Rache-Sex oder "Ich-will-dich-zurück"-Sex: Warum wir mit jemandem schlafen
Die Liebe, die Geilheit, die Romantik: Ist es das, weshalb wir mit jemandem ins Bett hüpfen? Ja - aber nicht nur. Es gibt auch schräge Gründe für Sex.
Leider geil: Das klingt nach einem tadellosen und vor allem erfreulichen Beweggrund, sexuell aktiv zu werden. Doch wer annimmt, Menschen katapultieren sich immer nur der puren Libido oder Lebensfreude wegen in die Horizontale, irrt. Gründe, zu vögeln gibt es zahlreiche, sie haben oft gar nichts mit einer lustvoll gefärbten Gemütslage zu tun.
Das wurde vor einiger Zeit sogar wissenschaftlich erhoben. Forscher rund um David Buss, einem US-amerikanischen Psychologen, haben im Jahr 2007 insgesamt 2.000 Menschen befragt, weshalb sie mit jemandem in die Kiste hüpften. Naturgemäß lautete die häufigste Antwort so: "Weil ich mich zu der Person hingezogen fühlte", was manche weniger lieblich in den Satz "Weil ich scharf war" gossen. Andere vergnügten sich hingegen aus viel pragmatischeren Gründen – etwa um die eigenen sexuellen Fertigkeiten zu verbessern, neue Techniken zu probieren oder weil es einen Geburtstag zu feiern gab. Sex als Gönnung, die erotische Jubiläumsmischung, quasi. Nicht minder aufschlussreich, Argumente wie diese: "Ich war betrunken", "Meine Hormone waren außer Kontrolle", "Die Person war intelligent". Hm, schon seltsam, was Homo sapiens gedanklich so aus dem Hut zaubert: Als wäre der IQ ein ansteckender Erreger und via Erregung übertragbar.
"Ich-kämpf'-um-dich-Beischlaf"
Die Psychologen unterteilen die Sex-Gründe letztendlich in vier Hauptkategorien: körperliche Anziehung (wie etwa schöne Augen, tolle Figur, aber auch der Wunsch nach einem Orgasmus), Zielorientierung (berühmt werden, Geld verdienen, was erreichen), Emotionen (auf höherer Stufe kommunizieren, sich bedanken) sowie Unsicherheit (O-Ton: "Sex war der einzige Weg, damit mein Partner Zeit mit mir verbrachte"). Mitunter geht’s beim Koitus aber noch um völlig andere Ideen. Man denke nur an Rache-Sex, um es dem (untreuen) Partner heimzuzahlen, Motto: "Was du kannst, kann ich noch besser und heftiger. Ätsch." Interessant ist außerdem das Phänomen "Trennungs-/Scheidungssex". Da gehen zwei auseinander, doch kaum ist’s offiziell, knallt’s inoffiziell. Der letzte Akt. Ob "Breakup"-Sex eine gute Idee ist, sei dahingestellt, doch vielen Paaren hilft er, um einen Abschluss zu finden oder die Traurigkeit zu lindern.
Sex mit dem/der Ex mag auf den ersten Blick in eine ähnliche Kategorie fallen, ist aber trotzdem ein bisserl anders. Zwischen der Trennung und erneuten Begegnung liegen meist Monate, vielleicht ist’s gar ein Jahr – auf einmal: Bäm, Reanimations-Bumsen! Die spontane Anziehung funktioniert vor allem deshalb, weil man einander noch immer sehr gut kennt, aber gleichzeitig schon wieder fremd geworden ist. Eine brisante Mischung, die sich sehr spannend anfühlen kann. Danach aber: Weitergehen, es gibt nix mehr zu sehen! Ein bisserl heikel scheint mir Verzweiflungssex, auch: "Ich-kämpf-um-dich"-Beischlaf. Weil er auf dem emotionalen Nährboden eines Machtgefälles stattfindet: Eine/r will gehen, der/die andere will ihn halten. Dafür scheint jedes Mittel recht – von der emotionalen Erpressung bis zum Koitus mit den gewissen Extras. Denn nie bemühen sich Menschen mehr, ihr Allerbestes zu geben als im ambitionierten Projekt "Ich halt' dich, nicht nur ein bisschen". Ob’s was nützt, steht auf einem anderen Blatt oder im unmissverständlich formulierten Abschieds-WhatsApp "danach": "Schön war’s, aber ..." Eine letzte Variante aus dem Kaleidoskop "Sex aus Gründen": der "Sichs-selbst-und-anderen-beweisen-Sex". Eine Art demonstrative Geste, um zu zeigen, da geht noch was. Und um sagen zu können: Hey, ich hatte Se-hex! Alles gut – wenn’s gut war.
Libido
Männer sind triebhafter: Was nach einem Genderklischee klingt, scheint sich nun zu bestätigen. Eine wissenschaftliche Analyse von insgesamt 211 Studien ergab, dass Männer im Durchschnitt einen signifikant stärkeren Sexualtrieb haben als Frauen. Sie denken mehr an Sex, haben öfter sexuelle Fantasien und masturbieren auch häufiger als Frauen. Die Studie wurde im "Psychological Bulletin" veröffentlicht.
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