alternative? Richtig! Planen – „um etwas zu arrangieren“. Nicht zwingend bei Spaghetti (es kann auch ein Käsebrot sein) – um dann darüber zu plaudern, wann, wo und wie was geht. Und auch wenn es die Wenigsten glauben: So eine Verabredung zum Sex kann sehr, sehr prickelnd sein – vorausgesetzt, der Erwartungsdruck wächst nicht ins Unermessliche und man bleibt trotzdem flexibel. Aber dann – dann ist endlich wieder Zeit. Neuer Tag, neues Glück, neue Lust. Und vielleicht eine (spontane) Überraschung, mit der keiner gerechnet hat.

Spiel mit mir!

Spielerisch zu bleiben, ist speziell für Paare in Langzeitbeziehungen wichtig – auch in Sachen Sex. Es gibt viele Spiele, die Verbundenheit, Kommunikation und das gewisse Knistern fördern. Wie etwa „Let’s Talk Love“, ein Fragespiel für Partner. Oder „Erzählt euch mehr“, ein Spiel für mehr Achtsamkeit und Reflexion für zwei. Ebenso: „Talk about“ – ein Kommunikationsspiel über Sex, Gefühle und Werte.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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