Was jeder Mann über seinen Penis wissen sollte

Was bei einer Erektion im Körper genau passiert, wissen die wenigsten Menschen – auch die Männer selbst nicht. Was schade ist – zumal der Penis manchmal Probleme macht.

Unlängst zufällig zwei Herren im besten Alter belauscht, sagte der eine zum anderen: „Nau, rat’ mal, wie entsteht eine Erektion?“ Sagte der andere zum einen: „Indem man einen harten Porno schaut.“ Da muss eine wie ich schon sehr standhaft bleiben, um nicht mit einem entschlossenem „Ähem“ zu intervenieren und ein lautes Stoßgebet Richtung Gott Priapos zu schicken.

Genau betrachtet bin ich mir aber gar nicht so sicher, ob jeder Mann weiß, wie sein Genital konkret funktioniert und wie es überhaupt zu einem Ständer kommt. Motto: Hauptsache, es funktioniert und flutscht. Das ist tückisch, denn was, wenn Willi nicht ans Werk gehen mag? So simpel der Reiz-Reaktions-Zyklus männlicher Sexualität meist dargestellt wird – eine Erektion ist am Ende eine beachtliche Höchstleistung von Psyche und Körper, bei der das Zusammenspiel von Eindrücken, Nervenreizen, Botenstoffen, Blutzirkulation und Muskelkraft einen anschaulichen Synergieeffekt erzielt. Da muss vieles stimmen. Erst der Reiz, dann die Reaktion, die eine biochemische Kaskade erzeugt, schlichter gesagt: Er wird geil. Nun schickt das Gehirn Signale quer durch den Körper, in Folge sorgt der Parasympathikus, quasi der Meditationsleiter des Körpers, dafür, dass sich die Muskulatur in den Arterienwänden des Penis entspannt und weitet. Jetzt können sich die Schwellkörper, als Hauptdarsteller der Standup-Comedy, mit Blut füllen. Damit werden die Venen im Penis abgedrückt, es „staut“ – der Penis wird steif. Im Idealfall bleibt er es – bis zum Orgasmus. Dann sorgt ein Hormon namens Prolaktin zügig dafür, dass er wieder zur Ruhe kommt und, allenfalls, einschläft.

Genau betrachtet bin ich mir aber gar nicht so sicher, ob jeder Mann weiß, wie sein Genital konkret funktioniert und wie es überhaupt zu einem Ständer kommt. Motto: Hauptsache, es funktioniert und flutscht. Das ist tückisch, denn was, wenn Willi nicht ans Werk gehen mag?

Wenn der Penis stresst

Doch manchmal stresst der Penis und tut bei dem ganzen Spaß nicht mit. Einer der häufigsten Gründe dafür: Es gelangt nicht ausreichend Blut an den Ort des Geschehens. Aber das ist noch nicht alles. Umso wichtiger wäre es, würden Männer besser Bescheid darüber wissen, was mit ihrem Körper beim Sex passiert – oder eben nicht.

Erektile Dysfunktion hat viele Ursachen, körperliche wie seelische. Wenngleich 90 Prozent organisch bedingt sind, sollte der Faktor Psyche keineswegs ignoriert werden – zumal sich das eine oft zum anderen gesellt und so fatale „Kreisläufe“ entstehen können. Man schämt sich für den Leistungsverlust so sehr, dass man psychisch unter Druck gerät. Diese Scham ist so alt wie die Menschheit, wie etwa in Ovids drittem Buch der „Amores“ nachzulesen ist: „Als schmachvolle Last lag ich im unbewegten Bett. Zwar schlang sie mir ihre Elfenbeinarme um den Hals, weißer als Sithon’scher Schnee, steckte mir die begehrlich ringende Zunge tief in den Hals und nannte mich ihren Gebieter. Jedoch lag mein Glied jämmerlich, wie abgestorben, schlaffer als die gestern gepflückte Rose.“ Dramatisch, zumal impotente Römer seinerzeit um ihren Status fürchten mussten, wie im Kapitel „Der Gott des Ständers“ des Buchs „Zehntausend Jahre Sex“ nachzulesen ist.

Angststörungen und Depressionen erhöhen aber auch heute noch das Risiko, dauerhafter Stress ist ebenfalls ein Erektionskiller. Bedeutend scheint mir außerdem, dass der Penis als „Antenne des Herzens“ gilt – und nein, das ist jetzt nicht poetisch gemeint. Potenzprobleme können ein erster Hinweis auf eine mögliche Arterienverkalkung und daher Vorbote für Schlaganfall oder Herzinfarkt sein. Schamhaftes Ignorieren ist folglich die denkbar schlechteste Art, damit umzugehen. Selbstliebe bedeutet nicht nur fröhliches Masturbieren, sondern sich um den Penis auch dann zu kümmern, wenn er mal nicht so schnurrt wie ein Turbolader.

Wasserspiele

Da kommt aber Freude auf: Anfang Juni launchte der Sexspielzeughersteller „Womanizer“den weltweit ersten Duschkopf, der speziell für die Masturbation entwickelt wurde. „Womanizer Wave“ wurde gemeinsam mit „hansgrohe“, einem deutschen Hersteller für Sanitärprodukte, kreiert – mit  drei unterschiedlichen Einstellungen. Erhältlich um 129 Euro bei womanizer.com

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

Kommentare